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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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doch sie tat wie geheißen, und bis
Charlotte angekleidet war, stand auch das Pferd
bereit. Ebenso Tom Jenkins, was sie überraschte. Er war nach Fewkes' Fortgang
zum Ersten Kutscher aufgestiegen, und die Damen zu begleiten blieb für
gewöhnlich den niederrangigen Stallburschen überlassen. Auf ihren fragenden
Blick hin meinte er: »Ich hatte gehört, dass es um Pip geht, Euer Ladyschaft,
und da Seine Lordschaft meiner derzeit nicht bedarf, wollte ich Mr. Carsington
gern persönlich sagen, wie sehr der Junge provoziert worden ist. Ich habe
gehört, wie der junge Jowett und noch ein paar andere Pip geärgert und
beschimpft haben.«
    Sie
bezweifelte, dass Mr. Carsington sich des unbescholtenen Charakters des Jungen
vergewissern musste, dennoch wusste sie Jenkins' Ansinnen zu schätzen und war
froh um seine Begleitung.
    Sie hatten
noch nicht einmal den Park verlassen, als sie auf Colonel Morrell trafen. Es
kostete sie Mühe, ihn freundlich zu grüßen und sich ihre Ungeduld nicht
anmerken zu lassen. »Leider habe ich keine Zeit, mit Ihnen zu plaudern«,
sagte sie. »Ich muss in einer Angelegenheit nach Beechwood, die keinen Aufschub
duldet. Aber mein Vater wird bald nach Hause kommen, und Lady Lithby ist eben
zurückgekehrt.«
    Als
Charlotte hinausgeeilt war, hatte Lizzie gerade ihr Nachmittagskleid angelegt.
    »Sie waren
es, Lady Charlotte, die ich zu sehen wünschte«, ließ er sie wissen. »Ich
hatte gehofft, unter vier Augen mit Ihnen sprechen zu können. Vielleicht wären
Sie ja so gütig, mir ein wenig Ihrer kostbaren Zeit zu erübrigen.«
    Charlotte
musste an Mr. Carsingtons Worte denken und ahnte Schlimmes.
    Meist hatte
sie Männer gar nicht so weit gelangen lassen, ihr einen Antrag zu machen. Sie
zurückzuweisen machte ihr keine Freude. Viel lieber mochte sie es, sie
beizeiten auf eine andere Fährte zu lenken.
    Dennoch
wusste sie die Zeichen zu deuten. Wenn ein Gentleman, der kein Wüstling war,
eine Dame unter vier Augen zu sprechen wünschte, wollte er ihr einen
Heiratsantrag machen.
    Oh, warum
nur ausgerechnet jetzt?, dachte sie. Warum hatte er sie nicht vorwarnen und
ihnen diese unerfreuliche Unterredung ersparen können?
    Doch es
half ja nichts. Sie nickte und bedachte dann Jenkins mit kurzem Blick. Er
runzelte die Stirn, fiel jedoch gehorsam hinter ihnen zurück und hielt sich
außer Hörweite.
    »Ich will
rasch auf den Punkt kommen«, begann Colonel Morrell. »Ich bin nur ein
einfacher Soldat und nach den Maßstäben der guten Gesellschaft Wohl ein
ziemlich ungehobelter Bursche. Doch bin ich nicht ohne Herz, und von dem Moment
an, da ich Ihnen begegnete, waren meine Gefühle zutiefst berührt.«
    Sie
erwiderte nichts. Er hatte ganz offensichtlich eine kleine Ansprache
vorbereitet, und es wäre nur recht und schicklich, ihn sagen zu lassen, was er
zu sagen hatte, und ihm dann die Höflichkeit zu erweisen, sein Anliegen zu
bedenken. Oder zumindest so zu tun, als wolle man es bedenken.
    Oh, wie
furchtbar das war! Es war ihr unerträglich, sie so zu enttäuschen, sie in ihren
Gefühlen zu verletzen.
    »Ich weiß
keine schönen Worte zu machen«, fuhr er fort. »Es wäre auch lächerlich,
gäbe ich vor, ein anderer zu sein als der einfache Bursche, der ich nun einmal
bin. Ich werde Sie auch nicht mit meinen Errungenschaften und meinen Aussichten
langweilen. Sie wissen, dass ich sehr wohl in der Lage bin, Ihnen ein Leben zu
bieten, wie Sie es gewohnt sind, dass mein Rang in der Welt kein niederer ist
und bald ein noch höherer sein wird. Dessen bedarf es keiner weiteren
Ausführungen. Was ich zu sagen wünsche, ist, dass ich Sie liebe und über alle
Maßen bewundere. Nichts wünsche ich sehnlicher, als Sie mein Leben lang zu
schützen und zu schätzen. Ich hoffe, Sie werden mir dies gestatten und mir die
Ehre erweisen, meine Frau zu werden.«
    Hätte er
schöne Worte gemacht oder sich seiner Errungenschaften gebrüstet, wäre es
einfacher für sie gewesen. So bedauerte sie fast, ihn enttäuschen zu müssen.
Oh, hätte er sich nur beizeiten zu erkennen gegeben, und sie wäre gewarnt
gewesen!
    Sie ließ
sich Zeit, sich etwas zu beruhigen und nach den Worten zu
suchen, die gesagt werden mussten. Dann holte sie tief Luft. »Colonel
Morrell«, setzte sie an, »Sie erweisen mir eine große Ehre. Ich schätze
Sie sehr und bin Ihnen
stets dankbar und verbunden gewesen für Ihre Freundschaft, doch mehr kann ich
Ihnen leider nicht bieten. Ich kann Ihr Angebot nicht annehmen.«
    Er stieß
einen tiefen Seufzer aus.

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