Loretta Chase
Luft, ehe sie sagte: »Ich liebe dich.«
Er schaute
sie an, und seine bernsteinbraunen Augen schimmerten golden wie Kerzenschein.
»Wirklich?«
»Ich kann
nicht anders«, bekannte sie. »Du bist zu einer meiner Gewohnheiten geworden.«
»Daran
könnte ich mich gewöhnen«, sagte er. »Und ich finde dich ausgesprochen bezaubernd
mit meiner Unterhose auf dem Kopf.« Er küsste sie. »Aber nun sollten wir lieber
auseinandergehen. Ich bin heute sehr empfänglich für deine Reize und kann nicht
schon wieder in Erregung geraten. Wir haben keine Zeit, verflixt.«
Behutsam
zog er sich zurück.
»Ich bin
mir nicht mehr sicher, ob das mit der langen Brautwerbung eine gute Idee war«,
sagte er. »Wenn wir so weitermachen, werden wir einen Skandal auslösen. Ein Wunder,
dass wir noch nicht erwischt worden sind.«
»Da hast du
recht«, meinte sie. »Es ist so leicht, töricht zu sein. Kein Wunder, dass von langen
Verlobungen abgeraten wird. Wenn man jemanden liebt, ist es ziemlich schwer,
eine schickliche Distanz zu wahren.«
Sie nahm
eines der Handtücher und machte sich frisch. Er tat es ihr nach, so zügig und
effizient, dass sie lächeln musste.
»Mrs.
Badgeley hatte recht«, fand sie. »Wäschereien sind geradezu Sodom und Gomorrha.
Man gerät einfach zu leicht in Versuchung. Bergeweise weiche Wäsche, auf der man
liegen, knien oder sitzen kann. Und all das praktische Linnen, um danach die
Spuren zu beseitigen.«
»Wir
sollten lieber nicht mehr hierherkommen«, sagte er. »Zumindest nicht mehr
vor der
Hochzeit.«
»Wir
müssten sowieso erst die Waschfrauen vertreiben«, sagte sie.
»Waschfrauen«,
brummte er. »Erinnere mich bloß nicht daran. Waschfrauen und Milchmädchen
– aber ja, ich werde welche anstellen.«
Das
Anwesen, dachte sie. Natürlich. Deswegen war sie ja eigentlich gekommen,
wenngleich sie das rasch vergessen hatte.
»Mr.
Carsington«, begann sie.
Während sie
geredet hatten, hatte er seine Kleider gerichtet und ihr mit den ihren
geholfen, alles mit derselben zügigen Routiniertheit, die ihr eben schon
aufgefallen war. Nun stand er auf und half auch ihr auf. Oder zerrte sie
vielmehr hoch, denn sie war noch ganz träge und benommen von der Liebe.
»Darius«,
sagte er. »In Anbetracht der Umstände solltest du mich vielleicht Darius
nennen.«
»Darius«,
sagte sie bedächtig, schüttelte dann indes den Kopf. »Nein, lieber nicht. Noch
nicht. Das macht es mir noch schwerer, schickliche Distanz zu wahren – und
bestimmt würde ich mich in aller Öffentlichkeit verplappern. Vielleicht, wenn
wir offiziell verlobt sind. Oder wenn wir verheiratet sind. Und was das
anbelangt, die Verlobung, die Heirat ...«
»Ich
weiß«, sagte er. »Ich glaube wirklich nicht, dass wir ein. Jahr warten
können. In deiner Nähe verliere ich alle Beherrschung.«
»Dazu
bedarf es immer zweier«, erwiderte sie. »Und wie es scheint, bin ich die
Anstifterin.«
Lächelnd
sah er sie an. »Das mag ich so an dir«, sagte er. »Wie du mich
anstiftest.« »Vielleicht sollten wir unseren Plan noch mal
überdenken«, meinte sie.
»Ja«,
sagte er. »Aber das muss warten. Wieder einmal haben wir nicht nur alle
Beherrschung sondern auch jegliches Zeitgefühl verloren. Du solltest jetzt
lieber zurückgehen, bevor ...«
»Mein
Schuh«, sagte sie. »Ich habe meinen Schuh ganz vergessen. Ohne meinen
Schuh kann ich nicht zurück.« Sie wollte sich hinknien und wieder in der
Wäsche wühlen.
»Nein«,
sagte er. »So hat es angefangen. Du bleibst hier stehen und lässt mich nach
deinem Schuh suchen.«
Er kniete
sich hin und begann systematisch das Linnen zu durchsuchen, indem er alles, was
er gesichtet hatte, auf einen separaten Haufen warf. Ganz zuunterst tauchte
dann endlich der Schuh auf, die Bänder im Knopf eines seiner Hemden verfangen.
Rasch
entwirrte er die Bänder. Seine großen Hände waren flink und geschickt. Diese
Hände ...
»Gib mir
deinen Fuß«, sagte er.
Sie stützte
sich mit einer Hand auf seiner Schulter ab und schlüpfte in den Schuh.
Geschwind schnürte er ihn zu. Dann tätschelte er den Schuh. »Guter Schuh«,
sagte er. »Wärst du nicht verschwunden, wäre das hier nicht geschehen.« Er
sah zu ihr auf. »Es war töricht, aber es war gut.«
Charlotte
nahm ihre Hand von seiner Schulter und fuhr ihm durch das dichte, sonnengebleichte
Haar. »Ja«, sagte sie. »Es war gut.«
»Du
solltest jetzt lieber zurückgehen«, sagte er. »Wir werden morgen eine
Gelegenheit finden, um in Ruhe zu reden.«
Das Haus.
Sie
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