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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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in ihrem jungen Leben
doch schon genügend Diebesfänger zu Gesicht bekommen, um den Typus auch bei
strömendem Regen auf den ersten Blick zu erkennen. Sie hatte beobachtet, wie er
bei den Stallungen herumgelungert hatte. Er huschte aus dem Dunkel und wartete
am Tor, bis Gaffy sein Pferd in die Hände des Stallmeisters gegeben hätte und
wieder herauskäme.
    Olivia und
Lisle warteten auf der Veranda des Gasthofs, wo sie vor dem Regen geschützt
waren. Sowie der fremde Mann aufgetaucht war, hatte sie Lisle beim Arm gepackt
und tiefer in den Schatten gezogen, damit man sie nicht sah.
    »Was
ist?«, wollte er wissen. »Was ist los?«
    Sie zeigte
auf den Fremden, der gerade sehr ernst und eindringlich auf Gaffy einredete.
Der Händler runzelte die Stirn, nahm seinen Hut ab und kratzte sich den
Schädel.
    Dann hielt
ihm der Diebesfänger eine Münze hin.
    »Lauf«,
sagte Olivia. »Los, lauf!«

Kapitel 16
    Benedict beobachtete Bathsheba dabei, wie
sie so tat, als würde sie von den Sandwiches essen, und später so tat, als äße
sie zu Abend. In der Zwischenzeit saß sie am Fenster und schaute aufmerksam hinaus,
obwohl der Regen nicht einen Augenblick nachgelassen hatte und es noch immer
unmöglich war, auch nur irgendetwas zu sehen.
    Doch als
sie auch nach dem Abendessen ans Fenster zurückkehrte, sagte er sich, dass es
nun langsam genug sei.
    »Es ist
Nacht«, sagte er. »Selbst wenn es aufhörte zu regnen, würdest du nichts
sehen können.«
    »Doch,
Laternen«, erwiderte sie. »Wenn Lord Northwicks Leute die Kinder finden,
werden sie kommen und uns Bescheid sagen. Sie werden Laternen bei sich
haben.«
    »Wenn sie kommen und uns Bescheid sagen, werden sie an die Tür
klopfen«, entgegnete Benedict. »Komm, setz dich in einen der Sessel am
Feuer und trink deinen Tee. Hör auf, dir wegen der Kinder Sorgen zu machen. Hör
auf, auch nur an die Kinder zu denken. Lord Northwick hat Aberdutzende fähiger
Leute ausgeschickt, die hier in der Gegend und in Bristol nach den Kindern
suchen.«
    »Ein
Suchtrupp«, sagte sie, den Blick noch immer in die Dunkelheit gerichtet.
»Genau das, was wir vermeiden wollten.«
    Erneut
meldete sich leises Unbehagen. »Was plagt Sie, Mrs. Wingate?«, fragte er.
»Wo ist sie hin, die beherzte Frau, die mir geradezu verboten hat, mich allein
auf die Suche zu begeben? Bitte erzähl mir jetzt nicht, dass die unerfreuliche
Begegnung mit deinen Verwandten am Sonntag dich allen Mut hat verlieren lassen.
Kaum zu glauben, dass du so leicht unterzukriegen bist.«
    Sie drehte
sich um, und zu seiner Erleichterung sah er ihre blauen
Augen aufblitzen. »Ganz gewiss nicht«, sagte sie. »Sie waren lediglich
abweisend und trauten mir nicht, und genau das hatte ich erwartet. Also
wirklich, Rathbourne – als ob ich mich von so etwas unterkriegen oder betrüben
lassen würde.« Sie stand auf. »Du scheinst mich mit den zarten Geschöpfen
zu verwechseln, die in deinen Kreisen so zahlreich gedeihen.«
    »Und längst
nicht immer so zart sind, wie man meinen möchte«, meinte er. »Du solltest
mal meine Großmutter kennenlernen.«
    Sie machte
es sich in einem der beiden weich gepolsterten Sessel bequem, die Thomas
umsichtig vor den Kamin gerückt hatte.
    »Ich hatte
bereits mit Jacks Großmutter das Vergnügen, und das hat mir gereicht«, erwiderte
sie. »Nach den Erfahrungen mit seiner Familie kann ein unfreundlicher Empfang
mich nicht mehr schrecken.«
    Sie goss
ihnen Tee ein.
    Benedict
nahm eine Tasse und setzte sich in den Sessel ihr gegenüber. »Das hätte ich mir
denken können«, sagte er. »Nachdem sie Wingate nicht dazu hatten bringen
können, es sich anders zu überlegen, haben sie sich dich vorgenommen.«
    Das hatte
er nicht bedacht. Das Zusammentreffen mit ihren Verwandten musste alte
Erinnerungen geweckt haben. Unerfreuliche Erinnerungen. Kein Wunder, dass sie
gedrückter Stimmung war.
    »Ich war
sechzehn«, begann sie und betrachtete dabei den Inhalt ihrer Tasse, als
lägen die Erinnerungen darin versunken. »Sie hatten alle ihre eigene, ganz
spezielle Taktik. Die Großmutter sagte mir, ich würde nie von der vornehmen
Gesellschaft akzeptiert werden, und Jack werde seine Entscheidung noch bitter
bereuen. Wenn ich Glück hätte, würde er mich verlassen. Wenn nicht, bliebe er
bei mir, und ich müsse seine Verbitterung ertragen, bis dass der Tod uns
scheide. Seine Mutter weinte nur, dafür aber ohne Unterlass. Sein Vater redete
mir ins Gewissen, bis ich mich ganz klein und schlecht fühlte. Dazu kamen

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