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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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aufgefallen?«
    »Willst du
damit sagen, dass du nicht mehr Jungfrau warst?«, fragte er. »Meinst du das? So
genau habe ich nicht darauf geachtet.«
    »Ich war
nicht unschuldig«, wiederholte sie.
    Bitte zwing
mich nicht, es auszusprechen.
    »Du bist
siebenundzwanzig«, sagte er. »Das Hymen ist fragiler Natur. Und ich weiß, dass auch
wohlgeborene Töchter sich nicht immer strikt an die Regeln halten.«
    Ich war
schon immer feige. Genauso feige wie damals, als ich die Wahl und die Gelegenheit
hatte ...
    Charlotte
hatte jetzt die Wahl. Sie hatte die Gelegenheit.
    Was genau
zu tun? Diesen Mann zu heiraten, der ihretwegen seinen Stolz fahren ließe, um
ihre vermeintliche Ehre zu retten? Wie sollte eine Ehe je glücklich sein, die auf einer
Lüge gründete?
    Sie
rutschte vom Tisch herunter und holte tief Luft. »Damit meine ich«, sagte
sie, »dass du
nicht der Erste warst.«
    Schweigen.
Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten, machte sich auf Ärger gefasst,
auf Abscheu. Doch er neigte nur leicht den Kopf und betrachtete sie nachdenklich.
»Wales kürzlich?«
    »Nein«,
sagte sie und ertappte sich dabei, die Hände zu ringen. Sie hielt sich zur Ruhe an und
faltete die Finger vor dem Bauch. »Es war vor langer Zeit.«
    »Ah.«
    Wieder
Schweigen.
    »Bin ich
der Zweite?«
    »Wie
bitte?«
    »Ob ich der
Zweite bin«, sagte er.
    Sie
blinzelte ungläubig. War es denn zu fassen? Er schien die Sache sehr analytisch zu
betrachten. »Ja«, sagte sie. »Du bist der Zweite.«
    »Hast du
dein Herz im Grab deines Geliebten begraben?«
    »Nein, ganz
gewiss nicht.«
    »Oder ihm
ewige Treue geschworen?«
    »Nein,
natürlich nicht.«
    »Dann
sollten wir baldmöglichst heiraten«, schloss er. »Eine Frau, die nicht
mehr unberührt
ist, lässt sich ebenso leicht schwängern wie eine, die noch unberührt
ist.«
    Sie wich
einen Schritt zurück. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Daran hatte sie nicht
gedacht. Auch beim ersten Mal hatte sie nicht daran gedacht. Aber damals war sie
unwissend und naiv gewesen. Jetzt nicht mehr. Doch wie sollte sie einen klaren Gedanken
fassen, wenn in ihrem Kopf nur Aufruhr und Gefühlsverwirrung war?
    Er
betrachtete sie aufmerksam, und sie sah, wie sein Verstand arbeitete, sah die wache
Intelligenz in seinen Augen – er fokussierte sie mit seinem Raubvogelblick.
    »Sag es
mir«, forderte er sie auf. »Sag mir, was es ist. Ich weiß, dass es etwas Schreckliches
sein muss, denn sonst hättest du es mir längst gesagt. Wir reden doch ganz offen
miteinander, nicht wahr? Ich habe dir heute etwas offenbart, das ich sonst
niemandem erzählen würde.«
    Auch sie
hatte zu ihm gesprochen wie zu niemandem sonst. Nicht nur heute, sondern
viele Male, vielleicht ja von Beginn an. Sie hatte versucht, ihm etwas vorzumachen,
wie sie es anderen Männern gegenüber tat, aber seltsamerweise hatte sie
das nie lange durchgehalten. Bei ihm sagte sie, was sie dachte. Sie fühlte sich wohl
mit ihm, wohler, als sie sich je zuvor mit einem Mann gefühlt hatte.
    Dann sollte
sie ihn auch jetzt nicht täuschen.
    Dennoch
traten ihr Tränen in die Augen, und das Herz schlug ihr bis zum Hals, als tiefe Scham
sie erfüllte und ihr wie ein Fieber heiß und kalt, zugleich werden ließ.
    »Ich hatte
ein Kind«, sagte sie.
    Nie in
seinem ganzen Leben hatte es Darius so viel Mühe gekostet, ruhig zu bleiben.
    Nicht
einmal während der Unterredungen mit seinem Vater hatte sein Herz so heftig geschlagen,
als wollte es ihm aus der Brust brechen.
    Er schämte
sich, die Beherrschung verloren zu haben, schämte
sich, all ihre Aussichten zerstört zu haben. Doch er wollte sie.
    Wollte sie
so sehr, dass ihn nicht einmal die Aussicht schreckte, ihrem Vater gegenübertreten
zu müssen.
    Sir, ich
habe mich an Ihrer schönen Tochter vergangen.
    Nun wird
sie mich heiraten müssen.
    Doch Darius
würde es tun. Er würde Lord Lithbys Zorn ertragen. Er würde es ertragen, ihn zu
enttäuschen und seinen Respekt zu verlieren.
    Er würde
auch die Verachtung ertragen, mit der sein Vater ihn strafen würde.
    Ob er es
allerdings ertragen würde, ihr Leid zu verursachen, war fraglich. Würde er es
ertragen, dass sie bedauerte, was geschehen war? Bis ans Ende ihrer Tage? Vier
Worte hatten alles verändert. Hatten seine Welt auf den Kopf gestellt.
    Ich hatte
ein Kind.
    Schweigend
schloss er sie in die Arme und zog sie an sich.
    Jetzt
verstand er einiges. Vielleicht ja sogar alles. Diese vier Worte hatten alle
Fragen geklärt, das Rätsel mit einem Schlag gelöst. Sie

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