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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unserer Aufmerksamkeit bestimmt nicht entgehen.«
    Einige Sekunden intensiven nachdenklichen Schweigens folgten.
    »Nun…« Dachdecker sprach für alle Anwesenden, als er sagte: »Ich schätze, es ist unsere Pflicht der Allgemeinheit gegenüber, bei den Steinen zu wachen.«
    »Ich weiß nicht.« Jason war noch immer nicht ganz überzeugt. »Meine Mutter…«
    »Deine Mutter hat gut reden«, brummte Weber. »Von meinem Vater weiß ich: Als er jung war, hat deine Mutter…«
    »Schon gut, schon gut.« Jason gab sich geschlagen. »Ist wahrscheinlich nicht weiter schlimm. Immerhin proben wir nur ein Theaterstück. Schauspielerei. Wir tun nur so. Es ist keineswegs die Wirklichkeit. Aber es wird nicht getanzt, klar? Erst recht nicht der Stock-und-Eimer-Tanz.«
    »Wir proben nur«, sagte Weber. »Und, äh, passen auf.«
    »Das ist unsere Pflicht der Allgemeinheit gegenüber«, wiederholte Dachdecker.
    »Nun, gegen das Schauspielern am Steinkreis gibt es vermutlich nichts einzuwenden«, sagte Jason ungewiß.
     
    Es rasselte und schepperte.
    Die unheilvollen Geräusche hallten durch Lancre.
    Erwachsene Männer, die im Garten den Boden umgruben, ließen den Spaten fallen und flohen in die Sicherheit ihrer Hütten.
    Bing-boing-bang…
    Frauen erschienen in Türen, riefen verzweifelt nach ihren Kindern und forderten sie auf, sofort ins Haus zu kommen…
    BUMM-bang-boing. Knirschen und Knistern. BANG-bomm…
    Fensterläden knallten zu. Erschrockene Familienmitglieder beobachteten, wie Väter Wasser ins Feuer schütteten und Säcke in den Kamin stopften…
    Nanny Ogg lebte allein, weil sie die Ansicht vertrat, daß alte Leute Würde, Stolz und Unabhängigkeit benötigten. Außerdem: Jason wohnte nebenan. Er oder seine Frau, Wiehießsienoch, konnten leicht geweckt werden; es genügte, mit dem Stiefel ordentlich an die Wand zu treten. Shawn wohnte auf der anderen Seite und hatte auf Nannys Bitte hin einen Bindfaden mit mehreren Blechbüchsen verbunden: Auf diese Weise konnte ihm die Mutter sofort Bescheid geben, wenn sie ihn brauchte. Natürlich wurde dieses spezielle Alarmsystem nur im Notfall verwendet – wenn Nanny eine Tasse Tee wollte oder sich langweilte.
    Bong. Verflixt! Bumm-boing…
    Nanny Ogg hatte kein Badezimmer, verfügte jedoch über eine Badewanne aus Blech. Normalerweise hing das Ding an einem Haken im Abort, doch jetzt schickte sie sich an, es ins Haus zu ziehen. Es hatte bereits die Hälfte des Gartens durchquert, nachdem es von diversen Bäumen, Mauern und Gartenzwergen abgeprallt war.
    Drei große schwarze Kessel dampften auf dem Feuer. Daneben lagen bereit: sechs Handtücher; ein Badeschwamm; ein Bimsstein; die Seife; noch ein Stück Seife für den Fall, daß das erste verlorenging; die Schöpfkelle, um Spinnen herauszufischen; eine Gummiente, die sich schnell mit Wasser füllte und dann nicht mehr quiekte, sondern grunzte; eine Nagelfeile, die an einen Meißel erinnerte; eine große Bürste; eine kleine Bürste; eine noch etwas kleinere Bürste für schwierige Stellen; das Banjo; das Ding mit den Röhren und Zapfen, von dem niemand wußte, wozu es diente; und eine Flasche mit dem Badeelixier Klatschianische Nächte – ein Tropfen davon genügte, um selbst in hartem Lack Risse entstehen zu lassen.
    Bong-boing-bumm…
    Alle Einwohner von Lancre hatten gelernt, Nannys präsanitäre Aktivitäten als solche zu erkennen. Wer in dieser Hinsicht an Begriffsstutzigkeit litt, bekam später allen Anlaß, das bitter zu bereuen.
    »Aber es ist doch gar nicht April!« wunderten sich die Nachbarn, während sie die Vorhänge zuzogen.
    In einem weiter oben am Hügelhang gelegenen Haus griff Frau Skindel nach dem Arm ihres Mannes.
    »Die Ziege ist noch draußen!«
    »Bist du verrückt? Ich kann jetzt nicht mehr raus!«
    »Du weißt doch, was beim letztenmal passiert ist! Drei Tage lang blieb das arme Tier einseitig gelähmt, und wir konnten es nicht vom Dach runterholen!«
    Herr Skindel öffnete vorsichtig die Tür und sah hinaus. Es war still geworden – viel zu still.
    »Wahrscheinlich füllt sie die Wanne gerade mit Wasser«, spekulierte er.
    »Du hast noch ein oder zwei Minuten Zeit«, sagte Frau Skindel. »Wenn du jetzt nicht gehst, müssen wir wochenlang Joghurt trinken.«
    Der Mann nahm ein Halfter von der Wand neben der Tür, trat voller Unbehagen nach draußen und schlich zur Ziege, die an der Hecke festgebunden war. Sie hatte ebenfalls gelernt, die Zeichen des bevorstehenden Baderituals zu deuten und stand wie

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