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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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sie zu
Boden gegangen waren.
    Auch von Thomas
keine Spur, stellte Benedict fest. Er hoffte, dass der Lakai der flüchtigen
Kutsche nachstellte.
    Da diese
gerade nicht bereitstand, konnten Benedict und Mrs. Wingate nicht einfach in
den Schutz der Dunkelheit abtauchen. Für sie gab es keinen schnellen Fluchtweg
aus Colnbrook und anders als die Einheimischen hatten sie auch keine sichere Zuflucht.
    Der Mann,
der so anrührend den Riot Act verlesen hatte, stellte sich als Henry Humber
vor, Wirt des Bull Inn und Konstabler der Gemeinde. Er war ein stämmiger, Mann
um die vierzig, der anscheinend seine Autorität nicht oft genug zur Geltung
bringen konnte. Die Art, wie er die daniederliegenden Männer und die
zerbrochenen Fensterscheiben musterte, hierhin und dorthin spähte und sich
beflissen Notizen in einem kleinen Büchlein machte, verhieß nichts Gutes.
Humber würde Schwierigkeiten machen, dessen war Benedict sich gewiss. Die
beiden Männer, die er mitgebracht hatte – beide groß und muskulös –, sollten
offensichtlich der Einschüchterung dienen.
    Dennoch
wäre die Angelegenheit im Nu aus der Welt geschafft gewesen, hätte Benedict die
Wahrheit sagen dürfen.
    Er müsste
nur seinen gelangweilten Tonfall anschlagen und sein eisigstes Gebaren an den
Tag legen, mit welchen er Narren und Emporkömmlinge gleichermaßen an ihren
Platz zu verweisen pflegte. Zuerst könnte er andeuten, er befinde sich in Eile.
Dann bräuchte er lediglich den Namen und die Anschrift seines Anwalts auf die
Rückseite einer seiner Visitenkarten schreiben und sie dem Konstabier
überreichen. Colnbrook war
noch nicht weit genug von der Zivilisation entfernt, als dass sein Name hier
unbekannt wäre. Und wer seinen Namen kannte, wüsste auch, wer Benedicts Vater
war.
    Im Nu würde
ihm gestattet, seine Reise fortzusetzen. Wenn nötig, würde man sich darum kümmern,
dass er einen Wagen und frische Pferde bekam. Ihm würde eine kleine Erfrischung
angeboten werden und, höchstwahrscheinlich, eine überschwängliche
Entschuldigung wegen des »kleinen Missverständnisses«.
    Doch
Benedict konnte nicht die Wahrheit sagen. Er durfte nicht sein, wer er war, und
sich nicht so benehmen, wie er das normalerweise täte. Allein und nur auf sich
gestellt, könnte er das gesellschaftliche Beben leicht überstehen, das von
diesem Zusammenstoß mit einer Horde Dorftrottel keine achtzehn Meilen von
London ausgelöst werden würde. Man nähme an, er wäre angegriffen oder maßlos
provoziert worden. Alle Welt wusste schließlich, dass Lord Rathbourne – anders
als sein Bruder Rupert, das schwarze Schaf der Familie – nicht dazu neigte,
sich zu prügeln oder anderweitig für Aufruhr zu sorgen.
    Doch
Benedict war nicht allein. Er befand sich in Begleitung einer Frau, einer
schönen, berüchtigten und viel zu aufregenden Frau. Einer zudem mutigen und
wahrscheinlich ein bisschen verrückten Frau.
    Noch immer
konnte er kaum glauben, dass sie einfach so aus dem Wagen gesprungen war und
sich in das Gemenge gestürzt hatte. Sie hatte die Reitpeitsche mit
bemerkenswerter Energie und Effizienz zum Einsatz gebracht. Damit hatte wohl
keiner der Männer gerechnet. Benedict hatte manch einen wie ein junges Mädchen
kreischen hören, und er hatte gesehen, wie sie sich eilig in Sicherheit
brachten. Wäre er nicht selbst so beschäftigt gewesen, hätte er lauthals
gelacht.
    Ebenso
unglaublich und weit weniger lachhaft war sein eigenes Verhalten. Er hatte sich
in eine Rauferei gestürzt – eine Wirtshausschlägerei
mit einer Horde stockbesoffener Bauern.
    Wegen einer
Frau.
    Er hatte
sich absolut vernünftig verhalten, so hatte er gemeint. Schließlich war
offensichtlich, dass die Männer vollkommen betrunken waren. Er wusste, dass
sich mit Leuten in diesem Zustand nicht vernünftig reden ließ, geschweige denn,
dass man von ihnen vernünftiges Verhalten erwarten konnte. Das Klügste wäre
indes gewesen, so wusste er, ihnen aus dem Weg zu gehen.
    Benedict
hatte die Beleidigungen und Obszönitäten ignoriert, die ihm an den Kopf
geworfen worden waren. Etwas schwerer fiel es ihm schon, den an Mrs. Wingate
gerichteten Ausfälligkeiten kein Gehör zu schenken, aber er hatte die Zähne
zusammengebissen und auch dies ausgestanden.
    Dann hatte
der Bursche Mrs. Wingate angefasst.
    Und
Benedict hätte ihn am liebsten umgebracht.
    Nun stand
sie ganz nah, klammerte sich an seinen Arm. Das Licht aus den Fenstern des
Gasthofs und jenes der Laternen, die die Männer gebracht hatten, genügte,

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