Lord Tedric 03 - Die Raumfestung
Die Raumflotte des Reichs würde schon Schwierigkeiten haben, dem Angriff einer Armada solcher Schiffe standzuhalten – und damit war noch nichts über die Macht gesagt, die die Eiserne Sphäre selbst darstellte, ganz zu schweigen von Dass’ Materiezerrütter.
Wie Tedric war auch Dass zum Kommandanten ernannt worden und brauchte nicht regelmäßig Dienst zu tun. Doch anders als Tedric schien Dass nicht genügend Ablenkung zu finden, um seine Tage auszufüllen. Wann immer er mit ihm sprechen wollte, fand Tedric ihn entweder allein in seiner Kabine oder in den Freizeiträumen, wo er 3-D-Fernsehen schaute und eine große Auswahl reichhaltiger Nahrungsmittel verzehrte. Er schien schwermütig, zerstreut, lustlos und schlecht gelaunt zu sein. Manchmal schien er Tedric kaum zu erkennen oder sich an seinen Namen zu erinnern. »Früher habe ich nie etwas gegessen«, sagte er eines Tages zu Tedric und tätschelte seinen wachsenden Bauch. »Das war die einzige Möglichkeit, wie ich nachdenken konnte. Als ich den Materiezerrütter gebaut habe, da habe ich volle neun Tage hintereinander gehungert.«
Bei jedem anderen hätte Tedric das für eine maßlose Übertreibung gehalten, aber Dass übertrieb nie. »Ich hoffe, daß es die Sache wert war.«
»Was wert war?« fragte Dass.
»Den Hunger. Was ist eigentlich mit Ihrer Frau? Ich dachte, sie sollte hier sein. Haben Sie sie noch nicht gesehen?«
»Oh ja, ich habe sie gesehen. Sie ist hier.« Er bemühte sich, nicht beunruhigt zu erscheinen.
»Warum ist sie dann nicht bei Ihnen?« fragte Tedric und zeigte auf die Kabine, in der sie beide standen. Dass hielt seine Unterkunft so sorgfältig sauber und aufgeräumt, daß man kaum merken konnte, daß hier jemand lebte.
»Ach, sie haben ihr Arbeit gegeben. Sie wissen schon, wie Yod und Juvi, Schichtdienst. Sie und ich, wir sind Kommandanten und davon entbunden, aber sie ist nur eine einfache Soldatin – oder Matrosin.«
Tedric nickte höflich, aber er glaubte Dass kein Wort. Das Schöne an Dass’ Hang, die Wahrheit zu sagen, war, daß er nur sehr schlecht lügen konnte. »Wie haben Sie sie denn gefunden?« fragte Tedric.
»Wen gefunden?« Dass tat so, als sei er überrascht. Auch das spielte er nur sehr schlecht.
»Ihre Frau. Sie haben mir erzählt, daß Villion sie gefangengenommen hätte. Ist sie freigelassen worden, als wir ankamen, oder haben Sie sie erst suchen müssen?«
»Ach nein, sie ist zu mir gekommen.«
»Ich dachte, sie wäre eine Gefangene?«
»Na, sind wir das nicht alle? Hier, meine ich. Es gibt schließlich keinen Ausgang, oder?«
Tedric mußte zugeben, daß das stimmte, und doch konnte er sich Dass’ ausweichende Antworten über das Schicksal seiner Frau nicht erklären.
Er beschloß, Matthew Carey zu fragen, sofern der etwas darüber wissen sollte. Carey gab sofort zu, daß er Lola Dass schon seit Jahren kannte. Beide waren sie zur selben Zeit auf der Erde auf die Reichsschule gegangen. Ihre Familie hatte eine lange und ruhmreiche Vergangenheit, aber sie war alles andere als reich. Dass’ Familie war das genaue Gegenteil davon. Er selbst war ein sehr reicher Mann, dank einer Reihe nützlicher Erfindungen, die er schon früh gemacht hatte.
»Deshalb war eine Heirat zwischen den beiden für alle Parteien ganz nützlich«, sagte Carey. »Das ist zwar nicht weiter ungewöhnlich, aber ich kann mir kein bizarreres Paar vorstellen.«
»Wegen des Altersunterschieds?«
»Zum Teil, ja, aber das ist auch nicht sonderlich ungewöhnlich. Ich rede über die Tatsache, daß Dass zum Zeitpunkt der Heirat in einem Heim für Geisteskranke lebte.«
»Das wußte ich nicht«, sagte Tedric.
»Er soll ja ein Genie sein. Das kann ich nicht beurteilen, aber ich weiß, daß er völlig durchgedreht war. Das hat die Heirat für Lola ja auch so reizvoll gemacht. Sie konnte einen reichen Ehemann bekommen, ohne ihn auch nur einmal treffen zu müssen.«
»Da muß doch irgend etwas passiert sein.«
»Ist es auch. Dass wurde wieder gesund. Während der Eheschließungszeremonie. Ich wünschte, ich wäre dort gewesen, um ihr Gesicht zu sehen. Es muß phantastisch gewesen sein.«
»Dass scheint sie sehr zu lieben.«
»Würden Sie das nicht auch tun?« fragte Carey. »Sie hat ihn kuriert. Sie hat ihn wieder normal gemacht.«
»Deswegen hat er angefangen, für Fra Villion zu arbeiten.«
»Ach ja?« Carey schien sehr interessiert zu sein. »Hat er Ihnen das erzählt?«
»Er hat mir gesagt, daß Fra Villion seine Frau entführt
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