Loretta Chase
Badgeley«, versuchte Lady Lithby zu beschwichtigen.
»Gentlemen
ohne Familie finden es oft einfacher, ihre Wäsche außer Haus zu geben.«
»Mr.
Carsington mag ein alleinstehender Gentleman sein, aber er logiert nicht in
London«, erwiderte ihr Mrs. Badgeley und wandte sich wieder ihm zu. »Sie
sind ein begüterter Gentleman – und das in nicht unbeträchtlichem Maße. Wenn
Sie Ihre Wäscherei ungenutzt leer stehen lassen, gehen Sie allen mit schlechtem
Beispiel voran. Sie ermutigen das Gesinde geradezu, sich unsittlich zu
verhalten. Dass sie sich in den Stallungen herumtreiben, ist wahrlich schon schlimm
genug, lässt sich aber nur schwer unterbinden. Ein leer stehendes Gebäude lädt
das Gesinde nachgerade ein, darin Unzucht zu treiben.«
Sollen sie
doch, dachte Darius. Es war ein Naturinstinkt und eine der beiden Freuden,
welche die niederen Stände im Leben hatten: Unzucht und Trunkenheit.
Normalerweise hätte er auch genau das gesagt und damit seinen Ruf verfestigt,
herzlos und enervierend zu sein. Doch wusste er, dass er auf diese Weise Mrs.
Badgeley nicht so bald loswürde.
Die
effektivste Art, sie rasch loszuwerden, war die Lithby-Methode: sich den
Anschein geben, als hörte man aufmerksam zu – und letztlich zu tun, was einem
gefiel.
Und so
sagte er: »Ein sehr guter Punkt, den Sie da angesprochen haben, Mrs. Badgeley.
Ich werde alles Weitere veranlassen. Wenn es nicht zu viel der Mühe ist,
könnten Sie mir ja vielleicht einige, über jeden moralischen Zweifel erhabenen
Kandidatinnen empfehlen. Meine Haushälterin Mrs. Endicott ist selbst neu in der
Gegend und mit den hiesigen Gepflogenheiten
und Familien noch nicht vertraut genug, und ich bin mir sicher, sie wüsste
Ihren Rat sehr zu schätzen.«
»Das würde
sie gewiss«, pflichtete Lady Lithby ihm bei. »Da fällt mir auch ein, dass
ich Sie fragen wollte, ob Sie vielleicht wüssten, was wir mit den alten
Ballkleidern Lady Margarets machen könnten, die wir kürzlich noch gefunden
haben. Eines oder zwei werden wir wohl behalten. Für einen Kostümball sind sie
allemal zu gebrauchen. Aber was tun mit dem Rest? Der Stoff ließe sich
natürlich noch verwenden, doch fürchte ich, dass er zu vornehm für die
Dienstboten ist, ganz zu schweigen von den Armen.«
»Ballkleider,
sagten Sie?« Mrs. Badgeley war ganz Ohr. »Man erzählt sich, dass Lady
Margaret zu ihrer Zeit ein vortreffliches Gespür für Mode gehabt haben
soll.« Mrs. Badgeley bewies, dass in jeder zänkischen Alten immer auch
eine Frau steckte. Darius war nicht entgangen, wie ihre Augen auf einmal
strahlten, als Lady Lithby die Ballkleider erwähnte.
Im Nu waren
die beiden Frauen auf und davon, die Wäscherei vergessen. Er wartete, bis sie
außer Hörweite waren, dann schloss er die Tür wieder.
Er eilte
zurück zu dem Wäschehaufen in der Ecke.
Eine
Schürze flog ihm ins Gesicht.
Zunächst
sah er nur Lady Charlottes Hand aus der Wäsche ragen, ehe es ihr gelang, sich aus
dem Linnenberg zu befreien.
Wutschnaubend
setzte sie sich auf, eine seiner Unterhosen auf dem Kopf. »Du!«, schnaubte
sie. »Wie konntest du es wagen?«
Er biss
sich auf die Lippe. Er hüstelte. Er kicherte und gluckste. Bis er schließlich
in lautes Gelächter
ausbrach.
Finster sah
sie an. »Ich wagte kaum zu atmen«, sagte sie. »Und dann hat meine Nase angefangen
zu jucken, und dann...«
Sie
verstummte und starrte ihn wütend an. Wahrscheinlich wunderte sie sich, warum er
wie ein Idiot grinste.
»Was?«,
fragte sie. »Was?«
»Meine
Unterhose«, sagte er. »Auf deinem Kopf.«
Sie schaute
nach oben.
»Du hast
meine Unterhose auf deinem Kopf«, sagte er.
Schweigen.
Und
schließlich: »Ach so. Ja, natürlich. Das mache ich manchmal, eine Unterhose auf dem Kopf
tragen. Das ist eine der vielen interessanten Eigenarten einer Person, die man
kennenlernt, wenn man die betreffende Person besser kennenlernt. «
»Draußen
würde ich an deiner Stelle nicht so herumlaufen«, sagte er.
»Dann eben
nicht.« Sie seufzte. »Wahrscheinlich möchtest du sie auch gerne zurückhaben.«
»Immerhin
ist es meine.«
Mit spitzen
Fingern nahm sie sie vom Kopf und warf sie ihm zu.
Wie er sie
da so inmitten der zerwühlten Laken sah, erschien ihm seine Zukunft voller
Kissenschlachten ... und Unterwäsche, die kreuz und quer durchs Schlafgemach
flog ...
Der Gedanke
erwärmte ihn.
Er erwärmte
ihn sogar sehr.
»Ich sollte
lieber zurückgehen«, sagte sie. »Wenn die beiden mit Mrs. Endicott reden wollen,
könnte Molly sich
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