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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wie sie die
    Zugbrücke herabgelassen haben! Sie sind da draußen und waren hier
    drin, und sie töten nicht, sie lassen uns zunächst am Leben, um…«
    »Stillgestanden, Soldat!«
    Etwas anderes fiel Magrat nicht ein. Aber es schien zu funktionieren:
    Shawn stand stramm.
    »Jetzt hör mal…«, begann sie. »Alle wissen, daß es eigentlich gar keine
    Elfen gibt…« Ihre Stimme verklang, und sie kniff die Augen zusammen.
    »Das glaubt nur Magrat Knoblauch, nicht wahr? Al e anderen wissen es
    besser, stimmt’s?«
    Shawn zitterte. Magrat packte ihn an den Schultern.
    »Meine Mama und Oma Wetterwachs meinten, du sol test nichts da-
    von erfahren!« jammerte der junge Mann. »Sie meinten, es sei eine He-
    xenangelegenheit!«
    »Und wo kümmern sie sich derzeit um Hexenangelegenheiten?« fragte
    Magrat. »Hier ist weit und breit nichts von ihnen zu sehen, oder? Stehen
    sie viel eicht hinter der Tür? Nein! Liegen sie unterm Bett? Das scheint
    seltsamerweise auch nicht der Fall zu sein… Nur ich bin hier, Shawn
    Ogg. Und wenn du mir jetzt nicht endlich sagst, was du weißt… Dann
    sorge ich dafür, daß du den Tag bereust, an dem ich geboren wurde.«
    Shawns Adamsapfel hüpfte auf und ab, während er darüber nachdach-
    te. Nach einigen Sekunden befreite er sich aus Magrats Griff und lausch-
    te an der Tür.

    Der Gesang war verstummt. Magrat glaubte, draußen im Flur eilige
    Schritte zu hören, die sich entfernten.
    »Nun, Fräulein Königin, meine Mama und Oma Wetterwachs waren
    oben bei den Tänzern…«
    Magrat war ganz Ohr.
    »Und wo sind alle anderen?« erkundigte sie sich schließlich.
    »Weiß nicht, Fräulein Königin. Die Leute sind zur Vorstel ung gegan-
    gen. Aber inzwischen müßten sie längst zurück sein.«
    »Wo findet die Vorstellung statt?«
    »Keine Ahnung, Fräulein Königin. Fräulein Königin?«
    »Ja?«
    »Warum trägst du das Hochzeitskleid?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Es bringt dem Bräutigam Unglück, wenn er die Braut vor der Trauung
    im Hochzeitskleid sieht«, sagte Shawn. Er suchte Zuflucht in banalen
    Klischees, um seinem Entsetzen zu entkommen.
    »In diesem Fal stimmt es«, erwiderte Magrat. »Verence kann was erle-
    ben, wenn er mir über den Weg läuft.«
    »Fräulein Königin?«
    »Ja?«
    »Vielleicht ist den anderen etwas zugestoßen. Unser Jason wollte in ei-
    ner Stunde oder so zurück sein. Und inzwischen sind mehrere Stunden vergangen.«
    »Aber es sind fast hundert Gäste und alle Leute aus der Stadt. Gegen
    eine so große Menge können Elfen sicher nichts ausrichten.«
    »Das brauchen sie auch gar nicht.« Shawn trat ans unverglaste Fenster
    heran. »Von hier aus kann ich in den Kornspeicher auf dem Hof sprin-
    gen. Das Dach besteht nur aus Stroh, kein Problem. Dann schleiche ich
    durch die Küche und verlasse das Schloß durchs kleine Tor im mittwär-
    tigen Turm, und zwar mit militärischer Präzision.«
    »Warum?«
    »Um Hilfe zu holen, Fräulein Königin.«

    »Aber du weißt doch gar nicht, ob es überhaupt Hilfe gibt, die man holen kann.«
    »Hast du eine bessere Idee, Fräulein Königin?«
    Magrat schwieg.
    »Das ist… sehr tapfer von dir, Shawn«, sagte sie kurz darauf.
    »Bleib du hier«, meinte Nanny Oggs Sohn. »Dann geschieht dir nichts.
    Da fällt mir ein… Wie wär’s, wenn ich die Tür abschließe und den
    Schlüssel mitnehme? Dann kannst du gar nicht hinaus, selbst wenn du den Gesang hörst.«
    Magrat nickte.
    Shawn lächelte schief. »Ich wünschte, wir hätten hier noch ein Ketten-
    hemd. Aber das ist alles im Arsenal.«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich komme schon zurecht. Geh jetzt.«
    Shawn nickte. Auf dem Fenstersims zögerte er kurz und ließ sich dann
    in die Dunkelheit fallen.
    Magrat schob das Bett vor die Tür und nahm darauf Platz.
    Sie spielte mit dem Gedanken, ebenfal s aufzubrechen, doch in dem
    Fal bliebe das Schloß unbewacht zurück, was ihr nicht richtig erschien.
    Außerdem fürchtete sie sich.
    Es gab nur eine Kerze im Zimmer, und die war bereits zur Hälfte nie-
    dergebrannt. Wenn sie verlöschen würde, gäbe es nur noch Mondlicht.
    Magrat hatte Mondschein immer gemocht – bis jetzt.
    Draußen herrschte Stille. Zumindest die Geräusche der Stadt hätte
    man eigentlich hören sol en.
    Magrat dachte daran, daß es nicht unbedingt eine gute Idee gewesen
    sein mochte, Shawn mit dem Schlüssel gehen zu lassen. Wenn die Elfen
    ihn schnappten, konnten sie ohne Probleme ins Zimmer eindringen…
    Jemand schrie, und zwar ziemlich

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