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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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sich selbst. Andere Menschen, einschließlich ihrer
leidgeprüften Kinder,
besetzten lediglich Nebenrollen im großen Drama ihres Lebens.
    Urgroßmama
verstand es als Einzige, sie in ihre Schranken zu verweisen, indem sie kein
Blatt vor den Mund nahm und tat, was ihr beliebte. Andere waren entweder nur
perplex oder zu höflich oder befanden es nicht der Mühe wert. Selbst Stiefpapa
wusste die Athertons zwar zu handhaben, stieß aber schnell an seine Grenzen,
was seine Geduld so sehr strapazierte, dass er nur noch im äußersten Notfall intervenierte.
    »Du musst
mir alles erzählen«, sagte sie. »Ich bin ganz versessen auf Lord und Lady
Athertons Wahnsinn. Im Vergleich zu ihnen komme ich mir so herrlich normal und
vernünftig und durch und durch langweilig vor.«
    Da musste
er lächeln, ein leichtes Anheben des Mundwinkels nur, doch ...
    Ihr Herz
tat einen Sprung.
    Sie wich
zurück und warf sich zwanglos in einen Sessel am Kamin. »Komm, wärm dich auf«,
sagte sie. »Im Ballsaal war es heiß wie im Hades, aber dir kam es bestimmt wie
ein Eishaus vor.« Sie deutete auf den Sessel gegenüber. »Erzähl mir, was deine
Eltern nun schon wieder von dir wollen.«
    Er trat an
den Kamin, setzte sich jedoch nicht. Eine Weile schaute er nur ins Feuer, dann
sah er sie an, aber nur kurz, ehe er den Blick wieder auf die Flammen senkte,
als habe er nie Faszinierenderes gesehen.
    »Es geht um
eine zerfallene Burgruine, die sich leider Gottes in unserem Besitz befindet,
etwa zehn Meilen von Edinburgh entfernt«, begann er.
    »Wie seltsam«, fand
Olivia, nachdem Lisle ihr die Szene mit seinen Eltern kurz und knapp
geschildert hatte. Die Extravaganzen hatte er drastisch gekürzt, da er wusste,
dass sie sich das theatralische Beiwerk sehr gut selbst ausmalen konnte, hatte
sie doch während der letzten neun Jahre mehr Zeit mit Mutter und Vater
zugebracht als er.
    »Wenn es
nur seltsam wäre«, sagte er. »Bei ihnen ist das ganz normal.«
    »Ich meinte
auch die Gespenster«, sagte sie. »Wie seltsam, dass die Arbeiter sich von ein
paar Gespenstern in die Flucht schlagen lassen. Denk nur mal daran, wie viele
im Tower von London herumspuken. Beispielsweise der Henker, der seit Jahren
schon die Countess of Salisbury um den Richtklotz scheucht.«
    »Oder Anne
Boleyn, mit ihrem Kopf unter dem Arm.«
    »Und die
jungen Prinzen«, meinte sie. »Was ich sagen will: Geister gibt es überall, und
niemand scheint sich an ihnen zu stören. Wie seltsam also, dass sie
ausgerechnet Schotten das Fürchten lehren sollten. Ich dachte, die Schotten
lassen sich besonders gern bespuken.«
    »Das meinte
ich auch zu meinen Eltern, aber Vernunft war ja noch nie ihre Stärke«, sagte
er. »Und eigentlich geht es ja gar nicht um die Burg oder diese
Geistergeschichte. Sie wollen einfach, dass ich zu Hause bleibe.«
    »Aber das
würde dich um den Verstand bringen«, stellte Olivia fest.
    Sie hatte
ihn immer verstanden, vom ersten Tag an, da er ihr von seinem Entschluss erzählt
hatte, als Entdecker nach Ägypten gehen zu wollen. Sein Nobles Ansinnen hatte
sie es genannt.
    »Ich würde
mich gar nicht so sehr darüber aufregen«, sagte er, »wenn ich hier wirklich
gebraucht würde. Meine Brüder brauchen mich zwar – sie brauchen irgendjemanden ,
der sich um sie kümmert –, aber ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.
Vermutlich würden meine Eltern es nicht mal bemerken, wenn ich sie mit nach
Ägypten nähme. Aber sie sind noch zu jung. Das Klima bekommt Kindern nicht so
gut.«
    Sie legte
den Kopf zurück und sah ihn an. Wenn diese großen blauen Augen zu ihm
aufblickten, geschah etwas in ihm – etwas Kompliziertes, das nicht nur seine
Fortpflanzungsorgane erfasste. In seiner Brust begann es zu hüpfen, und er
verspürte einen leisen Schmerz, wie viele kleine Stiche, was ihn ziemlich
beunruhigte.
    Er wandte
den Blick ab und starrte wieder ins Feuer.
    »Was wirst
du tun?«, fragte sie.
    »Ich weiß
es noch nicht«, sagte er. »Die elterliche Krise hatte ihren Höhepunkt heute
Abend erreicht, kurz bevor wir aufbrechen wollten. Ich hatte noch keine
Gelegenheit mir zu überlegen, was ich tun soll. Nicht dass ich wegen dieser
dummen Geschichte in Schottland auch nur irgendwas zu tun beabsichtige.
Um meine Brüder sollte ich mir Gedanken machen. Ich werde es zu gegebener Zeit
entscheiden.«
    »Du hast
recht«, sagte sie. »Wegen der Burg brauchst du dir nicht den Kopf zu
zerbrechen. Reine Zeitverschwendung. Wenn du ...«
    Sie
verstummte, denn die Tür flog auf und

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