Lords of Salem: Roman (German Edition)
verspritzte in alle Richtungen Blut. So unfassbar es auch sein mochte, aber es war eine andere Frau, die gemeinsam mit ihr in der Wanne lag. Etwas stimmte nicht mit ihr, die Arme waren spindeldürr und anscheinend blutleer, die Augen zuckten wild in den Höhlen. Heidi wich zurück, wollte sich aufsetzen und aus der Wanne springen, doch sie war schon über ihr, packte ihre Kehle und drückte zu.
Heidi verkrampfte sich, als sich die Daumen der Frau in ihren Hals gruben und die Luftröhre blockierten. Sie strampelte und schlug um sich, um den Griff der Frau zu lösen, und blutiges Wasser spritzte aus der Badewanne in alle Richtungen. Auch in ihre Augen und ihren Mund gelangte blutiges Wasser. Sie wollte der Wahnsinnigen die Augen auskratzen, doch die Frau fauchte und drehte den Kopf zur Seite, sodass sie sie nicht richtig zu fassen bekam. Heidi schlug auf ihre Arme ein, dann versuchte sie vergeblich, ihre Finger loszueisen.
Alles verschwamm vor ihren Augen. O Gott , dachte sie, ich werde sterben. Die Frau kam näher, zischte sie erneut an und lächelte, während blutiges Wasser aus ihrem Mund tropfte.
Heidi unternahm einen letzten Versuch, indem sie sich schwungvoll zur Seite drehte und zugleich an den Armen der Frau riss. Der Kopf der Frau knallte gegen die Wand, und eine Fliese zerbrach, aber durch die Bewegung rutschte Heidi so tief in die Wanne, dass ihr das Wasser übers Kinn schwappte.
Der Griff der Frau lockerte sich, und Heidi schnappte keuchend nach Luft. Ehe die Frau sich erholen konnte, schlug Heidi ihren Kopf erneut gegen die Wand, dieses Mal so hart, dass ein schwarzer Blutspritzer auf den Fliesen zurückblieb. Die Frau stieß einen schrecklichen, unmenschlichen Schrei aus, und eine zähe schwarze Flüssigkeit quoll aus ihrem Mund, tropfte in Heidis Augen und nahm ihr die Sicht. Heidi mühte sich, den Griff der Frau zu lösen, doch sie ließ noch immer nicht los, sondern drückte Heidi nach unten, noch tiefer in die Wanne hinein, presste ihren Kopf unter Wasser und schlug ihn gegen den Keramikboden. Heidi wehrte sich verzweifelt, versuchte, den Kopf aus dem Wasser zu heben, aber die Frau hielt sie fest und stieß sie sogar noch tiefer hinab. Gedämpft durch das Wasser hörte Heidi sie weiter schreien. Sie öffnete die Augen, konnte jedoch durch das blutrot gefärbte Wasser nichts erkennen.
Dann riss der Schrei plötzlich ab, und der Druck ließ nach. Heidi sprang, noch immer strampelnd und um sich schlagend, aus dem Wasser und schnappte nach Luft. Sie wappnete sich mit erhobenen Fäusten für einen weiteren Angriff.
Doch die Frau war nicht mehr da. Heidis Blick schoss durch den Raum, ihr Herz klopfte wild, und sie hustete sich das Wasser aus der Lunge. Das Wasser war nicht mehr blutig. Es sah völlig normal aus. Was zum Teufel war passiert? Bei der Flüssigkeit, die überall hingespritzt war, handelte es sich ebenfalls um normales Wasser, nichts Ungewöhnliches, und die Frau war einfach nicht da. Die Fliesen an der Wand waren unbeschädigt, nirgendwo eine Spur von Blut. Der Fernseher zeigte das normale Programm – den Fred-Astaire-Film –, und der Empfang war einwandfrei.
Hatte sie sich das alles eingebildet? Geträumt? Aber warum tat dann ihr Hals weh? Hatte sie einfach Wasser geschluckt? Nein, sie spürte noch die Daumen der Frau an ihrer Kehle und war sich sicher, dass sie, wenn sie aufstünde und in den Spiegel blickte, dort Blutergüsse sähe.
Aber wenn es wirklich geschehen wäre, wäre Steve dann nicht hereingestürmt und hätte sich die Seele aus dem Leib gebellt? Wo war Steve überhaupt? Warum war er nicht gekommen, als sie all das Wasser verspritzt und keuchend nach Luft gerungen hatte?
In ihrem Kopf drehte sich noch immer alles, sie war außer Atem, und Adrenalin schoss durch ihre Adern. Sie versuchte aufzustehen, um aus der Badewanne zu steigen, doch sie war zu benommen und musste sich in das wenige verbliebene Wasser zurücksinken lassen. Sie zog die Knie an die Brust, lehnte sich zitternd gegen die Wand und versuchte vergeblich zu begreifen, was geschehen war.
30
N ach einer Weile hatte sie sich so weit beruhigt, dass sie das Wasser ablaufen lassen und aus der Badewanne steigen konnte. Benommen und erschüttert taumelte sie aus dem Bad und ließ sich mit dem Gesicht nach unten auf die Chaiselongue fallen. Sie lag einen Augenblick dort, atmete tief durch und hob dann den Kopf, um zum Telefon zu kriechen, das auf dem Tisch gleich neben dem Sofa stand. Zitternd nahm sie den Hörer
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