Lords of Salem: Roman (German Edition)
habe«, sagte Francis. » Ich nehme immer alles so ernst. Mein Gott, ich muss mich wie der letzte Arsch angehört haben.«
Heidi zuckte die Achseln. » Kein Problem«, sagte sie. » Wir hätten uns vorher mehr mit Ihnen und Ihrem Buch beschäftigen sollen. Es war sowieso eine dumme Frage.«
Er war versucht zu sagen, es gäbe keine dummen Fragen, wie er es zu seiner Zeit als Lehrer immer getan hatte. Aber eigentlich glaubte er das nicht. Er hatte es noch nie geglaubt. Und er war auch nicht geblieben, um sich zu entschuldigen. » Sie haben erwähnt, dass es für den Film …«, begann er und ließ den halben Satz im Raum stehen.
» Ja, klar, Mann«, sagte Herman neben ihr. » Nehmen Sie sich zwei Karten vom Empfangspult, wenn Sie rausgehen. Sagen Sie der Rezeptionistin, ich hätte gesagt, das geht klar.«
Francis nickte zum Dank, wandte den Blick jedoch nicht von Heidi ab. » Darf ich Sie fragen«, sagte er leise, » woher genau diese Musik kommt?«
» Was?« Sie hatte sich wieder zu ihren Unterlagen gedreht, um sich auf den nächsten Teil der Sendung vorzubereiten. » Die Rezeptionistin hat gesagt, die Platte lag plötzlich da, mit einer Nachricht an mich. Wahrscheinlich hat sie jemand vorbeigebracht, als sie auf dem Klo war oder so.«
» Sie war also an Sie persönlich adressiert?«, fragte Francis.
» Ja, allerdings. Sehen Sie sich das an.« Sie griff in die Tasche, zog einen zerknüllten Zettel heraus und reichte ihn ihm. Er holte seine Lesebrille hervor. Das Papier schien handgemacht. Die Schrift ist auch merkwürdig, dachte er. Eine sehr gute Imitation einer Handschrift aus dem siebzehnten Jahrhundert, wahrscheinlich mit einer Feder oder etwas Ähnlichem geschrieben. Für Adelheid Elizabeth Hawthorne , stand darauf. Von den LORDS .
» Adelheid Elizabeth Hawthorne«, sagte er. » Das sind Sie?«
» Ja. Ich wusste gar nicht, dass jemand meinen kompletten Namen kennt. Ein bisschen unheimlich, oder?«
» Ein bisschen.« Er hielt den Zettel in die Luft. » Haben Sie was dagegen, wenn ich den mitnehme?«
Sie wirkte ein wenig überrascht, zuckte jedoch mit den Schultern. » Von mir aus«, sagte sie. » Was wollen Sie damit?«
Er überlegte, ob er ihr die Wahrheit sagen sollte. Nein, beschloss er, das wäre keine gute Idee; es gab keinen Grund, sie mit einer wilden Geschichte aufzuschrecken, vor allem, nachdem er sich so über irrationale Vorstellungen und den Glauben an das Übernatürliche ereifert hatte. Er zwang sich zu einem Lächeln. » Ich sammle Bespiele interessanter Handschriften«, log er. » Ist nur so ein Hobby.«
Als Maisie kam, sah sie Dinge, hatte eine Art Vision. Sie stürmten auf sie ein, füllten den wenigen Platz aus, der ihr geblieben war, und überwältigten sie. Sie sah Jarrett mit durchgeschnittener Kehle auf den blutgetränkten Laken liegen. Sie sah, wie ihre Hände seinen Hals umklammerten und ihn erwürgten. Sie sah, wie er an die Bettpfosten gefesselt und am ganzen Körper mit Nadeln gespickt war. Sie sah, dass seine Augen ausgestochen waren, während sie über ihm hockte, ihm mit einem Rasiermesser die Genitalien abschnitt und das warme Blut auf ihren Bauch spritzen ließ. Sie sah, wie sie ihm die Brust aufkratzte, immer tiefer, bis sie mit den Händen durch das Fleisch drang, sein Herz herausriss und es langsam zu fressen begann. Es war gummiartig und schwer zu kauen, wie zu kurz gekochter Tintenfisch.
Sie sah sich selbst mit anderen in einem Kreis um ein Feuer stehen, mit dem Blut eines frisch geschlachteten Säuglings beschmiert und einem Zeichen in die Brust geritzt. Ein Ring mit einem umgedrehten Kreuz darin, das oben von einer Mondsichel und unten von einem Hügel begrenzt wurde, während sich links und rechts des Querbalkens jeweils ein Stern befand. Die anderen Frauen in dem Kreis waren zugleich wie sie und nicht wie sie. Ihre Kleider waren sonderbar und alt, als stammten die Frauen aus einer anderen Zeit. Und während sie sie ansah, rissen sie sich die Kleider vom Leib, brachen eine nach der anderen stöhnend und sich windend zusammen und überließen sich ihrer Lust, derselben Lust, die sie mit Jarrett empfand, in der echten Welt, als sie so heftig kam, dass ihr Kopf fast explodierte.
Danach, während sie erschöpft neben Jarrett lag, erwartete sie, dass das Tier in ihrem Körper verschwand, dass es sich zusammenrollte und schlafen legte und ihr wieder das Kommando überließ.
Aber es verschwand nicht. Und es überließ ihr nicht das Kommando. Es schien, als hätte
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