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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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Lebensgeister«, befand Humber. »Sie
ist fest entschlossen, ihre Schwester ein letztes Mal zu sehen, obwohl sie
weiß, dass die Reise sie umbringen kann«, fuhr Benedict fort. »Ich hoffe
inständig darauf, dass sie selbst am besten weiß, was ihr guttut. Vielleicht
täuschen die Ärzte sich allesamt, und das Wiedersehen und die Luftveränderung
geben ihr Kraft, lassen sie vielleicht gar genesen. Es ist reine Verzweiflung,
müssen Sie wissen, die uns zu so später Stunde reisen lässt. Sie fürchtet,
nicht mehr rechtzeitig zu ihrer Schwester zu gelangen.«
    Mrs. Humber
blickte noch finsterer drein.
    »Vorhin war
sie überhaupt nicht kränklich«, sagte Humber. »Du hättest sie mal sehen
sollen, Bertha.«
    »Ich habe
genug gesehen«, beschied Bertha.
    »Und schau,
was er angerichtet hat«, fuhr Humber fort und deutete erst auf Benedict,
dann auf die geschlagenen Dorfbewohner. »Dazu die kaputten Fenster. Der Squire
wird ...«
    »Pah, der
Squire!«, rief Mrs. Humber. »Was kümmert es den, wenn deine Freunde sich im
Suff die Köpfe einschlagen? Sollen sie doch für die kaputten Fenster zahlen.
Komm mir bloß nicht mit dem Squire, oder willst du mich für dumm
verkaufen?«
    »Ich bitte dich, Bertha«, sagte Humber.
    »Und komm
mir nicht mit ,Ich bitte dich, Bertha'«, sagte sie.
    Sie wandte
sich an Benedict. »Das tut mir schrecklich leid für Sie, Sir«, sagte sie.
»Aber ich an Ihrer Stelle würde nicht so spät mit der Dame herumkutschieren.
Erstens wird ihr die Nachtluft gar nicht gut bekommen. Und zweitens treiben
sich zu dieser Stunde nur noch Trunkenbolde und Wüstlinge draußen herum. So ein
hübsches Ding wie sie bringt in denen das Allerschlimmste zum Vorschein. Bloß
wenn Sie unbedingt meinen ... Dann sehen Sie aber zu, dass Sie jetzt
schleunigst verschwinden. Und ich an ihrer Stelle würde die Dame auch mal ein
bisschen wärmer einpacken.«
    Wenig
später befanden Benedict, Mrs. Wingate und Thomas sich sicher in der Karriole
und auf bestem Wege, Colnbrook schleunigst hinter sich zu lassen. So kam es,
dass keiner von ihnen Squire Pardew bemerkte, der zu Pferde angeritten kam. Am
Rande der Straße blieb er stehen, um das Gefährt vorbeifahren zu lassen. Still
verharrte er dort, in der Dunkelheit, und runzelte die Stirn, als er dem Wagen
nachsah.
    »Das war
knapp«, bemerkte Benedict zu Bathsheba, als sie die nächste Brücke
überquerten. »Erst hatte ich erwogen, Thomas ein Zeichen zu geben, Sie mir dann
zu schnappen und im Galopp zur Kutsche zu rennen. Ich dachte mir, wenn wir sie
überrumpeln, würden Humbers Prügelknaben zu überrascht sein, um uns
aufzuhalten.«
    »Eigentlich
eine bessere Idee als meine«, fand sie. »Aber als ich die Frau kommen sah,
beschloss ich, mich in seine Arme fallen zu lassen.«
    »Eine
brillante Idee«, sagte er. »Bei Gott, das war eine herrliche Szene! Besser
als jeder Schwank auf der Bühne.« Er nahm die Zügel in die Hand, mit
welcher er auch die Peitsche hielt, legte ihr die andere um die Schultern und
zog sie an sich. Sie spürte sein Kinn auf ihrem Kopf ruhen. »Sie waren
wunderbar«, sagte er, seine tiefe Stimme nur ein leises Brummen.
»Verrückt, mir zu Hilfe zu eilen – aber trotzdem wunderbar.«
    Sie hätte
sich gern enger an ihn geschmiegt. Nun, da alles vorüber war, merkte sie, dass
sie zitterte. »Ich hatte Angst, Sie könnten verletzt werden«, sagte sie.
Sein Arm legte sich fester um sie. »Hatten Sie das wirklich?« Er räusperte
sich. »Nicht halb so viel Angst, wage ich zu behaupten, wie jene Männer, als
Sie sich auf sie gestürzt haben«, fuhr er in unverfänglicherem Ton fort.
»War das ein Anblick!«
    »Ich habe darin Übung«, meinte sie. Dann fiel
ihr wieder ein, wer sie war, und sie entzog sich ihm.
    Auch
Rathbourne kam wieder zu Sinnen. Er versuchte nicht, sie abermals an sich zu
ziehen, sondern nahm die Zügel erneut in die Linke, straffte die Schultern,
setzte sich ordentlich in Positur und nahm sich fest vor, sich fortan
ausschließlich dem Fahren zu
widmen.
    »Meine
Familie hat während des Kriegs den Kontinent bereist«, erzählte sie ihm
derweil. »Mein Vater hat mir beigebracht, wie ich Pistole und Peitsche zu
gebrauchen habe – für den Fall,
dass wir unterwegs marodierenden Soldaten begegneten, so sagte er. Wie sich
zeigen sollte, hatten wir von seinen zahlreichen geprellten Gläubigern und
leichtgläubigen Opfern mehr zu fürchten als von den Soldaten.«
    »Wenn Ihre
Tochter nur annähernd so patent ist wie Sie, muss ich mir um

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