Lords of Salem: Roman (German Edition)
spürte nichts. Die Kreatur zog den zweiten Fuß hinterher, sodass sie zwischen Heidis Beinen stand, und ging langsam in die Hocke, tiefer und tiefer, und trotz der Enge gelang es ihr irgendwie, Heidi nicht zu berühren. Die Badewanne schien für sie tiefer zu sein als für Heidi. Sie beugte sich vor und tauchte ein, bis sie unter der Wasseroberfläche verschwand. Sie war weg. Die andere Kreatur, die sie vom Türrahmen aus beobachtet hatte, lächelte.
Sie lag dort im aufsteigenden Dampf und lauschte dem langsamen Tropfen des Wasserhahns. Das statische Rauschen auf dem Bildschirm endete, und das Bild einer eisernen Maske tauchte auf, dieses Mal ganz deutlich. Sie wurde wie ein Käfig über den Kopf einer Frau gestülpt. Die Blicke der Frau schossen hin und her, während starke Hände sie festhielten und die Maske schlossen. Sie schrie, das konnte man an den Zuckungen ihrer Kehle erkennen, doch ihr Mund war unter der Maske verborgen.
Eine Hand mit einem Nagel kam ins Bild. Sie hob ihn vor das rechte Augenloch der Maske und hielt ihn dort, nur wenige Millimeter vom Auge entfernt. Das Auge zuckte hektisch und versuchte verzweifelt, zu entkommen. Plötzlich schlug ein Holzhammer fest zu und trieb den Nagel hinein. Das Auge zerplatzte, wobei eine gallertartige Masse herausspritzte. Der Hammer schlug erneut zu, und die Augenhöhle füllte sich mit Blut.
Kurz darauf tauchte die Hand mit einem zweiten Nagel auf und hielt ihn knapp über das andere Auge.
Hoch über der Badewanne bildete sich scheinbar aus dem Nichts ein Blutstropfen an der Wand. Langsam glitt er herab und bildete ein Rinnsal, das sich im Laufe des Wegs stetig vergrößerte. Ungefähr einen halben Meter über der Badewanne verdickte es sich und wurde zu einer Mischung aus zermahlenen Organen und Fleisch, einer Art Brei aus blutigen Überbleibseln. Der glibberige Strom schwappte in die Badewanne, wo er sich langsam ausbreitete. Er wand sich tastend durch das Wasser wie der Tentakel eines Oktopus. Er berührte Heidis Bein, wickelte sich vorsichtig darum und umspann kreuz und quer ihren Leib, bis das ganze Wasser zu einem trüben roten Brei wurde. Heidi, die noch immer den Waschlappen über dem Gesicht hatte und halb eingeschlafen war, bemerkte nichts.
Auf dem Fernseher brach wieder statisches Rauschen aus, dann formte sich das Bild einer Frau in der Badewanne. Die Badewanne glich der, in der Heidi lag, die Frau darin hatte ebenfalls einen Waschlappen auf dem Gesicht, und auch das Wasser war kein Wasser, sondern ein Schlick aus Blut und Fleisch. Aber die Arme waren zu abgehärmt und skelettiert, um Heidis zu sein.
Ganz langsam hob die Frau den Waschlappen vom Gesicht und entpuppte sich als Margaret Morgan.
Sie schien aus dem Fernseher zu Heidi in der wirklichen Badewanne zu blicken, während auf dem Bildschirm Blasen im blutigen Wasser aufstiegen, als begänne es zu kochen. Langsam erhob sich etwas zwischen Margaret Morgans Beinen, das nur allmählich als der missgebildete Kopf des kleinen Wesens mit den hervorquellenden Augen, das vor einer Weile im Türrahmen ihr Bein umklammert hatte, zu erkennen war. Es öffnete den Mund und grinste, während blutiges Wasser von seinem Kopf floss und zurück in die Wanne tropfte.
Dann, ganz langsam, tauchten Morgan und die missgebildete Kreatur tiefer ins Wasser und verschwanden unter der Oberfläche.
Unvermittelt schaltete sich der Fernseher ab.
29
B is auf Heidis Atemgeräusche war es still im Bad. Sie lag in der Wanne, weichte sich ein und versuchte, sich zu entspannen.
Nach einer Weile seufzte sie. Blind tastete sie auf dem Wannenrand nach dem Weinglas, konnte es jedoch nicht finden. Sie unternahm einen zweiten Anlauf, doch das Glas schien nicht dort zu sein. Vielleicht hatte sie es auf den Boden gestellt.
Sie zog den Waschlappen vom Gesicht. Sie hatte sich bereits halb zur Seite gedreht, um nach dem Glas zu suchen, als sie bemerkte, dass das Wasser trüb und blutrot war. Was zum Teufel? Im ersten Moment dachte sie, sie würde halluzinieren. Sie schloss die Augen und schlug sie wieder auf, doch die Badewanne war noch immer randvoll mit Blut.
Heidi rutschte zurück, sodass das blutige Wasser um sie herum aufwallte und über den Rand auf den Boden schwappte. Sie zog die Füße an, um aus der Wanne zu steigen, aber sie rutschten auf dem Wannenboden weg, und Blut spritzte ihr ins Gesicht und aufs Haar.
Sie stieß einen gellenden Schrei aus, doch in diesem Augenblick brach etwas aus dem blutigen Wasser hervor und
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