Lords of Salem: Roman (German Edition)
Spießgesellen.
Er streckte die Hand aus. » Lass mal sehen«, sagte er.
Alice faltete die Zeitung und reichte sie ihm. Erst versuchte er, sie zu lesen, indem er sie auf Armlänge von sich hielt, aber die Schrift war zu klein. Dann nahm er seine Lesebrille vom Tischchen und setzte sie auf.
Mordopfer identifiziert
Das Opfer des Mordes, der Salem, Massachusetts gestern erschütterte, wurde nun als der dreiunddreißigjährige Jarrett Perkins identifiziert. Seine Leiche wurde verstümmelt, doch zu Ausmaß und Art der Verstümmelung machte die Polizei keine Angaben.
Am frühen Morgen meldete Maisie Mather sich bei der Polizei. » Ich möchte einen Mord gestehen«, sagte sie. » Ich habe meinen Freund getötet.«
» Sie wirkte ruhig und gefasst«, erinnert sich der Beamte, der den Notruf entgegennahm. » Als ich sie fragte, wie sie sicher sein könne, dass er tot ist, sagte sie: ›Weil er keinen Kopf mehr hat.‹ Ohne zu zögern gab sie mir ihre Adresse und fügte hinzu: ›Holen Sie mich bitte ab, bevor es noch mal passiert.‹«
Als die Polizei eintraf, fand sie Perkins tot und Mather weinend in einer Blutlache vor.
Perkins, der ursprünglich aus Trenton, New Jersey stammt, zog vor ungefähr einem Jahr nach Salem. Er soll Mather kurz nach seiner Ankunft bei einer lokalen Musikveranstaltung kennengelernt haben und nach Auskunft seiner Freunde seitdem mit ihr liiert gewesen sein.
Mather, die ihr ganzes Leben in Salem verbrachte und ein Nachfahr des wegen seiner Rolle bei den Hexenprozessen berüchtigten Richters Samuel Mather ist, hat den Mord an Perkins in vollem Umfang gestanden. Sie behauptete jedoch, keine Kontrolle über ihre Handlungen gehabt zu haben.
» Offenbar will sie sich bei ihrer Verteidigung auf Unzurechnungsfähigkeit berufen«, sagt Staatsanwalt Michael Stewart.
Auf die Frage, ob der Staat sich auf ein solches Geständnis einlassen werde, schüttelt er den Kopf. » Angesichts der Grausamkeit dieses Verbrechens und der Art der Verstümmelung bleibt uns keine andere Wahl, als die Höchststrafe zu fordern.«
Da die Todesstrafe in Massachusetts 1984 abgeschafft wurde, liefe das auf ein mehrfaches Lebenslänglich hinaus.
Laut ihres Geständnisses tauschte Mather mit Perkins Intimitäten aus, als sie ein unkontrollierbarer Drang überkam. Sie stand auf, rasierte sich das Haar ab, ritzte ein Zeichen in ihre Brust und tötete Perkins anschließend mit einer Schere.
Als sie gefragt wurde, warum sie es getan habe, behauptete sie, sie wisse es nicht. Auch die Bedeutung des Zeichens sei ihr unbekannt. Die Polizei hat noch keine Beschreibung des Symbols veröffentlicht.
Mather wird von ihrem ehemaligen Arbeitgeber Brian Conn als » normaler, durchschnittlicher Mensch« bezeichnet. » Mit so etwas hätte ich in einer Million Jahren nicht gerechnet. Ich kann einfach nicht glauben, dass sie es war«, sagt er. Die Nachbarn beschreiben sie als » freundlich« und » außergewöhnlich großzügig«.
Mather litt in der Vergangenheit nicht unter psychischen Erkrankungen.
Francis seufzte. Was waren das nur für Zeiten? Was war aus den guten alten Tagen geworden, als man sich noch einfach hinter einem Felsen verstecken konnte und nicht erschossen wurde, solange man dort blieb? In Western wurde niemand zerstückelt. Zumindest konnte er sich nicht daran erinnern. Neben dem Artikel war ein Bild abgedruckt, das er sich nun genauer ansah. Ja, das Gesicht kam ihm bekannt vor. Er entdeckte darin natürlich eine gewisse Ähnlichkeit mit den alten Gemälden von Richter Mather, aber das war nicht alles.
» Hm«, sagte er.
» Was?«, fragte Alice.
» Sie kommt mir bekannt vor«, sagte er. Wo nur hatte er sie schon einmal gesehen? » Ich erinnere mich an das Mädchen.«
Alice stand auf, stellte sich hinter ihn und blickte auf das Bild. » Ich glaube nicht, dass ich sie kenne.«
Francis schnippte mit den Fingern. Es war ihm eingefallen. » Sie ist im letzten August bei der Spendensammlung im Museum gewesen. Ein nettes Mädchen«, sagte er. » Sie wirkte nicht wie jemand, der andere in Stücke schneidet.«
» Was, glaubst du, kann so ein Mädchen zu etwas so Schrecklichem treiben?«, fragte Alice.
Francis betrachtete weiter das Bild. Es gab eine gewisse Ähnlichkeit zu Mather, doch man sah keine Spur von Mathers Unnachgiebigkeit und Grausamkeit. Nein, auf der Spendensammlung war sie ein völlig normaler, liebenswerter Mensch gewesen. Es passte einfach nicht zusammen. » Verdammt, ich weiß es nicht«, sagte er
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