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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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würdig zu erweisen. Ein
gutes Mädchen zu sein.
    Sie war
kein gutes Mädchen. War es nie gewesen. Würde es nie sein.
    »Ich kam
wegen seiner Augen darauf«, riss Colonel Morrell sie aus ihren Gedanken.
»Frederick Blaine hatte unter mir gedient. Ich kannte die berüchtigte
Reputation seines Bruders George und wusste, dass er nicht lange vor seinem Tod
hier in der Gegend stationiert gewesen war. Um die Zeit seines Todes herum
wurden Sie plötzlich krank und nach Yorkshire gebracht. Doch damals waren Sie
nicht krank. Sie erwarteten sein Kind.«
    Er fuhr
fort mit einem Bericht über Pips frühe Jahre: der Tod der Ogdens, die zwei
Jahre, die er bei Mr. Welton verbracht hatte, bevor auch der gestorben war,
dann die Zeit im Armenhaus.
    »Die Fakten
waren leicht zugänglich, fanden sich jedoch weit verstreut und schienen
zunächst nichts miteinander zu tun zu haben«, sagte Colonel Morrell. »Es
war Zufall, dass ich mehrere dieser Fakten zugleich kannte, sodass ich mir die
Geschichte recht einfach zusammenreimen konnte.«
    »Und Sie
klingen, als hätten Sie keinerlei Zweifel daran, sie sich richtig zusammengereimt
zu haben«, stellte sie fest.
    »Keinerlei
Zweifel, nein«, bestätigte er. »Letzte Woche habe ich es so eingerichtet,
dass ich auf der Straße nach Altrincham unterwegs war, als Mr. Tyler und sein
Lehrling auf dem Weg zur Arbeit waren«, sagte er. »Der Junge hat die Augen
der Blaines. Unverkennbar. Alles andere ...« Er hielt kurz inne und
lächelte fein. »Alles andere scheint er seiner Mutter zu verdanken.«
    Von mir,
dachte sie. Alles andere hat er von mir.
    »Es wäre
mir lieber gewesen, hätte ich Ihnen das nicht sagen müssen«, meinte er.
»Und doch haben Sie es mir gesagt«, entgegnete sie.
    »Lange
können Sie die Täuschung nicht mehr aufrechterhalten«, sagte er. »Ihr
einstiger Kutscher ist recht verärgert. Obwohl er kaum etwas weiß, redet er
viel. Er läuft durch die Gegend und lässt überall Andeutungen über dunkle
Familiengeheimnisse fallen. Wenn ich aus seinem trunkenen Gefasel die Wahrheit
erschließen kann, dürften andere es ebenfalls können.«
    Fewkes,
dachte sie. Vor zehn Jahren war er Stallbursche auf Lithby Hall gewesen. Hatte
Geordie ihn bestochen, um sich ihr ungestört nähern zu können?
    »Fewkes
befindet sich bereits auf dem Weg in ferne Lande«, fuhr der Colonel fort.
»Eine von vielen Vorsichtsmaßnahmen, die es jetzt zu treffen gilt. Ich könnte
noch mehr tun. Auf jeden Fall muss etwas wegen des Jungen geschehen. Ihn aus
seinem Lehrvertrag freizukaufen, ist nur der erste Schritt. Ihn anzuerkennen, ist
unmöglich, aber man könnte es so einrichten, dass er in einem guten Haus
aufwächst und zum Gentleman erzogen wird. Dies ließe sich sehr diskret
arrangieren. Ihre Ehre – und die Ihrer Familie – muss um jeden Preis geschützt
werden. Diese Geschichte sollte Ihrem Vater nicht zur Last werden. Vor allem
darf er nicht davon erfahren, welche Rolle Ihre Stiefmutter in der ganzen
Angelegenheit gespielt hat. Natürlich sähe ich es als meine Pflicht an, mich um
all das zu kümmern – für meine Frau.«
    Was hatte
Mr. Carsington gesagt? Männer handeln in solchen
Situationen instinktiv. Sie tun, was immer es in einer solchen Situation
bedarf, und sind bei der Wahl ihrer Methoden nicht zimperlich.
    »Ich
verstehe«, sagte sie.
    Sie
verstand sogar sehr gut. Sie saß in der Falle.
    Dazu
müssten Sie lediglich die Antwort überdenken, die Sie mir eben auf meinen
Antrag gaben«, sagte Colonel Morrell. »Sie brauchen mir nur eine andere
Antwort zu geben, und ich werde Ihnen ebenso treu dienen wie meinem König –
soweit es in meiner Macht steht.«
    Man hat
immer eine Wahl, hatte die arme Lady Margaret geschrieben. Die verrückte Alte.
    Nein,
dachte Charlotte. Manchmal hatte man keine Wahl.

Kapitel 14
    «Nein«, sagte Lady Charlotte.
    Colonel
Morrell war auf alles vorbereitet gewesen. Er war bestens präpariert und hatte
jeden einzelnen Fakt gründlich memoriert. Er hatte dieses Treffen bis ins
letzte Detail geplant.
    Auf ein
Nein war er indes nicht vorbereitet gewesen und glaubte seinen Ohren nicht zu
trauen.
    »Bitte entschuldigen
Sie«, fragte er leicht irritiert nach. »Ich meinte, Sie eben Nein sagen
gehört zu haben.«
    »Genau das
habe ich gesagt«, bestätigte sie. »Und ich kann es gern noch einmäl sagen:
Nein. Ich fasse es nicht, dass Sie sich zu einer solchen Taktik herablassen.
Aber warum wundert mich das eigentlich? Ich weiß ja, dass Männer in gewissen
Situationen

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