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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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fragte sich, wie lange er wohl
geredet hatte.
    »Du bist
eine gute Zuhörerin«, sagte er, hielt inne und schaute sie an. Den
Ellenbogen hatte sie auf die Armlehne gestützt, ihre Wange ruhte auf ihrer
Hand. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig.
    Er lächelte
reumütig. Es war durchaus seine Absicht gewesen, sie in tiefen, erholsamen
Schlaf sinken zu lassen. Aber nicht so.
    Leise stand
er auf und ging zu ihr, hob sie hoch und brachte sie zu Bett. Er zog ihr die
Schuhe aus und deckte sie zu. Sie rührte sich kaum.
    Sie musste
todmüde sein, dachte er. Zu Tode erschöpft vom Warten, Ausschau halten und sich
sorgen – sich um alles und jeden
sorgen, ihn eingeschlossen.
    Um ihn vor
allem.
    Er beugte
sich über sie und küsste sie auf die Stirn. »Zerbrich dir nicht den Kopf über
mich, Liebes«, murmelte er. »Ich komme schon zurecht. Das habe ich immer
getan.«
    Die Stille musste sie geweckt haben,
das Verstummen des stetig niederprasselnden Regens.
Oder es war das Licht. Tageslicht war es nicht, dieser silbrige Schimmer. Der Himmel
hatte aufgeklart, und sie war in blasses Mondlicht getaucht.
    Bathsheba
streckte die Hand aus, obwohl sie spürte, dass er nicht da war. Seine Wärme
fehlte. Sie fröstelte, doch nicht vor Kälte. Seit den ersten trostlosen Monaten
nach Jacks Tod hatte sie sich nicht mehr so allein und verlassen gefühlt.
    »Zum Teufel
mit dir, Jack«, flüsterte sie. »Wehe, du lachst jetzt. Du findest das bestimmt
sehr witzig, dass ich denselben Fehler zweimal machen könnte.«
    Aus dem
Zimmer nebenan hörte sie ein Geräusch. Sie setzte sich auf.
    Verstohlene
Schritte.
    »Wer ist
da?«, rief sie.
    »Marodierende
Soldaten«, kam das tiefe, vertraute Brummen. »Aufgebrachte Gläubiger
und kaltblütige Halsabschneider. Kobolde und böse Geister.«
    Rathbournes
große, dunkle Gestalt erschien im Türrahmen. »Oder vielleicht doch nur ich,
der ich polterte und trampelte und doch glaubte, auf leisen Sohlen zu schweben.«
    »Bist du
geschlafwandelt?«, fragte sie.
    »Nein, eher
gewachwandelt«, meinte er.
    »Du hast
mir gesagt, ich soll mir keine Sorgen machen«, erinnerte sie ihn. »Hast du dir etwa
Sorgen gemacht, Rathbourne?«
    »Ich bin
nicht unruhig auf und ab gelaufen, falls du das meinen
solltest«, stellte er klar. »Ich laufe nie unruhig auf und ab.
Eingesperrte Tiere laufen im
Käfig auf und ab. Ein Gentleman weiß ruhig zu sitzen und würdevoll zu stehen.«
    »Du
konntest nicht schlafen«, stellte sie fest.
    »Ich habe
überlegt, wie ich mit Peregrine verfahren will – oder genauer gesagt mit seinen
Eltern«, sagte er.
    Er
verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Türpfosten. Die Haltung ähnelte so sehr
jener in der Egyptian Hall, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, wie er dort am
Fenster lehnte, dass ihr ebenso wie damals der Atem stockte.
    »Das hatte
ich fast vergessen«, meinte sie. »Die Geschichte mit der Tochter des fahrenden
Händlers dürfte sich nun wohl erledigt haben.«
    »Ich habe
schon erwogen, eine Szene zu machen«, sagte er. »Den Spieß sozusagen umdrehen.
Ehe sie überhaupt mit ihrem Theater anfangen, werde ich schon wie ein Verrückter
vor ihnen auf und ab laufen und wild mit den Händen gestikulieren, wahlweise
kämpferisch die Faust recken oder mir die tief gefurchte Stirn halten.«
    »Du magst
den Jungen«, sagte sie.
    »Na ja ...
doch, natürlich. Wie könnte ich ihn sonst ertragen?«
    Er sollte
Kinder haben, dachte sie. Er würde ein guter Vater sein.
    Sie konnte
ihm keine Kinder schenken. Was er brauchte, war eine junge Frau, die sein Haus
mit Leben füllte – keine alternde Geliebte mit einem unfruchtbaren Schoß.
    »Wenn du
willst, helfe ich dir morgen dabei, dir eine schöne Szene zurechtzulegen«, meinte sie.
»Während wir nach unseren beiden Streunern Ausschau halten.«
    »Es ist
bereits morgen«, sagte er. »Als ich das letzte Mal einen Blick auf meine
Uhr warf, war
es eins, und das ist schon eine Weile her.«
    »Dann wird
es höchste Zeit, dass du ins Bett kommst«, fand sie.
    »Verstehe«,
sagte er. »Ist es das, was dich geweckt hat? Dein brennendes Verlangen nach
mir?«
    »Ich würde
es nicht gerade brennendes Verlangen nennen«, meinte sie. »Eher ein unbestimmtes
Gefühl, dass etwas fehlt.«
    »Stimmt.
Das Feuer ist aus und das Bett kalt«, sagte er.
    »So ist
es«, erwiderte sie. »Aber du bist groß und warm, womit sich das Problem lösen
ließe.«
    Er lachte.
    Oh, wie
sehr sie sein Lachen vermissen

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