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Loreley

Titel: Loreley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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her schon das zweifelhafte Ve r gnügen gehabt hätte, in einem Kerker zu sitzen, und sie alle wussten, dass der Fluchtweg, den Baan ihnen bot, einzigartig war. Ve r wirrt, aber ohne weitere Fragen zu stellen, eilten sie hinaus ins Du n kel. Nur Ailis blieb einen Moment länger stehen.
    »Du bist Ailis, nicht wahr?«, flüsterte der Ritter.
    Dann hatte er sie also doch erkannt. »Ihr müsst mir s a gen, wie es Fee geht«, ve r langte sie eindringlich.
    Er wandte einige Herzschläge lang den Blick ab, als könne er ihr plötzlich nicht mehr in die Augen sehen. »Äußerlich wirkt sie gesund«, gab er schließlich zurück. Plötzlich packte er Ailis an den Schultern. »Was weißt du über sie, Mädchen? Rede!«
    »Ihr würdet mir doch nicht glauben«, sagte sie leise. »Was ist geschehen, dass Ihr uns laufen lasst?«
    Er atmete tief durch, als fiele ihm jedes Wort unsagbar schwer. Da begriff Ailis, dass er noch immer im Zweifel war, o b er tatsächlich das Richtige tat. Er fühlte sich wie ein Verräter.
    »Ich bin zur heißen Quelle geritten, um ihr von euch zu erzählen«, sagte er. »Auf dem Weg dorthin begegn e ten mir zwei meiner Schäfer, die offenbar gerade von dort kamen. Sie wirkten verlegen, als sie mich erkannten, aber ich fragte nicht, was sie dort zu suchen hatten. Stat t dessen ritt ich weiter zur Quelle, und dort fand ich Fee in der Umarmung eines dritten Mannes, eines alten Einsie d lers, der in unserer Kapelle die Messe liest!« Abscheu und Unglauben standen Baan so deutlich ins Gesicht g e schri e ben, dass Ailis einen Moment lang fürchtete, er würde kein weiteres Wort mehr herau s bringen. Dann aber fuhr er stockend fort: »Fee sah mich an, über die Schulter des Alten hinweg, und schreckliche Wut sprach aus ihren Augen. Nie zuvor habe ich sie so ges e hen. Und dann begann sie zu singen! Das Nächste, was ich weiß, ist, dass der Alte plötzlich verschwunden war und Fee neben mir auf den Felsen kauerte, nackt, offenbar gerade erst aus dem Wasser gestiegen, und mich voller Sorge ansah. Sie sagte, ich sei plötzlich bewusstlos geworden. Als ich sie wegen des Einsiedlers zur Rede stellen wollte, meinte sie, ich müsse wohl den Verstand verloren haben, ihr so etwas zu u n terstellen. Sie sei die ganze Zeit über allein gewesen, und was immer ich gesehen hätte, sei nur in meiner Vorstellung da gewesen.«
    Wieder horchte er hinauf in das Dunkel des Treppe n hauses, dann erzählte er im Flüsterton weiter: »Ich war bereit, ihr zu glauben. O ja, das war ich wirklich! Ich wollte ihr von euch Spielleuten erzählen, doch sie unte r brach mich schon nach den ersten Worten. Erneut war dieser furchtbare Zorn in ihren Augen, den ich gerade erst als Hirngespinst abgetan hatte. Aber da war er wi e der, genau wie zuvor, als ich den Einsiedler bei ihr ges e hen hatte! Sie fragte mich, ob eine Frau bei den Spielle u ten sei, und sie gab mir eine Beschreibung, die haargenau mit jener übereinstimmte, mit der sie mir früher ihre be s te Freundin Ailis geschildert hatte! Es war fast, als hätte sie erwartet, dass du mit einem Haufen Gaukler hier bei uns auftauchst! Auf jeden Fall wurde mir sofort klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Erst die Schäfer und der Ei n siedler und dann das. Ich sagte, nein, eine Frau sei nicht dabei. Und sofort wurde sie vollkommen gleichgültig und stieg zurück ins Wasser. Es war ihr egal, verstehst du? Ich hatte g e glaubt, die Ankunft einiger Musikanten würde ihr Freude bereiten, aber sie wollte nichts mehr davon hören. Also ritt ich zurück, erklärte meinen Mä n nern, ich hätte euch als Diebesbande erkannt, und ließ euch in den Kerker werfen. Als Fee später nach Hause kam, erzählte ich ihr, ich hätte euch beim Stehlen ertappt und eingesperrt. Das war für sie wohl der letzte Beweis, dass es sich bei euch um gewöhnliche Spielleute handelt, und, wie ich gehofft hatte, verlangte sie nicht einmal mehr, euch zu sehen.«
    Draußen kehrten die Gaukler aus der Scheune zurück, ihre Instrumente und Bündel im Arm. Buntvogel trug Ailis’ Schwert und winkte ihr aufgeregt zu.
    Sie wollte nach draußen laufen, doch Baan hielt sie am Oberarm zurück. »Du musst mir sagen, was mit Fee g e schehen ist! Du weißt es doch, oder?«
    Sie nickte und überlegte noch, was sie antworten kö n ne, als sie plötzlich etwas hö r te. Leise Schritte, weiter oben ihm Turm. Ein Blick in Baans Gesicht verriet ihr, dass er nichts bemerkt hatte.
    Aber da, sie hörte es genau! Jemand kam auf nackten Sohlen

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