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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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Er wusste,
was von ihm erwartet wurde. Und Ada? War sie den Regeln gefolgt oder ihrem
Herzen? Er wusste es ehrlich gesagt nicht – und das sagte eigentlich schon
alles, oder?
    »Mit
anderen Worten: unbefleckte Mädchen aus guter Familie, und mehr brauchte es gar
nicht«, schloss Mrs. Wingate. »Wie gute Zuchtpferde ...«
    »Ich bin
der Erbe des Earl of Hargate«, unterbrach er kühl. »Ich konnte mir den
Luxus nicht leisten, mir von einem dieser Mädchen den Kopf verdrehen zu lassen,
falls Sie darauf hinauswollen.«
    »Das war
nicht, was ich meinte«, erwiderte sie. »Aber Sie sprechen von der Ehe –
immerhin einer lebenslangen Verpflichtung –, und doch scheint Liebe überhaupt
keine Rolle zu spielen.«
    »Natürlich
nicht«, beschied er knapp. »Ich konnte schlecht wie einer von Byrons
unsteten Helden durch die Welt streifen und nach der Liebe meines Lebens suchen
– falls es so etwas überhaupt gibt.«
    »Wie wäre
es zumindest mit einer guten Freundin oder Gefährtin?«, schlug sie vor. »Du liebe
Güte, Rathbourne, nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Frau denn
ausgewählt?«
    »Ich wüsste
nicht, weshalb dies für Sie von Belang sein sollte«, sagte er in jenem
eisigen Ton, den er von seinem Vater gelernt hatte und von dem es hieß, dass er
seinen Opfern nicht nur die Sprache rauben konnte, sondern bisweilen auch den
Lebenswillen.
    Sie winkte
seine Bemerkung mit zarter, behandschuhter Hand beiseite. »Nun seien Sie doch
nicht so«, sagte sie. »Ich finde das ungeheuer interessant. Fast komme ich
mir vor, als würde ich ein fernes Land bereisen und versuchen, die Bräuche der
Eingeborenen zu verstehen. Ich habe nicht lange gesucht. Ich war gerade mal
sechzehn und bis über beide Ohren verhebt. Aber natürlich ist es falsch von
mir, Sie derart auszufragen. Ganz offensichtlich schmerzt das Thema Sie zu
sehr, als dass Sie darüber reden mögen.« Ihr Ton wurde sanfter. »Ich hatte
vergessen, dass Sie noch nicht lange verwitwet sind.«
    Benedicts
Herz klopfte heftig, und es bedurfte all seiner Selbstbeherrschung, um seinen
inneren Aufruhr nicht über die Zügel auf die Pferde zu übertragen.
Glücklicherweise gelangten sie just in diesem Augenblick an der Mautschranke
von Kensington an. Endlich. In stiller Wut schäumend, wartete er darauf, bis
der Zollwärter bedächtig das Geld einkassiert hatte und ihnen das Tor öffnete.
    Endlich tat
es sich auf. Als er hindurchfuhr, erinnerte Benedict sich verspätet und mit
Schrecken an Thomas. Den Lakaien, der hinten auf dem Aufsitz saß, hatte er ganz
vergessen. Benedicts Ohren brannten, wenn er daran dachte, was er über seine
Brüder gesagt hatte.
    Da machte
es gar nichts, dass der Diener über das Rumpeln der Räder und Trappeln der Hufe
auf den Pflastersteinen, über das Schnauben und Wiehern der Pferde und das
Fluchen und Schimpfen der Kutscher hinweg ihrer Unterhaltung gar nicht hatte
folgen können. Benedict war viel zu aufgewühlt, um vernünftig zu denken, was er
natürlich niemals zugeben würde.
    »Ich muss
Sie wohl kaum daran erinnern«, knurrte er, »dass wir nicht allein
sind.«
    »Ich habe
Ihnen gleich gesagt, wir sollten den Diener nicht mitnehmen«, erwiderte
sie kühl.
    »Ich
wünschte, ich hätte Sie nicht mitgenommen«, entgegnete er. »Sie ... Teufel
aber auch! Ihretwegen habe ich ganz vergessen, den Zollwärter nach den Kindern
zu fragen.« Er brachte den Wagen zum Stehen. Noch ehe er Thomas anweisen
konnte, sich der Sache anzunehmen, war sie selbst herausgesprungen.
    »Ich frage
ihn schon«, sagte sie. »Sie sind viel zu aufgewühlt.«
    Ohne dass
man ihn hätte auffordern müssen, sprang auch Thomas vom Wagen und begann, sich
um die Pferde zu kümmern.
    Derweil
lief Mrs. Wingate ohne einen einzigen Blick zurück zum Tor, wobei sie sich auf
aufreizendste Weise in den Hüften wiegte – sehr zum Vergnügen der Männer, die
sich zu gewagten Manövern mit ihren Fuhrwerken hinreißen ließen, um ihr Platz
zu machen.
    Benedict
wartete nicht ab, ob und wenn ja, wie viele Zusammenstöße sie provozieren
würde. Auch zerrte er keinen der gaffenden Männer von ihren Wagen und schlug
ihnen den Schädel ein, denn ein solches Verhalten wäre seiner nicht würdig
gewesen. Nur Rupert benahm sich so. Stattdessen folgte er ihr mit langen
Schritten und hatte sie im Nu eingeholt.
    »Ich bin
nicht aufgewühlt«, sagte er. »Ich bin sehr wohl in der Lage ...«
    »Ich hätte
Lady Rathbourne nicht in so gedankenloser, leichtfertiger Weise erwähnen
sollen«, sagte sie.

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