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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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umklammert.
    »Wegen des
Jungen«, sagte Darius. »Pip.«
    »Ich hatte
ihm verboten, im Haus herumzurennen«, sagte Tyler. »Ich hoffe, dass Ihre
Ladyschaft sich nichts getan hat. Er kann nichts dafür, aber er ist wie eine
schwarze Katze. Die Leute müssen ihn nur angucken, und schon passiert
was.«
    Darius hob
schweigend die Brauen, wie sein Vater es getan hätte.
    »Wegen
seiner Augen, Sir«, erklärte Tyler. »Seine komischen Augen – das eine
blau, das andere braun. Manche Leute glauben, so was bringt Unglück. Es heißt,
Ihre Ladyschaft wäre in Ohnmacht gefallen, als sie ihn gesehen hat.«
    Wenn man
nur ein Gefährt entwickeln könnte, das einen ebenso schnell von einem Ort zum
anderen tragen könnte, wie ein Gerücht sich verbreitete, dachte Darius.
Artilleriefeuer war nichts gegen die rasende Geschwindigkeit, mit der
Neuigkeiten sich in einem Haus voller Gesinde verbreiteten.
    »Lady
Charlotte ist über einen Eimer gestolpert«, stellte er klar. »Der Junge
hatte damit nichts zu tun. Ganz im Gegenteil: Er wollte sie noch warnen. Ich
möchte sicherstellen, dass nicht er die Schuld für den Zwischenfall tragen
muss.«
    »Ich kann
auch nichts dafür, dass alle immer ihm die Schuld geben«, sagte Tyler
achselzuckend. »Immer geben alle ihm für alles die Schuld. Kommt von den
Augen.« »Aberglaube«, beschied Darius.
    »Keine
Ahnung, Sir. Hätte ich mir auch nie träumen lassen, was für Scherereien ich
wegen dieser Augen haben würde.
    Aber ich
brauchte einen Jungen für die Arbeit. Wir, also meine Frau und ich, haben nur
sechs Mädchen, keinen einzigen Jungen. Pip ist gesund und kräftig, und er
strengt sich wirklich an, das muss man ihm lassen. So einen findet man nicht
alle Tage, schon gar nicht im Armenhaus.«
    »Sie haben
ihn aus dem Armenhaus?«, fragte Darius verwundert. Pip ähnelte so gar nicht
den armen, elenden Geschöpfen, die man für gewöhnlich in den Armenhäusern der
Gemeinden fand.
    »Ich und
meine Frau, wir haben vorher bei Manchester gelebt, drüben in Salford«,
sagte Tyler. »In der ganzen Stadt habe ich nach einem geeigneten Jungen gesucht.
Dann habe ich Pip im Armenhaus von Salford gefunden. Warum in die Ferne
schweifen, was? War noch nicht lange da, was erklären dürfte, dass er so
kräftig und gesund war. Hatte vorher bei einem Pfarrer gelebt, der im letzten
Winter gestorben war. Wenn Sie mal mit ihm gesprochen haben, Sir, ist Ihnen
vielleicht aufgefallen, dass der Junge gut erzogen worden ist. Hört man sofort.
Hat man nicht oft bei einem Lehrling.«
    Das war
Darius in der Tat aufgefallen. Ihm war nur so viel anderes durch den Kopf
gegangen, dass er sich nicht weiter darüber gewundert hatte. Nun hatte er die Stimme des
Jungen wieder im Ohr, die ohne die geringste Spur eines Dialektes gewesen war,
und seine Verbeugung, die gar eines jungen Gentlemans würdig gewesen wäre.
    »Wäre an
dem Tag nur mal meine Frau dabei gewesen«, seufzte Tyler. »Sie hätte auf
den ersten Blick gesehen, was das für einen Ärger geben würde – mit diesen
Augen ... und dann auch noch erzogen wie ein Gentleman. Aber wie gesagt, er war
gesund und kräftig, Sir, ein sehr freundlicher Junge. Es hätte mir leidgetan,
ihn zurückzubringen und mir einen anderen suchen zu müssen.«
    »Es ist
recht ungewöhnlich, dass der Sohn eines Gentlemans ins Armenhaus gegeben
wird«, überlegte Darius laut.
    »Er weiß
nicht, wer sein Vater ist«, sagte Tyler. »Seine Mutter kennt er auch
nicht. Irgendein uneheliches Kind, mehr wissen wir nicht. Ein Pfarrer
ausYorkshire und seine Frau haben ihn aufgenommen, als er noch ganz klein war.
Ogden hießen die
beiden. Als sie gestorben sind, kam er zu einem Pfarrer namens Welton in
Salford. Und dann ist der auch gestorben.« Tyler seufzte tief.
    Darius
wusste, dass derlei tragische Geschichten sich in England hundertfach zutrugen.
Es hätte gar noch schlimmer kommen können. Zumindest hatte dieser Junge die
ersten Jahre ein gutes Zuhause gehabt. Viele ungewollte Kinder wurden einfach
ausgesetzt und landeten in Waisenhäusern, wo die Zustände oft noch elender
waren als im Armenhaus.
    Allen
konnte er nicht helfen. Aber für Pip konnte er etwas tun.
    »Für seine
Herkunft kann er nichts«, sagte Darius. »Die Farbe seiner Augen ist eine
Laune der Natur. Ich gebe nichts auf Aberglauben und werde nicht dulden, dass
der Junge darunter zu leiden hat.«
    »Natürlich
nicht, Sir, ich wollte ja nur ...«
    »Nur damit
wir uns richtig verstehen«, fuhr Darius fort. »Niemandem, der in

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