Loretta Chase
das für
mittelalterliche Anwandlungen?«
»Mittelalterlich?«
»Ja. Es war
.... es war wirklich nichts. Du liebe Güte, ich bin siebenundzwanzig! Bitte,
Sie sollten jetzt aufstehen. Wenn Sie nicht aufstehen, höre ich Ihnen nicht
zu.« Sie ging an ihm vorbei zur Tür.
»Das
sollten Sie aber«, sagte er. »Ich habe mich damit gequält wie .... wie ...
na, ich weiß nicht wie, aber es war höchst unerfreulich, und entweder ich
bringe es jetzt hinter mich, oder ich werde so lange mit dem Kopf gegen die Tür
schlagen, bis ich bewusstlos bin.«
Sie drehte
sich um und starrte ihn an. »Wovon reden Sie eigentlich?«
»Ich möchte
mich entschuldigen«, sagte er. »Dafür, dass ich so dumm und undankbar war
und so ... so engstirnig. Statt hier ein großes Theater um Vorhänge und Tapeten
zu machen, haben Sie etwas unternommen, das für Beechwood von großem
wirtschaftlichem Nutzen ist. Die meisten Männer hätten wohl nicht einmal
erahnt, welches Potenzial in diesem Schmutzloch von Meierei steckte. Sie
hingegen haben es sofort gewusst. Ich bitte demütigst um Verzeihung für mein
kindisches Verhalten, das eines Gentlemans nicht würdig war. Ich hätte bereits
gestern auf die Knie fallen sollen, um Ihnen zu danken, statt mich über Ihre
Arbeit lustig zu machen.«
Eine Welle
des Glücks und der Erleichterung erfasste sie. Dieses Glück war gar noch größer
als das, was sie gestern empfunden
hatte, nachdem die Arbeiter und das Gesinde abgezogen waren und sie sich in
Ruhe am Ergebnis ihrer Arbeit hatte freuen können. Sie war so stolz auf sich
gewesen ... und so enttäuscht von seiner Reaktion.
Wäre sie
nur so vernünftig gewesen, ihn wortlos stehen zu lassen, statt zu versuchen,
ihm ihre Absichten zu erklären, ihm ein Wort oder gar nur ein Zeichen der
Anerkennung zu entlocken.
Doch sie
hatte ihre Lektion gelernt. Von jetzt an würde sie Distanz wahren. »Die
Meierei«, sagte sie. »Ah ja.«
Er stand
auf. »Genau, die Meierei.« Sein goldbrauner Späherblick ruhte argwöhnend
auf ihr. »Was dachten Sie denn, worüber ich mit Ihnen sprechen wollte?«
Natürlich
hatte sie im ersten Schrecken gedacht, er wolle um ihre Hand anhalten. Ja zu
sagen wäre nicht infrage gekommen. Denn dann würde er ja herausfinden, dass sie
nicht die Unschuld war, für die er sie gehalten hatte, und würde ihr zürnen,
ihn getäuscht zu haben. Sie hätte folglich Nein sagen müssen ... aber oh, welch
eine Erleichterung, sich überhaupt nicht mit dieser leidigen Frage plagen zu
müssen! »Oh, ich habe gar nichts gedacht«, erwiderte sie munter. »Danke.
Ich nehme Ihre Entschuldigung an. Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen
würden.« Sie wandte sich wieder zur Tür.
In
Windeseile hatte er sie überholt und verstellte ihr den Weg. »Sie dachten, ich
wolle um Ihre Hand anhalten«, sagte er. »Deshalb haben Sie so ängstlich
dreingeschaut.«
»Ich habe
nicht ängstlich dreingeschaut«, stellte sie klar. »Ich war schockiert.
Denn ich konnte kaum glauben, dass ein Mann mit... mit Ihrer fortschrittlichen
Einstellung es für nötig hielte, um meine Hand anzuhalten ...« Sie
schluckte. »Wegen dieses kleinen Zwischenfalls.«
Seine
Brauen schössen in die Höhe. »Stimmt, es war ja nur ein Kuss«, sagte er
leise.
»Und ein
Orgasmus. Aber wissen Sie«, fügte er bedächtig hinzu, »Heirat schien mir
in diesem Fall nicht das Mittel der Wahl.«
Warum nur
überrascht mich das nicht?, dachte sie. Kein Wüstling ließe sich von derlei
kleinen Vorkommnissen zur Heirat
verleiten.
»Gut«,
sagte sie. »Denn das wäre töricht.« Ihr fiel ein, dass sie gestern genau
die richtigen Worte gefunden hatte, um ihn gegen sich aufzubringen.
Sie hob das
Kinn, reckte die Nase in die Luft und sagte: »Ich sagte Ihnen doch bereits,
dass die Episode nicht der Rede wert war.«
»Die
Episode«, wiederholte er bedächtig. »Sie meinen wahrscheinlich jene
Begebenheit, als meine Zunge sich fast in Ihrem Hals befand und meine Hand in
nicht weiter der Rede werten Weise auf Ihrer Vulva verweilte.«
»Es wäre
gut, wenn Sie dies nicht erwähnen würden«, sagte sie.
»Ich bin
nicht gut«, erwiderte er.
»Das habe
ich auch schon festgestellt«, sagte sie. »Und wenn Sie nun bitte so gut
wären ... Ich meine, wenn Sie nun bitte beiseitetreten könnten, damit ich
irgendwohin gehen kann, wo Sie nicht sind.«
Er hielt
ihr die Tür auf, und sie marschierte hinaus, das Kinn so hoch erhoben, dass ihr
der Nacken schmerzte.
»Nur eines
noch«, sagte er.
»Ja?«,
sagte sie,
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