Lords of Salem: Roman (German Edition)
ruhig, aber hart. Dann versuchte Heidi, auf die Beine zu kommen, doch Morgan stieß sie mit einer Hand zurück, anscheinend ohne jede Anstrengung. Als Heidi es ein zweites Mal versuchte, schrie Margaret, öffnete dabei den Mund unnatürlich weit und entblößte einen glitzernden schwarzen Schlund, dessen Dunkelheit Heidis Vorstellungskraft überstieg. Bei ihrem dritten Versuch war es nicht Morgan, die sie zurückhielt, sondern ein langer pechschwarzer Arm; er hielt sie und wickelte sich fest um ihre Taille. Er schien aus dem Sofa herausgeschossen zu sein, mitten aus einem Kissen, und sie sah keinen damit verbundenen Körper. Sie kämpfte dagegen an, wollte sich befreien, doch schon bohrte sich ein zweiter pechschwarzer Arm durch ein anderes Kissen, klammerte sich an ihren Oberschenkel und grub seine Finger hinein. Dann zerrte ein weiterer an ihrer Schulter, und noch einer legte sich über ihren Mund.
Ihr Aufschrei wurde durch die Hand auf ihren Lippen gedämpft. Sie wehrte sich, doch es waren zu viele Arme, ein Dutzend nun, und alle packten sie, rissen an ihr, engten sie ein, nagelten sie auf dem Sofa fest. Und dann klammerten sich mehrere Dutzend pechschwarze Hände überall an sie, Arme schlangen sich um sie wie Dunkelheit, zogen sich zusammen, schnitten ihr den Atem ab, zerrten sie zurück gegen das Sofa. Sie kämpfte weiter dagegen an, doch eine Hand legte sich über ihre Augen und tauchte alles in Düsternis. Sie hörte das Geräusch ihres erstickten Atems, ihre gedämpften Schreie, bis sich etwas über ihre Ohren legte und der Atem und das wild hämmernde Herz nur noch in ihrem Kopf erklangen.
Sie spürte, wie sie hochgehoben und durch die Luft gezogen wurde. Die Hände, die sie hielten, fühlten sich immer unbestimmter an, lösten sich schließlich auf und verwandelten sich in etwas anderes, etwas, das sie noch immer im Griff hatte, auch wenn es manchmal zu verschwinden schien. Der Druck auf ihrem Mund entfernte sich, und sie konnte wieder ungehindert atmen. Auch ihre Ohren wurden allmählich freigegeben, sodass sie ihren hektischen, verzweifelten Atem hörte. Und dann löste sich auch die Blockade ihrer Augen, doch sie konnte noch immer nichts sehen. Sie blinzelte. Nein, es war nichts mehr vor ihren Augen; sie war von Dunkelheit umgeben.
Sie versuchte, Arme und Beine zu bewegen, doch sie wurden festgehalten, in gespreizter und ausgestreckter Position. Sie kämpfte dagegen an, aber was immer sie hielt, war zu stark für sie. Sie versuchte, sich zu beruhigen und ihre Atmung zu verlangsamen, und nach einer Weile gelang es ihr. Ihr Atem wurde entspannter und leiser, bis sie ihn kaum noch hören konnte.
Doch das sollte sich als Fehler erweisen, denn dadurch begann sie ein anderes schreckliches Geräusch wahrzunehmen. Ein tiefes vibrierendes Geräusch, das von einem einatmenden Tier hätte stammen können und langsam näher kam. Was ist das? , fragte sie sich. Während ihr Kopf sich mit Bildern eines geifernden Mauls füllte, wehrte sie sich verzweifelt dagegen, sich den daran befindlichen Leib vorzustellen. Es kam näher, wurde immer lauter, und sie spürte den heißen stinkenden Atem auf ihrer nackten Haut.
Über ihr ertönte ein Knistern, und ein rotes Licht begann zu blinken. Dort, weit oben inmitten der Dunkelheit, sah sie ein Jesus-rettet -Schild flackern und ihre Umgebung mit seinen Lichtblitzen erhellen. Allerdings gab es keine Umgebung. Sie schien über einem Abgrund zu schweben, umringt von Dunkelheit. Sie lag auf einem breiten langen Brett, das sich langsam auf und ab neigte. Ihre Arme waren, wie sie nun erkannte, an die oberen Ecken des Bretts gebunden und ihre gespreizten Beine an die unteren. Sie beobachtete, wie ihr Körper in dem Stroboskoplicht aufleuchtete, als würde es entscheiden, ob er weiter existierte oder nicht.
Der Tieratem hatte sich entfernt, doch sie konnte noch hören, wie er sie irgendwo dort in der Dunkelheit umkreiste. In einem Aufleuchten des defekten Schilds meinte sie einen Moment lang, Margaret Morgan neben sich stehen zu sehen, inmitten eines Kreises von Frauen, die Heidi umgaben, doch beim nächsten Blitz waren sie alle wieder verschwunden, und es gab nichts außer ihr selbst, dem Schild und der Dunkelheit.
Ganz langsam wurde der Atem wieder lauter. Sie hob den Kopf, um die Quelle ausfindig zu machen. Ein Lichtblitz erhellte einen monströsen Anblick – eine menschenähnliche Gestalt, aber entstellt und viel größer, die gebückt auf sie zustapfte.
Das Licht blitzte
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