Lords und Ladies
erstarrt vor Schreck da.
Es hatte keinen Sinn, an der Leine zu zerren. Herr Skindel traf eine rasche Entscheidung und hob das Tier hoch.
Es plätscherte laut, und dann ertönte mehrfaches Pochen, hervorgerufen von einem Bimsstein, der an die Seite einer aus Blech bestehenden Badewanne stieß.
Herr Skindel lief los.
Ein Klimpern war zu hören – die Saiten eines Banjos wurden gestimmt.
Die Welt hielt den Atem an.
Und dann ging’s los, wie ein Tornado, der über die Prärie hinwegfegte.
»Dääääääääääähhs…«
Drei Blumentöpfe neben der Tür platzten nacheinander. Schrapnellartige Splitter sausten an Herrn Skindels Ohr vorbei.
»… Zauuuuberers Staaab haaat eineeen Knaaauuuf am Eeendeee…«
Er warf die Ziege ins Haus und sprang hinterher. Seine Frau hielt sich bereit und schlug die Tür hinter ihm zu.
Die ganze Familie – auch die Ziege – duckte sich unter den Tisch.
Es lag nicht etwa daran, daß Nanny Ogg schlecht sang. Aber wenn die von ihren Stimmbändern verursachten Töne durch eine zur Hälfte mit Wasser gefüllte Blechwanne verstärkt wurden, so ergab sich etwas, das übers Akustische hinausging – es war schiere Unerträglichkeit.
Viele Sänger konnten mit hohen Tönen Gläser zerspringen lassen, doch Nannys hohes C pulverisierte Glas.
Die Moriskentänzer von Lancre saßen verdrießlich auf dem Boden und tranken aus einem Krug. Eine nicht sehr zufriedenstellende Probe lag hinter ihnen.
»Könnte besser sein, was?« fragte Dachdecker.
»Ich find’s nich’ sehr komisch«, brummte Weber. »Kann mir nich’ vorstellen, daß sich der König totlacht, wenn er einigen mechanischen Handwerkern zusieht, die sich beim Schauspielern ungeschickt anstellen.«
»Du bist nicht gut genug mit dem nicht gut sein«, meinte Jason.
»Wir soll’n uns ungeschickt anstellen«, sagte Weber.
»Ja, aber du trittst nicht wie jemand auf, der schlecht auftritt«, gab Kesselflicker zu bedenken. »Irgendwie bringst du’s nicht fertig. Du kannst doch nicht erwarten, daß all die noblen Herren und Herrinnen…«
Eine Brise seufzte übers Moor, brachte den Duft von Eis mit sich.
»… über uns lachen, weil wir nicht gut genug schlecht spielen.«
»Ich weiß überhaupt nich’, was an einigen einfachen Handwerkern, die ein Theaterstück aufführen, komisch sein soll«, sagte Weber.
Jason zuckte mit den Schultern.
»Angeblich haben in Ankh-Morpork die feinen Leute…«
Wieder flüsterte jäher Wind und trug in seinen Armen den Geruch von Schnee…
»…wochenlang darüber gelacht. Drei Monate lang hat man das Stück am Breiten Weg gezeigt.«
»Am Breiten Weg?«
»Dort gibt’s die bekanntesten Theater: die Scheibe, Lord Wynkins Mannen, die Bärengrube…«
»In Ankh-Morpork lacht man über alles«, brummte Weber. »Dort hält man uns für Einfaltspinsel und so. Die Leute glauben, daß wir dauernd Oh-ah sagen, irgendwelche dummen Volkslieder singen und nur drei Hirnzellen haben, die sich furchtsam in einer Ecke des Kopfes verstecken, weil wir dauernd Knieweich trinken und so.«
»Ja. Gib mal den Krug rüber.«
»Blöde Städter.«
»Wissen überhaupt nich’, wasses bedeutet, in einer kalten Nacht bis zur Achsel im Hinterteil einer Kuh zu stecken. Ha!«
»Und außerdem haben sie… He, wovon redest du da? Du hast doch gar keine Kuh.«
»Nee, aber ich kenne mich trotzdem damit aus.«
»Und, und, und sie wissen nicht, wie’s ist, wenn man auf ‘ner zugefrorenen Jauchegrube steht und es unter einem knackt und man genau weiß: Beim nächsten Schritt geht’s nach unten.«
Es gluckerte, als der Krug weitergereicht wurde.
»Schtimmt. Ja, das schtimmt. Und habt ihr die Schtädter beim Moriskentanz gesehen? Eine echte Katastrophe.«
»Was, Moriskentanz in einer Stadt ?«
»Nun, drüben in Sto Helit. Einige Zauberer und Händler hüpften umher. Hab’ ihnen eine Schtunde lang zugesehen. Die Burschen schtöhnten nicht einmal.«
»Arrogante Stadttypen. Kommen hierher, klauen uns die Dschobs.«
»Unsinn. Die wissen doch gar nicht, was ‘n richtiger Dschob is’.«
Es gluckerte erneut, aber etwas tiefer auf der Tonleiter. Die Botschaft lautete: Es dauert nicht mehr lange, bis ich leer bin.
»Und sie haben nie bis zur Achsel im…«
»Die Sache ist die. Die Sache ist. Die Sache. Sie ist. Ha! Lachen dauernd über anständige einfache Handwerker, wie? Ich meine. Ich meine. Ich meine. Was soll’s eigentlich? Ich meine. Ich meine. Ich meine. Bei dem Schtück geht’s um einige mechanische…
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