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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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als sie fast gestorben wäre.«
    »Das ist
zehn Jahre her«, entgegnete sein Herr. »Kaum ein hinreichender Grund, ihr
Wohlergehen und ihren Ruf zu gefährden. Ich an seiner Stelle wäre nun gerade
vorsichtiger.«
    Nicht zum
ersten Mal dachte er, dass sie eine feste Hand brauchte.
    »Da wir
gerade von damals sprechen«, sagte Kenning, im Schlaf gemach des Colonels
angelangt, »ich habe da etwas gehört.«
    »Wirklich?«
    Obwohl
Colonel Morrell sich nicht viele Dienstboten hielt und die meisten bereits zu
Bett gegangen waren, schloss Kenning die Tür. »Ich war im ,Axe and
Cleaver'«, sagte er.
    Das Axe and
Cleaver, so wusste der Colonel, war eine Schenke in Altrincham. Wie die meisten
Schenken bot es reichlich Klatsch und Tratsch.
    »Um einen
zu trinken«, sagte Colonel Morrell lächelte fein.
    »Um einen
auszugeben«, sagte Kenning. »Einem Kutscher, der sich sehr ungerecht
behandelt fühlte und ein offenes Ohr brauchte.«
    »Fewkes.«
    Das kahle
Haupt des Kammerdieners hob und senkte sich zustimmend. »Er kam ins Reden, Sir,
wie das so geht, wenn man genügend getrunken hat. Er hat mir erzählt, dass er
schon als Junge in Diensten der Familie stand und so einiges wüsste.«
»Davon gehe ich aus«, sagte der Colonel, »dass er einiges weiß.«
    Mehr wurde
nicht gesagt, bis er es sich in seinem Hausmantel in seinem Lieblingssessel
gemütlich gemacht hatte, neben sich sein abendliches Glas Whisky. Dann erzählte
Kenning seinem Herrn mit leiser Stimme – gerade so, als ob sie sich im Feldlager
befänden und Spione Napoleons draußen lauschten was der gekränkte Kutscher so
alles wusste.
    Viel war es
nicht, ein winziger Schmutzklumpen eines Anhaltspunktes.
Aber, so wusste Colonel Morrell, manchmal enthielten winzige Schmutzklumpen
reines Gold.
    Beechwood
    Montagmorgen, 1. Juli
    Am Sonntagabend hatte Darius eine
Nachricht von Lady Lithby erhalten. Ihr jüngster Sohn Stephen sei krank. Sie
werde ihre Pflichten in Beechwood House wieder aufnehmen, sowie er genesen sei,
was gewiss nicht lange dauern würde.
    Obwohl die
Arbeiten im und um das Haus auch ohne sie und Lady Charlotte vorangingen, war
die Atmosphäre doch eine andere. Darius spürte den Unterschied, wie ein
fortwährendes Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Es brauchte eine Weile, bis er
dahinterkam.
    Am Anfang
dachte er noch, es rühre daher, dass er den ganzen Vormittag in seinem
Arbeitszimmer zugebracht, sich den stapelweise häufenden Rechnungen gewidmet
und stundenlang auf schier endlose Zahlenkolonnen in den Hauptbüchern von
Beechwood gestarrt hatte, in denen ein gewisses Ungleichgewicht zwischen
Einnahmen und Ausgaben herrschte.
    Damit ließ
sich die gefühlte Veränderung in der Atmosphäre des Hauses aber nur
unzureichend erklären.
    Weil er
jedoch ein Mann von außerordentlicher Intelligenz war, brauchte er nicht Tage,
Wochen oder gar Monate, um auf des Rätsels Lösung zu kommen.
    Ihm fiel
ein, was Lady Charlotte an jenem Abend gesagt hatte, da er auf Lithby Hall zum
Dinner gewesen war.
    Er hat so
viel zu tun und so viel zu bedenken. Nach einem langen anstrengenden Tag möchte er
gewiss seine Ruhe ... eine Insel der Stille ... denn
letztlich ist es sein Haus und sollte so werden, wie er es wünscht.
    Er
erinnerte sich daran, wie ihm kurz die Vision eines schönen Geschöpfes
erschienen war, das ihm einen solchen Ort der Ruhe schuf, eine Insel der
Stille, eine Zuflucht, die Geborgenheit und Ordnung bot, einen eigenen Ort, an
dem alles so war, wie er es sich wünschte ...
    Er musste
an das Wunder denken, das sie in seiner Meierei vollbracht hatte, und an den
Rat, seine Großmutter mit einem schönen Fächer milde zu stimmen. Er dachte an
das letzte Mal, da sie miteinander gesprochen hatten, und dass es ihm
vorgekommen war, als hätte ihre Abwehr Risse bekommen. Während er ihr zuhörte,
war ihm aufgegangen, dass es zwei Lady Charlottes gab, und eine davon war jene
Frau, mit der es sich so gut reden ließ, die lauthals lachte und hemmungslos
kicherte, als sie gemeinsam am Rand des vermoderten Fischteichs gestanden hatten,
sorgsam darauf bedacht, einander nicht zu berühren. Sie war klug und
einfühlsam, hatte Humor und Witz – ja, besaß gar eine gewisse Dreistigkeit.
    Das war die
wahre Lady Charlotte.
    Die
seltsame Atmosphäre im Haus rührte von ihrer Abwesenheit her.
    Er
vermisste sie.
    »Das ist
nicht gut«, murmelte er und starrte auf die Zahlenkolonnen im Hauptbuch.
»Ich kann nicht...«
    »Zum Teufel
mit dem kleinen Bastard!«, ertönte es vom

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