Lord Tedric 03 - Die Raumfestung
nicht sehen!«
»Ky-shan ist an solche Reaktionen gewöhnt. Er hat sein eigenes Essen.«
»Dann sehen wir uns bald.«
»Es wird mir ein Vergnügen sein«, sagte Tedric. Er salutierte, halb ernsthaft, halb ironisch.
Carey erwiderte die Geste mit einem gedankenverlorenen Augenausdruck. Er schien andere Dinge zu sehen, fernen Gedanken nachzuhängen.
Tedric wandte sich um und folgte Galton durch den sauberen, polierten, hell erleuchteten Korridor.
XI
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Fra Villion spricht
Als Tedrics nachtlose Tage in der Eisernen Sphäre zu Wochen wurden und diese wiederum zu einem Monat, fand er immer noch mehr als genügend interessante Dinge, die seinen Tag ausfüllten.
Er sah Matthew Carey sehr oft, Yod und Juvi häufiger, Milton Dass sehr selten und Fra Villion überhaupt nicht. Während ihrer zahlreichen Dinnerverabredungen beharrte Carey darauf, daß Villion bald erscheinen würde, doch wenn Tedric nachhakte, woher er das denn wissen wollte, wurde Carey immer still, lächelte nur und behauptete, daß er Villions Gedankengänge verstünde. »Sie dürfen nicht vergessen, daß ich ihn schon länger kenne als jeder andere lebende Mensch.«
Tedric verstand diese Behauptung nicht – Carey war mit Gewißheit noch auf der Erde gewesen, als Fra Villion zum erstenmal aus der roten Wolke hervorgekommen war –, aber Carey weigerte sich, das näher zu erklären, und Tedric konnte ihm kaum widersprechen, ohne die Tatsache zu verraten, daß er wesentlich mehr über Villion wußte, als es eigentlich der Fall hätte sein dürfen.
Der ihm verliehene Rang eines Kommandanten entband ihn von den regelmäßigen Dienstpflichten. Den größten Teil seiner Zeit verbrachte er folglich damit, sich mit der Geographie der Eisernen Sphäre vertraut zu machen. Es war eine faszinierende Konstruktion – ein echtes Relikt der Aliens. Die Komplexität und der hohe Stand der Technologie der Kugel bestätigten Tedric immer mehr darin, daß Fra Villion ein Biomensch sein mußte. Die Kugel gehörte einfach nicht in das Reich der Menschheit.
Der Kern der Sphäre – ein gutes Fünftel ihres Gesamtinnenraums – blieb den Verkabelungen und den Maschinen vorbehalten, die den künstlichen Planetoiden in Betrieb hielten. Tedric hatte es geschafft, mehrere Male in diese verbotenen Räume vorzudringen – obwohl an allen Eingängen Wachen standen, war er an ihnen vorbeigehuscht –, aber er hatte nichts von Nutzen herausbekommen können. Dort unten war das reinste elektronische Irrenhaus. Vielleicht mochte Milton Dass einen Teil der Innereien begriffen haben, aber Tedric war nicht Dass, und sein Wissen reichte nicht aus, um auch nur eines der Geräte zu begreifen.
Unmittelbar über dem Kern befanden sich die ersten der bewohnten Decks. Selbst dort war die Größe der Kugel schon gewaltiger als die Bedürfnisse ihrer Mannschaft, und der größte Teil der Deckfläche war ungenutzt. Jedem Besatzungsmitglied an Bord war eine Einzelkabine zugeteilt worden, und wenn auch keine davon so groß war wie die von Matthew Carey, so waren sie doch alle größer als die durchschnittlichen Passagierkabinen auf einem interstellaren Linienraumer. Es gab auch ein großes Freizeitangebot, das eine Turnhalle, einen Ballsaal und 3-D-Fernsehen einschloß. Tedric entdeckte vier automatische Küchen, zwei fast unbenutzte Bibliotheken und mehr als zwanzig Bars, die jedes nur erdenkliche Rauschgetränk ausschenkten.
Das alles bedeutete jedoch nicht, daß die Besatzung verwöhnt wurde. Im Gegenteil, das Einhalten der Dienstpflichten wurde scharf überwacht. Zum größten Teil bestanden diese in der Arbeit in den Schiffsbauanlagen. Offenbar waren die Einzelteile für den Bau einer großen Raumflotte zusammen mit der Kugel herangeschafft worden, doch nun mußten sie zusammengesetzt werden. An den meisten Tagen arbeiteten entweder Yod oder Juvi – manchmal auch beide – zwölf bis vierzehn Stunden daran. Tedric ging oft nach oben, um zuzusehen. Was er dort erblickte, faszinierte und beunruhigte ihn zugleich. Die Schiffe waren offenbar von Aliens entworfen worden. Nur ihre Antriebe – die üblichen N-Raumantriebe – glichen den Modellen des Imperiums. Und als er sich zu den Dockanlagen im Oberdeck begeben hatte, sah er, daß sie auch getestet wurden. Die Schiffe waren schnell, zuverlässig und fähig, schnelle, saubere Manöver durchzuführen. Alle waren sie ausgezeichnet bewaffnet, hatten Schutzschirme, Traktorstrahler und zahlreiche verschiedene Hitzestrahlwaffen.
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