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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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nicht gerade zimperlich sind – ja, geradezu skrupellos sein
können.« Skrupellos? Er war doch nicht skrupellos! Er versuchte nur, Lady
Charlotte vor ihrer eigenen Torheit zu bewahren.
    »Lady
Charlotte, mir scheint, Sie lassen Ihre Gefühle mit sich durchgehen. So seien
Sie doch vernünftig!«, sagte er.
    »Mir reicht
es mit der Vernunft«, erwiderte sie. »Zehn Jahre lang war ich vernünftig,
und es hat mir nichts als Kummer gebracht.«
    Er musste
mit ansehen, wie sie ihm entglitt – und das nach all den Monaten, die er darauf
verwandt hatte, sie in Sicherheit zu wiegen, all der Zeit, die er ihr gewährt
hatte, sich an ihn zu gewöhnen.
    Das durfte
nicht geschehen. Das war so nicht geplant gewesen. Sie musste doch erkennen,
dass er ihr Fels in der Brandung war,
der Mann, auf den sie sich verlassen konnte. Er war hinter ihr Geheimnis
gekommen – und hatte nicht einmal die Andeutung eines Tadels verlauten lassen.
Er war gewillt, alles in seiner Macht Stehende zu tun, ihr Geheimnis zu wahren
und sie zu beschützen. Er war ihr rettender Ritter, ihr Held. Warum nur konnte
sie das nicht erkennen?
    Weil
Carsington zwischen ihnen stand.
    »Lady
Charlotte«, sagte er. »Ich habe gehört, dass Mr. Carsington Sie nach der
Kirche auf dem Heimweg begleitet hat. Gewiss glauben Sie, dass seine Absichten
ehrbar sind. Das mag so sein. Im Moment. Doch manchen Männern bedeutet die Ehe
wenig.«
    »Ich werde
es darauf ankommen lassen«, erwiderte sie.
    »Herrgott
noch mal, nun seien Sie doch nicht so töricht!«, rief er. »Setzen Sie doch
nicht alles aufs Spiel – Ihre Ehre, die Ehre Ihrer Familie um Ihr Leben an
einen Mann fortzuwerfen, der Ihnen nicht treu zur Seite stehen wird. Machen Sie
nicht denselben Fehler, den Sie mit sechzehn gemacht haben.«
    »Es ist
nicht derselbe Fehler«, sagte sie. »Dies ist ein gänzlich anderer.«
    »Lady
Charlotte.«
    »Danke,
dass Sie mir wegen meines Sohnes Bescheid gegeben haben«, sagte sie.
    Und ritt davon.
    Darius war
eben auf sein Pferd gestiegen und wollte nach Altrincham aufbrechen, als zwei
Reiter sich im Hof einfanden. Ein Mann und eine Frau.
    Die Frau
war Lady Charlotte, der Mann Tom Jenkins.
    Sie trug
ein blaues Reitkostüm, das, so vermutete Darius, im Vergleich zu ihren
sonstigen Kleidern schlicht und praktisch gehalten war. Doch vom Hut flatterten
Bänder, ein Rüschenkragen kräuselte sich um den Hals, an den Schultern des
Reithabits standen kleine, geschlitzte Puffärmelchen hervor, und die lächerlich
langen Ärmel waren mit Tressen geschmückt. Tressen rankten sich auch über Bauch
und Brust empor und waren vermutlich von Offiziersuniformen
inspiriert.
    Das Ganze
sah allerdings weniger militärisch als feminin und frivol aus. Doch als sie
näher kam, entdeckte Darius nichts Leichtfertiges oder Frivoles an ihr. Im
Gegenteil. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.
    Er schaute
in ihr blasses, angespanntes Gesicht. »Was ist?«, fragte er. »Was ist
passiert?«
    Sie drehte
sich kurz nach Tom Jenkins um, der sich diskret ans andere Ende des Hofs
zurückgezogen hatte.
    »Pip«,
sagte sie nur.
    »Ja, er ist
verschwunden«, sagte Darius. »Aber sei unbesorgt. Weit kann er nicht
sein.«
    »Er ist
mein Sohn«, sagte sie. Tränen standen ihr in den Augen. »Pip ist mein Sohn
und ...« Sie schluckte schwer.
    »Nun ...
ja. Ja, doch, das dachte ich mir schon«, sagte Darius und wünschte, er
hätte sie in den Arm nehmen können. Was gerade jedoch nicht nur höchst
indiskret, sondern auch wenig praktikabel gewesen wäre. Er sehnte sich nach
ihr, aber Gefühle
würden die anstehenden Probleme auch nicht lösen. Sie mussten vernünftig sein.
»Ziemlich teuer ist er auch«, stellte er nüchtern fest. »Du würdest nicht
glauben, welche Summe die Tyiers für ihn verlangen. Aber ich werde das Geld
schon auftreiben. Darum musst du dir keine Sorgen machen.«
    »DieTyiers«,
wiederholte sie. »Herrje. Das Geld. Sein Lehrvertrag. Du sagtest, er wäre
verschwunden. Und der Colonel sagte ... Oh Gott, ich muss ihn finden!«
    »Charlotte,
du musst dich erst mal beruhigen«, sagte er und reichte ihr sein
Taschentuch. »Was war das eben mit dem Colonel?«
    Sie
betupfte sich Augen und Nase. »Colonel Morrell hat mir eben von Pip
erzählt«, sagte sie. »Er wusste alles: wann und wo er geboren ist, wer ihn
adoptiert hat. Alles. Aber ich wusste es auch. Noch ehe der Colonel es mir
gesagt hat, wusste ich, dass Pip mein Sohn ist. Doch ich wollte es nicht
glauben. Ich habe mir

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