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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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Lady Rathbourne stürmte herein. Mit ihrem
schwarzen Haar und den tiefblauen Augen – wenngleich nicht gar so blau wie die
ihrer Tochter – war auch sie eine große Schönheit.
    Die Lisle
jedoch mit Gleichmut und Zuneigung betrachten konnte, ohne das verstörende
Gefühle ihn bestürmten.
    »Um Himmels
willen, Olivia, Belder hat überall nach dir gesucht«, sagte sie. »Du hättest
mit ihm tanzen sollen. Lisle, ich hätte Sie für schlauer gehalten, als sich von
Olivia zu einem Tête-à-Tête verführen zu lassen.«
    »Mama, wir
haben uns seit fünf Jahren nicht gesehen!«
    »Wenn es
ihm nichts ausmacht, sich durch Heerscharen vernarrter Gentlemen zu kämpfen, kann
er dich morgen besuchen«, beschied Ihre Ladyschaft. »Jetzt verlangt es andere
junge Damen nach seiner Gesellschaft. Du hast Lisle nicht gepachtet, Olivia,
und deine lange Abwesenheit lässt Belder langsam unruhig werden. Kommen Sie,
Lisle, gewiss wollen Sie den Abend nicht im Clinch mit einem von Olivias
Verehrern beenden. Ach«, seufzte sie, »es ist so lächerlich, dass mir die Worte
fehlen.«
    Nachdem sie
das Vorzimmer verlassen hatten, trennten Lisles und Olivias Wege sich. Sie
kehrte zu Lord Belder und ihren anderen Verehrern zurück, und er widmete sich
den anderen jungen Damen, die durchaus charmant waren, sich aber so sehr von
Olivia unterschieden, als gehörten sie einer anderen Spezies an.
    Erst
später, als er mit einer von ihnen tanzte, kam ihm wieder in den Sinn, was ihm just in dem
Augenblick aufgefallen war, ehe Lady Rathbourne ihre Unterhaltung unterbrochen
hatte: dieses Funkeln in Olivias blauen Augen, ehe ihr Ausdruck ganz in sich
gekehrt wurde, was er schon vor Jahren zu deuten gelernt hatte. Nachdenken.
Olivia hatte nachgedacht.
    Und wenn
Olivia nachdachte, das würde ihre Mutter einem bereitwillig versichern, drohte
Gefahr.
    Somerset House, London
    Mittwoch, 5. Oktober
    Es
handelte sich um
eine nicht offizielle Sitzung der Gesellschaft für Altertumskunde. Zum einen,
weil man sich für gewöhnlich donnerstags zu treffen pflegte. Zum anderen, weil
diese Treffen nie vor November stattfanden.
    Aber der
Earl of Lisle fand sich eben nicht alle Tage in London ein, und im November
wäre er gewiss längst wieder fort. Jeder Gelehrte, der sich für ägyptische
Altertümer interessierte, wollte sich jedoch nicht entgehen lassen, was er zu
berichten hatte, und so war die Veranstaltung, wenngleich kurzfristig
einberufen, gut besucht. Bei seinem letzten Aufenthalt in London hatte Lisle,
obwohl gerade einmal achtzehn Jahre alt, einen wegweisenden Vortrag über die
Namen der Pharaone gehalten. Genau genommen war es Daphne Carsington, die sich
die Entzifferung der Hieroglyphen zur Aufgabe gemacht hatte. Das war allgemein
bekannt. Allgemein bekannt war auch, dass sie ein Genie war. Nur leider war sie
eine Frau. Weshalb ein Mann sie vertreten und an ihrer statt Theorien und
Entdeckungen präsentieren musste. Ansonsten wären diese gnadenlos zerpflückt
und verlacht worden vom lärmenden Publikum, das Frauen fürchtete und
verabscheute, die sich Intelligenz anmaßten, geschweige denn mehr davon besaßen
als sie.
    Ihr Bruder,
der diese Aufgabe für gewöhnlich übernahm, war außer Landes. Ihr Gatte, Rupert
Carsington, wenngleich längst nicht so dumm wie er von vielen gehalten wurde,
würde einen wissenschaftlichen Vortrag niemals mit ernsthafter Miene
durchhalten – wenn er nicht gar währenddessen einschliefe.
    Da Lisle
und Daphne seit Jahren zusammenarbeiteten und er ihren Fähigkeiten höchsten
Respekt zollte, fand er sich gern bereit, ihre jüngsten Erkenntnisse mit dem
gebührenden Ernst vorzutragen.
    Aber eine
Person im Publikum schien das Ganze dennoch für einen Scherz zu halten. Lord
Belder saß neben Olivia in der ersten Reihe und machte sich über jedes von
Lisles Worten lustig.
    Falls er
Olivia damit beeindrucken wollte, würde er sich auf eine Überraschung gefasst
machen müssen.
    Wahrscheinlicher
schien indes, dass er Lisle provozieren wollte. Schon gestern, als Lisle Olivia
besucht hatte, hatte Belder sich beständig zwischen sie gedrängt. Aber da halb
London sich im Haus ihrer Eltern eingefunden hatte, war Lisle ohnehin kaum dazu
gekommen, ein Wort mit ihr zu wechseln. Er hatte ihr nur kurz gesagt, dass er
heute einen Vortrag halten würde, und sie hatte versprochen zu kommen,
woraufhin Belder sich erbot, sie zu begleiten, da er sich »um nichts in der
Welt Lord Lisles kleine Ansprache« entgehen lassen wollte.
    Selbst im
besten

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