Lords und Ladies
gewissen Beschränkungen, nicht wahr?«
»Nun, ich…«
Die Krone in Verences nervösen Fingern drehte sich immer schneller. Die Banditen hatten nicht nur das Dorf überfallen – wie sich nun herausstellte, veranstalteten die glorreichen Sieben irgendwo ein Picknick.
Nanny klopfte dem König auf den Rücken. »Ich schlage vor, du führst nun bei der Darbietung den Vorsitz und gesellst dich zu den anderen feinen Leuten. Ich kümmere mich um Magrat, keine Sorge. Ich bin selbst dreimal Braut gewesen, dabei sind nur die offiziellen Verlöbnisse gezählt.«
»Ja, aber sie sollte…«
»Vielleicht findet tatsächlich eine Hochzeit statt, wenn wir das Wörtchen ›sollte‹ nicht so häufig verwenden«, sagte Nanny. »Geht jetzt.«
»Wäre es nicht besser, wenn jemand hierbleibt?« fragte Verence. »Shawn hält Wache, aber…«
»An diesem speziellen Ort ist wohl kaum mit einer Invasion zu rechnen, oder?« hielt ihm Nanny entgegen. »Überlaß alles mir.«
»Nun, wenn du meinst…«
»Geht jetzt!«
Nanny Ogg wartete und hörte, wie der König und seine Begleiter die Treppe hinuntergingen. Kurz darauf rollte die Kutsche übers Pflaster, und eine Menge jubelte – die Hochzeitsgesellschaft verließ das Schloß, allerdings ohne Braut.
Nanny zählte stumm bis hundert.
Dann:
»Magrat?«
»Geh weg!«
»Ich weiß, wie es ist«, sagte Nanny. »Am Abend vor meiner ersten Hochzeit war ich auch ziemlich nervös.« Sie widerstand der Versuchung hinzuzufügen: Weil ich fürchtete, daß unser Jason als zusätzlicher Gast erscheinen könnte.
»Ich bin nicht nervös, sondern wütend !«
»Warum?«
»Das weißt du ganz genau!«
Nanny nahm den Hut ab und kratzte sich am Kopf.
»Ich habe keine Ahnung, was du meinst«, sagte sie.
»Er wußte Bescheid«, erklang Magrats dumpfe Stimme hinter der Tür. »Ich weiß, daß er Bescheid wußte, und ich weiß auch, wer’s ihm gesagt hat. Es war alles arrangiert. Bestimmt habt ihr über mich gelacht!«
Nanny betrachtete gleichgültig das Holz der Tür und runzelte die Stirn.
»Nein«, erwiderte sie.
»Nun, ich werde jedenfalls nichts mehr sagen.«
»Sie sind alle zur Vorstellung gegangen«, bemerkte Nanny Ogg.
Keine Antwort.
»Sie werden später zurückkehren.«
Wieder fehlte für einen Dialog die Antwort.
»Dann gibt’s Wein und Jongleure und Leute, die Wiesel durch ihre Hosenbeine kriechen lassen«, fügte Nanny hinzu.
Stille.
»Und schließlich wird ein neuer Tag beginnen. Was willst du morgen unternehmen?«
Stille.
»Du kannst natürlich zu deiner Hütte zurückkehren. Dort ist niemand anders eingezogen. Oder bleib eine Zeitlang bei mir, wenn du möchtest. Aber eins steht fest: Du mußt dich entscheiden. Du kannst nicht ewig da drin bleiben.«
Nanny lehnte sich an die Wand.
»Vor vielen Jahren hat mir meine Oma von der Königin Amonia erzählt, nun, ich nenne sie Königin, aber eigentlich war sie’s gar nicht, oder nur drei Stunden lang. Tja, während des Hochzeitsfests spielten sie Verstecken, und Amonia kroch in eine schwere, große Truhe auf irgendeinem Dachboden, und der Deckel klappte zu. Man fand sie erst nach sieben Monaten, und da war der Hochzeitskuchen schon ein wenig trocken geworden, wenn du verstehst, was ich meine.«
Stille.
»Wenn du keinen Wert darauf legst, mit mir zu reden…«, sagte Nanny. »Ich kann nicht die ganze Nacht hier im Flur verbringen. Morgen früh sieht alles anders und besser aus.«
Stille.
»Ich schlage vor, du legst dich einfach ins Bett«, fuhr Nanny Ogg fort. »Wenn du läutest, bringt dir unser Shawn heißen Tee. Um ganz ehrlich zu sein: Hier draußen wird’s allmählich recht frisch. Wirklich erstaunlich, wie sehr die Kühle an Gebäuden aus massivem Stein festhaftet.«
Stille.
»Na schön, ich gehe jetzt«, teilte Nanny dem hartnäckigen Schweigen mit. »Kann hier ohnehin nicht viel ausrichten, oder? Willst du wirklich nicht mit mir reden?«
Stille.
»Steh vor deinem Gott, verneige dich vor deinem König und knie vor deinem Mann – das richtige Rezept für ein glückliches Leben«, verkündete Nanny. »Nun, bis dann. Da fällt mir ein: Wie wär’s, wenn ich morgen früh komme und dir bei den letzten Vorbereitungen helfe?«
Stille.
»Dann ist ja alles klar«, sagte Nanny. »Tschüs.«
Sie wartete eine ganze Minute lang und gelangte zu dem Schluß, daß die gewohnten menschlichen Mechanismen in diesem besonderen Fall versagten. Normalerweise hätte Magrat längst den Riegel beiseite schieben, die Tür öffnen,
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