Loslassen - Als Lebenshilfe Und Heilung
Hindernis für die Entfaltung der Persönlichkeit darstellt. Dadurch, dass wir uns selbst und einen anderen Menschen behindern, verlieren wir doppelt Energie.
Wie aber können wir zu einer für alle Beteiligten richtigen Lösung oder Haltung kommen? Die Frage nach dem Motiv hilft weiter: »Warum bleibe ich in einer Verbindung, in der es dauernd Konflikte gibt?«, »Warum kann ich meine Kinder nicht loslassen?«, »Warum lasse ich mich belasten durch Menschen, die mir Energie entziehen?« Wenn Sie die Antworten auf diese Fragen gefunden haben, also das Motiv Ihrer Handlungsweise kennen, haben Sie auch den Hinweis auf die Schwäche, die Sie daran hindert, loszulassen. Ob die Lösung nun in einer tatsächlichen Trennung zu suchen ist, wie das bei einer fehlgeschlagenen Partnerschaft meist der Fall ist, oder in einem inneren Prozess des Loslassens, wie das zwischen Eltern und Kindern sein sollte, ist von Fall zu Fall verschieden.
Es gibt zwei Lebensgesetze, die hier eine Rolle spielen:
• das Gesetz von »mitgefangen – mitgehangen«, das besagt, dass jeder Schaden nimmt, der sich in einer falschen Gesellschaft oder Verbindung befindet.
• das Gesetz, das besagt, dass das, was für mich richtig ist, auch für den anderen die beste Lösung darstellt. Wenn ich das Richtige tue, helfe ich den Menschen in meinem Umfeld.
Eine Partnerschaft aufzugeben oder nicht, das ist die am schwierigsten zu beantwortende Frage, wenn Kinder da sind. Hier kann man nichts verallgemeinern. Es kommt auf den Charakter der beiden Partner an. In einer Atmosphäre des Streits und der Unsicherheit aufzuwachsen, ist für Kinder oft schädlicher, als wenn durch eine Trennung endlich Ruhe eintritt. Das ist aber nur dann der Fall, wenn keiner der beiden Eltern versucht, nach der Trennung seinen Groll und vermeintliche Rechte auf dem Rücken der Kinder auszutragen. Wir kennen Kinder, die nach einer Scheidung der Eltern rundum glücklich sind. Andere Kinder sind nach einer Trennung unglücklich.
Zwei Beispiele sollen unsere Beobachtungen verdeutlichen: Die Eltern haben sich getrennt, weil die Frau einen anderen Partner gefunden hatte, mit dem sie sich besser versteht als mit dem Vater des Kindes. Der Junge lebt zeitweise bei der Mutter und beim Vater, je nachdem, wie es sich beruflich am besten machen lässt, nicht, weil jeder Rechte beansprucht. Der Stiefvater liebt das Kind wie ein eigenes. Es gibt zwischen den Erwachsenen keine Eifersucht, keine Schuldzuweisungen, kein böses Wort. Der Junge wird nicht aus schlechtem Gewissen mit Privilegien und Spielsachen überhäuft, wie das oft bei Scheidungskindern der Fall ist. Er wird von allen Beteiligten mit liebevoller Konsequenz erzogen und ist ein zufriedener, quietschvergnügter Dreijähriger, der sich bestens entwickelt.
In einem anderen Fall lebt der Sohn, der jetzt zwölf Jahre alt ist, nach der Scheidung der Eltern aufgrund des Gerichtsbeschlusses bei seinem Vater. Die Mutter beansprucht ihre Rechte unter allen Umständen. So muss der Junge auch dann am Wochenende zur Mutter fahren, wenn er ein »wichtiges« Fußballspiel hat. Das bedeutet für den Jungen, dass er sein Team im Stich lassen muss. Oder die Mutter »schenkt« ihm ein Kleidungsstück, gibt ihm aber die Rechnung dafür mit und sagt: »Dein Vater soll es bezahlen.« Wenn das Kind von diesen Besuchen zurückkommt, ist es immer völlig durcheinander.
Ob eine für alle tragbare Lösung gefunden wird oder nicht, kommt eben immer auf die Charakterstärken der Beteiligten an.
Es gibt gewiss in manchen Fällen Rücksichten, die man nicht so ohne Weiteres beiseiteschieben kann. Es ist wichtig, den anderen innerlich loszulassen, auch wenn eine äußere Trennung nicht erfolgt. Einander die Freiheit zu geben, sodass jeder seinen Weg gehen kann, ist die beste Lösung.
Alle Eltern erleben die Loslösungsphase der heranwachsenden Kinder. Die jungen Menschen müssen lernen, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Dazu muss ihnen Verantwortung gegeben werden. Vonseiten der Eltern erfordert das Gottvertrauen. Vonseiten der Kinder handelt es sich um einen aktiven Prozess, der mit gegenseitigem Verständnis positiv bewältigt werden kann (siehe Buch Kinder brauchen Führung ).
Was hindert uns eigentlich daran, einen Menschen loszulassen? Wir glauben, dass Angst in vielen Fällen das Motiv ist: Verlustangst, Angst allein zu sein, Angst, die Lebenssituation nicht bewältigen zu können, Angst vor finanziellen Einschränkungen, Angst, dass dem
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