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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gedacht.«
    »Ja, das stimmt. Früher einmal habe ich mich Illusionen hingegeben. Nun, werte Dame, inzwischen bin ich alt und vielleicht auch eine Vettel, aber dumm bin ich gewiß nicht. Du bist keine Göttin. Ich respektiere Götter und Göttinnen, solange sie wissen, wo ihr Platz ist. Und solange wir sie selbst schaffen. Es bedeutet, daß wir sie verkleinern können, indem wie nur die Teile von ihnen verwenden, die wir tatsächlich brauchen. Was die Elfen aus dem Märchenland betrifft… Vielleicht sind sie wichtig, um gut durch die Zeit des Eisens zu kommen. Vielleicht braucht man sie, um die Phantasie zu bewahren. Aber hier dulde ich sie nicht. Ihr weckt in uns Wünsche nach dem, das wir nicht haben können. Was ihr uns gebt, ist völlig wertlos, und dafür nehmt ihr alles. Schließlich bleibt uns nur der kalte Hügel und Leere und das Lachen der Elfen.«
    Oma holte tief Luft. »Deshalb sage ich: Verschwindet!«
    »Sorg doch dafür, daß wir verschwinden, Alte .«
    »Mit einer solchen Antwort habe ich gerechnet.«
    »Wir wollen nicht die ganze Welt. Dieses kleine Königreich genügt uns. Und wir nehmen es, ob es uns willkommen heißt oder nicht.«
    »Nur über meine Leiche, werte Dame.«
    »Wenn du dir so sehr den Tod herbeisehnst…«
    Die Königin schlug mental zu, wie eine Katze.
    Oma Wetterwachs zuckte zusammen und neigte sich ein wenig nach hinten.
    »Werte Dame?«
    »Ja?« fragte die Königin.
    »Es gibt keine Regeln, oder?«
    »Regeln?« wiederholte die Königin. »Was ist das?«
    »Dachte ich mir«, murmelte Oma. Und lauter: »Gytha Ogg?«
    Es gelang Nanny, den Kopf zu drehen.
    »Ja, Esme?«
    »Meine Schatulle. In der Schublade. Du weißt, was damit geschehen soll.«
    Oma Wetterwachs lächelte. Die Königin schwankte zur Seite, als hätte ihr jemand eine wuchtige Ohrfeige versetzt.
    »Du hast doch etwas gelernt«, sagte sie.
    »Ja. Du erinnerst dich sicher daran, daß ich den Kreis nie betreten habe. Weil mir klar war, wohin er führte. Deshalb mußte ich lernen. Mein ganzes Leben lang. Mir blieb nichts anderes übrig, als diesen steinigen Weg zu beschreiten – der jedoch nicht ganz so schwer ist wie der leichte. Ja, ich habe gelernt. Von den Trollen, Zwergen und Menschen. Selbst von den Steinen.«
    »Wir töten dich nicht.« Die Königin flüsterte nun. »Das verspreche ich dir. Du bleibst am Leben, um zu sabbern und zu geifern, um dich selbst zu beschmutzen, um von Haus zu Haus zu gehen und zu betteln. Und die Leute werden sagen: Seht nur, da kommt die alte Irre.«
    »Das sagen sie jetzt schon«, erwiderte Oma Wetterwachs. »Sie glauben nur, daß ich es nicht höre.«
    Die Königin schenkte diesem Hinweis keine Beachtung. »In meinem Innern behalte ich einen Teil von dir, der durch deine Augen blickt und weiß, was aus dir geworden ist.
    Und erwarte keine Hilfe«, sagte die Königin. Sie kam näher, und Haß loderte in ihren Pupillen. »Es wird keine Barmherzigkeit geben für die alte Irre. Wenn du am Leben bleiben willst, mußt du auf jeden Bissen achten, den du ißt. Und immer sind wir bei dir, in deinem Kopf, um dich an dein Los zu erinnern. Du hättest mächtig sein und viel erreichen können. Tief in deinem Innern wirst du’s wissen und dir nichts mehr wünschen als Dunkelheit und das Schweigen der Elfen.«
    Oma Wetterwachs hatte eine Überraschung für die Königin parat. Seilfasern der Fesseln fielen zu Boden, als sie plötzlich die Hand hob und zuschlug.
    »Damit drohst du mir?« fragte die Hexe. »Wo ich schon weiß, was es bedeutet, alt zu sein?«
    Die Königin fuhr sich mit den Fingern über das deutlich sichtbare Mal auf der Wange, während die Elfen ihre Bögen hoben und auf einen Befehl warteten.
    »Kehr in deine Welt zurück«, sagte Oma Wetterwachs. »Du glaubst, eine Art Göttin zu sein, aber du hast nichts begriffen, überhaupt nichts. Was nicht stirbt, kann auch nicht leben. Was nicht lebt, kann sich nicht verändern. Was sich nicht verändert, kann nicht lernen. Das kleinste Geschöpf, das irgendwo im Gras stirbt, weiß mehr als du. Ja, es stimmt, ich bin alt. Ich bin älter als du. Du hast länger gelebt als ich, aber ich bin trotzdem älter. Und besser. Und das, werte Dame, ist gar nicht schwer.«
    Die Königin öffnete ein Ventil für ihren Zorn.
    Die Wucht des mentalen Hiebs veranlaßte Nanny Ogg, sich zusammenzukrümmen. Oma Wetterwachs blinzelte.
    »Nicht schlecht«, krächzte sie. »Aber ich stehe noch immer. Ich sinke nicht auf die Knie. Und ich habe noch immer

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