Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
sreichtum
    beschränkte sich höchstens darauf, ein Paar Socken darin zu verstauen.
    Ridcullys Hut hingegen verfügte über kleine Schränke. Er hatte einge-
    baute Überraschungen. Zu seiner Ausstattung gehörten zum Beispiel vier
    ausziehbare Beine, über die man eine Rol e Ölhaut aus der Krempe zie-
    hen konnte, um so ein kleines Zelt zu bilden. Hinzu kamen ein kleiner
    Spirituskocher sowie Innentaschen mit diversen eisernen Rationen. Die
    abgeschraubte Spitze enthielt alkoholische Getränke für Notfälle. Mit
    anderen Worten: Sie wurden benötigt, wenn Ridcul y Durst hatte.

    Die hohle Spitze selbst diente als Becher, und der Erzkanzler bot sie
    Oma an.
    »Brandy?« fragte er.
    »Was hast du da auf dem Kopf?«
    Ridcully tastete behutsam danach.
    »Äh…«
    »Riecht nach Honig und Pferdeäpfeln. Und was ist das für ein Ding?«
    Ridcully griff nach dem kleinen Käfig. Er enthielt eine Tretmühle und
    eine komplexe Vorrichtung aus Glasstäben. Außerdem waren nicht nur
    zwei Futternäpfe zu sehen, sondern auch eine haarige und derzeit recht
    nasse Maus.
    »Oh, eine, äh, Idee der jungen Zauberer«, sagte Ridcul y verlegen. »Ich
    habe mich angeboten, die Sache… für sie auszuprobieren. Das Maushaar
    reibt an den Glasstäben, und dadurch gibt’s Funken, ja, und… und…«
    Oma Wetterwachs betrachtete das nicht mehr ganz saubere Haupt des
    Erzkanzlers und wölbte eine Braue.
    »Meine Güte«, kommentierte sie. »Was mag den Burschen als nächstes
    einfallen?«
    »Eigentlich weiß ich gar nicht, wie’s funktioniert, Stibbons ist für so
    was zuständig, und ich wollte ihm nur ein wenig behilflich sein und
    so…«
    »Welch ein Glück, daß du rein zufäl ig eine Glatze bekommst, wie?«

    In der Dunkelheit ihres Zimmers öffnete Diamanda die Augen – die sich
    verändert und einen perlmuttenen Glanz angenommen hatten.
    Ein Lied erklang, gerade an der Schwelle des Hörvermögens.
    Die Welt war anders. Ein Teil des erwachten Selbst blieb Diamanda,
    spähte durch den Dunst der Magie und sah eine Welt, die aus dünnen
    silbernen Linien bestand. Jene fadenartigen Gebilde bewegten sich stän-
    dig und vermittelten den Eindruck, daß alles eine Filigranpatina trug.
    Al es – bis auf Eisen beinhaltende Bereiche.
    Das Mädchen schlüpfte aus dem Bett und schützte seine Hand mit ei-
    nem Zipfel des Lakens, als es nach der Klinke griff und die Tür öffnete.

    Shawn Ogg stand ziemlich stramm.
    Derzeit bewachte er das Schloß und fand heraus, wie lange er auf ei-
    nem Bein stehen konnte.
    Dann fiel ihm ein, daß sich so etwas nicht für jemanden ziemte, der die
    Kampfkunst beherrschte. Daraufhin veränderte er die Position und ahm-
    te Nummer 19 nach, »der doppelte Sprungtritt der fliegenden Chrysan-
    theme«.
    Nach einer Weile hörte er etwas. Das Geräusch schien einen Rhythmus
    zu haben und erinnerte ihn vage an eine zirpende Heuschrecke. Es kam
    aus dem Schloß.
    Langsam drehte er sich um und blieb wachsam – für den Fall, daß
    feindliche Horden aus dem Ausland angriffen, während er ihnen den
    Rücken zukehrte.
    Shawn überlegte. War seine Pflicht, das Schloß vor Dingen zu schüt-
    zen, die sich darin befanden? Nein, wohl kaum. Gefahr drohte meistens von außerhalb. Deshalb die Mauern und Zinnen und so. Er dachte an das große Poster, eine Beilage des Buches Alle Belagerungswaffen dieser Welt. Ja, mit solchen Sachen kannte er sich aus: Angriffe kamen praktisch immer
    von draußen.
    Man konnte Shawn nicht unbedingt als schnel en Denker bezeichnen,
    aber er entsann sich nun an den Elfen im Kerker. Das Geschöpf war
    eingesperrt. Er hatte die Tür selbst abgeschlossen. Außerdem gab’s über-
    all Eisen. Ja, Mama hielt das Eisen für sehr wichtig.
    Und doch…
    Shawn beschloß, kein Risiko einzugehen. Er zog die Zugbrücke hoch,
    ließ das Fal gatter herab und sah über die Mauer. Doch seinen argwöhni-
    schen Blicken boten sich nur Nachtluft und Dunkelheit.
    Nun spürte er das Geräusch. Aus den Steinen schien es zu kommen, mit einer gezähnten akustischen Kante, die an den Nerven sägte.
    Der Elf konnte das Verlies doch nicht verlassen haben, oder? Nein,
    unmöglich. Welchen Sinn hatte es, Kerker zu bauen, aus denen man
    entkommen konnte?
    Das Geräusch kletterte die Tonleiter empor und stieg sie wieder herab.

    Shawn lehnte seine rostige Pike an die Wand und zog das Schwert. Er
    wußte, wie man damit umging. Zehn Minuten täglich übte er, und mei-
    stens bot der Strohsack hinterher einen traurigen

Weitere Kostenlose Bücher