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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sonnenschein.«
    »Bis dahin dauert es noch etwas.« Die Königin stand auf, sah kurz zu Verence und… zog sich um. Aus dem roten Gewand wurde eins, das silbrig glänzte, den Schein der Fackeln so reflektierte, als bestünde es aus Myriaden von winzigen Schuppen. Das Haar glitt auseinander, gewann eine neue Struktur und wurde kornblond. Einige subtile Veränderungen erfaßten das Gesicht, und dann sagte sie: »Na, was hältst du davon?«
    Sie sah wie Magrat aus. Das heißt: Sie sah so aus, wie Magrat gern aussehen wollte und wie Verence sie sich vielleicht vorstellte. Oma Wetterwachs nickte. Sie erkannte eine gelungene Gemeinheit – davon verstand sie etwas.
    »Und du willst ihr so gegenübertreten«, sagte sie.
    »Ja, natürlich. Wenn es soweit ist. Zum Schluß. Aber sie braucht dir nicht leid zu tun. Immerhin stirbt sie nur. Soll ich dir zeigen, wie du hättest sein können?«
    »Nein.«
    »Es ließe sich ganz leicht bewerkstelligen. Es gibt nicht nur diese Zeitlinie, sondern auch noch andere. Möchtest du Großmutter Wetterwachs sehen?«
    »Nein.«
    »Es muß schrecklich für dich sein, zu wissen, daß du keine Freunde hast, daß niemand um dich weint, wenn du stirbst. Daß du nie ein Herz berührt hast.«
    »Ja.«
    »Bestimmt denkst du daran – an langen Abenden, wenn dir nur das Ticken der Uhr und die Kühle des Zimmers Gesellschaft leisten, wenn du die Schachtel öffnest und…«
    Die Königin winkte, als sich Oma loszureißen versuchte.
    »Tötet sie nicht«, sagte sie. »Lebend bereitet sie mir viel mehr Vergnügen.«
     
    Magrat rammte das Schwert in den Schlamm und griff nach der Streitaxt.
    Zu beiden Seiten erstreckte sich dunkler Wald. Die Elfen mußten aus dieser Richtung kommen. Hunderte mochten es sein, und es gab nur eine Magrat Knoblauch.
    Bisher hatte sie geglaubt, daß die Wahrscheinlichkeit bei Heldentum keine große Rolle spielte. Lieder, Balladen und Geschichten berichteten immer wieder von einer einzigen Person, die ganz allein den übermächtigen Feind besiegte.
    Jetzt ahnte sie, daß es in diesem Zusammenhang ein Problem gab. Lieder, Balladen und Geschichten brauchten es mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen. Besser gesagt: Sie logen oft.
    Sie dachte darüber nach, doch es fiel ihr nicht ein einziges historisches Beispiel für derartige Heldenhaftigkeit ein.
    Im Wald auf der einen Seite hob ein Elf seinen Bogen und zielte.
    Hinter dem Wesen knackte ein Zweig. Es drehte sich um.
    Der Quästor lächelte.
    »Heda, Kerlchen, bei mir sind die Bohnen verschmort.«
    Der Elf schwang den Bogen herum.
    Zwei Füße streckten sich ihm aus dem Grün entgegen, und erstaunlicherweise waren sie ebenso greiffähig wie Hände. Sie packten das Geschöpf an den Schultern und zerrten es mit einem Ruck nach oben. Es knackte, als der Kopf an die Unterseite eines Asts stieß.
    »Ugh.«
    »Geh weiter!«
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Pfads zielte ein anderer Elf auf Magrat. Und dann floß die Welt von ihm fort…
    So sieht das Innere eines Elfenbewußtseins aus:
    Hier sind die normalen fünf Sinne, doch sie alle sind dem sechsten untergeordnet. Es gibt kein Wort dafür, denn auf der Scheibenwelt ist die entsprechende Kraft so schwach, daß sie nur von aufmerksamen Schmieden bemerkt wird, die sie »Eisenliebe« nennen. Die Steuerleute von Schiffen hätten sie vielleicht entdeckt, wenn das magische Feld der Scheibenwelt nicht weitaus zuverlässiger gewesen wäre. Bienen spüren die Eisenliebe, denn Bienen spüren alles. Tauben orientieren sich mit ihrer Hilfe. Und sie teilt den Elfen überall im Multiversum mit, wo genau sie sich befinden.
    Für Menschen ist alles viel schwieriger. Dauernd stolpern sie durch unübersichtliche Geographie. Immer sind sie zumindest ein wenig verirrt. Das ist ein elementarer Aspekt ihres Wesens. Er erklärt eine Menge.
    Elfen haben die absolute Position. Sie sehen einen matten, silbrigen Glanz, der die Landschaft erhellt. Auch Lebewesen erzeugen die Kraft, und dadurch zeichnen sie sich deutlich ab. Sie knistert in ihren Muskeln, summt im Denken und Fühlen. Wer sich damit auskennt, kann durch winzige Veränderungen im Fluß der Eisenliebe selbst Gedanken identifizieren.
    Für Elfen stellt die Welt etwas dar, das man sich nehmen kann. Die einzige Ausnahme bildet jenes schreckliche Metall, das die Kraft trinkt und ihren Fluß so verformt wie schwere Gewichte eine Gummifläche. Es macht die Elfen blind und taub. Es nimmt ihnen die Gewißheit des Wo. Es beschert ihnen ein

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