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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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wären es gewohnt, auf die Nase zu
fallen. Nein wirklich, Sie sind die tollpatschigste Frau, die mir je über den
Weg gelaufen ist.« »Ich brauche frische Luft«, sagte sie.
    Kein
eisiges Blitzen aus blauen Augen, keine beißende Erwiderung. Mittlerweile
ernstlich beunruhigt, hob er sie kurzerhand auf seine Arme.
    Sie wehrte
sich nicht. Weder hieb sie auf seine Schultern ein, noch gab sie ihm eins auf
die Nase oder zog ihm die Ohren lang. Nicht einmal seine Eitelkeit versuchte
sie zu kränken. Sie schloss nur die Augen und ließ ihren Kopf an seine Schulter
sinken. »Ich brauche Luft«, murmelte sie.
    Eilends
trug er sie in das Zimmer, in dem er sie eben angetroffen hatte, trat an das
nächstgelegene Fenster und setzte sie auf der Fensterbank ab, ehe er das
Fenster weit aufstieß. Sie wandte ihr Gesicht nach draußen, ließ die Augen
jedoch geschlossen.
    Er setzte
sich neben sie und betrachtete sie mit zunehmender Besorgnis. Ganz allmählich
kehrte Farbe zurück in ihre
Wangen.
    Schließlich
schlug sie auch die Augen wieder auf, wandte sich vom Fenster ab und erwiderte
seinen Blick. »Wie sonderbar«, sagte sie. »Einen Moment lang war mir
geradezu schwindelig. Wahrscheinlich habe ich den Kopf zu lange in diese
muffige Truhe gesteckt. Obwohl es heute recht kühl ist, hätte ich doch die
Fenster öffnen lassen
sollen. Oder der Schwindel war eine verzögerte Reaktion auf den Schock, Sie vor
mir auf Knien gehen zu sehen. Und Sie sich entschuldigen zu hören.«
    »Sie waren
gewiss nicht annähernd so schockiert wie ich, es tatsächlich getan zu
haben«, erwiderte er trocken. Obwohl sie nun wieder etwas Farbe im Gesicht
hatte und ihre Worte spöttisch waren, schien längst nicht alles gut zu sein. Um
ihre Augen lag eine Anspannung, die Schmerz vermuten ließ. Ihre Stimme klang dünn
und zerbrechlich.
    »Ich hätte
den Jungen nach einem Glas Wasser schicken sollen«, meinte er. »Soll ich
einen Dienstboten rufen? Wir haben ja genug davon.« Er sah sich im Zimmer
um. »Funktionieren die Klingelzüge?«
    »Ich
brauche kein Glas Wasser«, sagte sie. »Es war nichts. Ein leichter
Schwindel. Mir geht es wieder gut.«
    Das wagte
er zu bezweifeln.
    Ihm
zumindest ging es gar nicht gut. Ihm war ganz flau zumute.
    Er dachte
daran, dass sie einmal lange Zeit sehr krank gewesen war. War das mysteriöse
Leiden zurückgekehrt?
    »Vermutlich
eine unheilvolle Verknüpfung von Ereignissen«, meinte er, um einen
leichten Ton bemüht. »Meine schockierende Entschuldigung, die unmittelbar auf
Ihr erschöpfendes Ausräumen der Truhe folgte. Ich werde mir auch die Frage
verkneifen, warum Sie diese Arbeit nicht einem der Dienstmädchen überlassen und
ihm gesagt haben, was es tun soll.«
    »Das kann
ich Ihnen sagen«, erwiderte sie. »Wissen Sie eigentlich, wie langweilig es
ist, wenn einem immer alles abgenommen wird, selbst die leichtesten Arbeiten?
Können Sie sich vorstellen, wie ermüdend es ist, immer nur zuzuschauen und nie
selbst etwas zu tun? Aber das können Sie gewiss nicht verstehen, denn Sie sind
ja ein Mann, und da steht natürlich nicht ständig jemand hinter Ihnen und lässt
Sie nicht aus den Augen und nimmt Ihnen alles ab, als ob Sie völlig geist- und
hilflos wären.«
    »Mir
scheint, Sie sind etwas gereizt«, sagte er. »Vielleicht sind Sie ja
unpässlich?« Sie warf ihm einen ihrer Mord und Totschlag verheißenden
Blicke zu.
    Ein gutes
Zeichen. Sehr vielversprechend.
    »Viele
Frauen leiden zu dieser Zeit wegen des Blutverlustes an
Schwächezuständen«, klärte er sie auf. »Das könnte das Schwindelgefühl
erklären. Von dem durch Blutverlust bewirkten Ungleichgewicht der körperlichen
Funktionen rührt gewiss auch die Gereiztheit her, die ebenso häufig ein Symptom
der Menses ist.«
    Sie
betrachtete ihn eine Weile schweigend. »Haben Sie eigentlich die geringste
Vorstellung davon«, sagte sie schließlich, »wie ungeheuer enervierend Sie
sind?« Ihre Worte waren ihm Beweis, dass sie auf dem Wege der Besserung
war.
    Eine
schwere Last ward von ihm genommen. »Wie könnte ich davon keine Vorstellung
haben«, sagte er leichthin, »wenn ich es doch von meiner ganzen Familie zu
hören bekomme. Immer wieder. Insbesondere von meiner Großmutter. Sie behauptet,
dass von allen enervierenden Männern unserer Familie – und das schließt
Rupert mit ein, wie sie stets betont – ich der enervierendste sei. Ihrer Ansicht
nach ist das bislang meine größte Errungenschaft.«
    Lady
Charlotte sah beiseite und blickte aus dem Fenster. Sie

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