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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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Als er sie ansah, blitzten seine grauen Augen silbrig im Kerzenschein.
    »Hier
entlang«, sagte sie.
    Sie führte
ihn an einer mit Serviertabletts bewehrten Dienerschar vorbei, ließ seine Hand
los, um sich im Vorbeigehen zwei Gläser Champagner zu nehmen, verließ
schnurstracks den Ballsaal, überquerte den Korridor und verschwand in einem
Vorzimmer. Nach kurzem Zögern folgte er ihr.
    »Mach die
Tür zu«, sagte sie.
    »Olivia«,
sagte er.
    »Ach, ich
bitte dich«, sagte sie. »Als ob ich noch einen Ruf zu verlieren hätte.«
    Er schloss
die Tür. »Du hast tatsächlich noch einen zu verlieren, wenngleich es mich
wundert, dass du dich nicht schon vor Jahren ruiniert hast.«
    »Es gibt
wenig, das Vermögen und Rang nicht beheben könnten«, sagte sie. »Hier, nimm dir
eins und lass mich dich erst mal richtig begrüßen.« Als er ihr eines der Gläser
abnahm, streiften seine behandschuhten Fingerspitzen die ihren.
    Die
Berührung brannte wie glühende Funken unter ihrem Handschuh, unter ihrer Haut.
Auch ihr Herz sprühte Funken und begann heftig zu pochen.
    Sie trat
einen halben Schritt zurück und stieß mit ihm an.
    »Willkommen
zu Hause, mein Freund«, sagte sie. »Ich wüsste nicht, wann ich mich jemals mehr
gefreut hätte, jemanden zu sehen.«
    Am liebsten
hätte sie ihm vor Freude die Arme um den Hals geschlungen. Was sie, aller
Unschicklichkeit zum Trotz, wohl auch getan hätte, wäre da nicht dieser
sonderbare Ausdruck in seinen silbrigen Augen gewesen, der ihr schon vorhin,
als sie ihn so unverhofft erblickt hatte, den Atem hatte stocken lassen.
    Er war ihr
Freund, das wohl, und wahrscheinlich kannte nur Urgroßmama sie besser als er.
Aber er war eben nicht mehr der Junge von einst, sondern ein Mann.
    »Ich war zu
Tode gelangweilt«, fuhr sie fort, »aber der Ausdruck in deinem Gesicht, als du
meinen Busen entdeckt hast, war göttlich. Fast hätte ich lauthals lachen
müssen.«
    Sein Blick
senkte sich auf Besagtes, und ihr wurde ganz warm, wo er sie betrachtete. Dann
begann die Wärme sich auszubreiten und wurde immer heftiger. Ehe sie es sich
versah, würde ihr wieder der Schweiß ausbrechen, so wie vorhin, als er sie so
angesehen hatte. Es war ihr Warnung genug: Mit diesem Feuer sollte sie besser
nicht spielen.
    Seine Stirn
legte sich in nachdenkliche Falten, als betrachtete er nicht ihre Brüste,
sondern irgendwelche Hieroglyphen. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe,
hattest du die noch nicht«, meinte er. »Ich war völlig aus dem Konzept
gebracht. Wo hast du die her?«
    »Wo ich sie her habe ?« Mein Gott, das sah ihm ähnlich. Sich über ihre Brüste
Gedanken zu machen, als wären sie ein archäologischer Fund, den es zu bestimmen
galt. »Sie sind einfach gewachsen. Alles an mir ist gewachsen. Langsam, aber
stetig. Ist das nicht komisch? In allen anderen Belangen war ich wohl eher
meiner Zeit voraus.« Sie trank einen Schluck. »Vergiss meinen Busen, Lisle.«
    »Das sagst
du so leicht. Du bist kein Mann. Ich muss mich erst daran gewöhnen.« Und sie
musste sich erst daran gewöhnen, was in ihr geschah, wenn er sie so ansah. Sie
lachte. »Dann lass dich nicht stören. Urgroßmama meint, die Zeit, wo kein Mann
mehr einen Blick dafür übrig habe, komme noch früh genug, und ich solle mich so
lange wie möglich daran erfreuen.«
    »Sie hat
sich kein bisschen verändert.«
    »Doch, sie
ist gebrechlicher und nicht mehr so flink wie früher. Aber sie lässt sich nicht
unterkriegen. Ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn sie mal nicht mehr da
ist.«
    Urgroßmama
war ihre Vertraute, die Einzige, die all ihre Geheimnisse kannte. Mama und
Stiefpapa konnte sie unmöglich alles erzählen. Sie hatten alles Erdenkliche für
sie getan. Die Wahrheit würde sie nur beunruhigen, weshalb Olivia sie vor der
Wahrheit beschützen musste.
    »Ich weiß
nicht, was ich heute Abend ohne sie getan hätte«, sagte Lisle. »Sie hat meine
Eltern in Beschlag genommen und mich entkommen lassen.« Er fuhr sich mit der
Hand durchs Haar und zerzauste es auf eine Weise, die Frauen um den Verstand zu
bringen vermochte. »Ich sollte mich längst nicht mehr über sie aufregen, aber
ich scheine die Kunst, sie zu ignorieren, noch immer nicht zu beherrschen.«
    »Was kannst
du denn diesmal nicht ignorieren?«, wollte sie wissen.
    »Den
üblichen Wahnsinn«, meinte er achselzuckend. »Ich will dich nicht mit den
Details langweilen.«
    Seine
Eltern, so wusste sie, waren das Kreuz, das er zu tragen hatte. Sie kreisten
ausschließlich um

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