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Lost Girl. Im Schatten der Anderen

Lost Girl. Im Schatten der Anderen

Titel: Lost Girl. Im Schatten der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Ströle
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Rachen der Bestie stürzt? Er würde sich darüber freuen?«
    Natürlich würde Sean das nicht wollen. Er würde mir nie verzeihen, wenn ich mich seinetwegen fangen ließe. Aber er ist in Gefahr, und solange auch nur die geringste Aussicht besteht, dass ich ihr retten kann …
    »Es ist meine Entscheidung«, fauche ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Ich sehe, wie Matthews Arm vorschießt, stehe aber zu dicht vor ihm, als dass ich ausweichen könnte. Seine Hand schließt sich um meinen Hals.
    Ich schnappe nach Luft. Der Sauerstoff in meiner Lunge ist schnell aufgebraucht. In Panik zerre ich an seiner Hand, aber alles verschwimmt und wird dunkel. Dann spüre ich nichts mehr.

7. Echos
    S töhnend liege ich auf dem Boden. Ich muss mir den Kopf angeschlagen haben, denn er tut weh. Mühsam öffne ich die Augen und sehe mich blinzelnd um. Der Dachboden ist leer.
    Meine Verwirrung dauert nur kurz, dann kommt die Wut in mir hoch. Ich richte mich auf. Matthew ist verschwunden. Laut meiner Uhr war ich zwanzig Minuten bewusstlos.
    Was wollte er eigentlich bezwecken? Dachte er, dass ich aufgebe, wenn er mir ins Gewissen redet? Ich bin nicht dumm und weiß genau, wie gering die Chance ist, wie unwahrscheinlich es ist, dass ich Sean noch rechtzeitig erreiche. Wahrscheinlich haben die Späher ihn schon geschnappt, und wenn sie noch darauf warten, dass ich ebenfalls auftauche, entkomme ich ihnen nicht. Aber ich kann auch nicht einfach weglaufen und Sean sitzen lassen.
    Ich stehe auf. Ich schmecke Staub, Angst und Wut. Zögernd starre ich auf meine Stiefel. Sie fühlen sich schwer an, hängen wie Bleigewichte an mir.
    Matthew hatte Recht, es wäre das Vernünftigste, zu fliehen. Sean würde das auch wollen. Er würde nicht wollen, dass ich unsere Anstrengungen zunichtemache, alles, was er für mich geopfert hat. Und Erik wird sich bestimmt bei den Meistern dafür einsetzen, dass er nicht ins Gefängnis kommt. Vielleicht lassen sie ihn gehen. Ich stöhne leise. Wahrscheinlich ist es nicht, aber die vernünftige Stimme in meinem Kopf, die Amarra so verdammt ähnlich klingt, sagt mir, dass es viel klüger wäre zu fliehen.
    Doch ich bringe es nicht fertig. Der Eva von früher, die in dem Haus am See wohnte und noch nichts von Verlust, Treue und Todesangst wusste, wäre es nicht eingefallen zu überlegen, was vernünftig sein könnte. Sie wäre längst aufgebrochen, um Sean zu suchen. Aber ich? Ich weiß, was Vernunft bedeutet. Deshalb stehe ich immer noch da und blicke auf meine Stiefel. Aber ich werde trotzdem gehen.
    In Seans Tasche finde ich eine Packung Aspirin und nehme zwei gegen meine pochenden Kopfschmerzen. Dann suche ich nach etwas Geld. Ich weiß nicht, wie viel ich brauche, um zur Bank zu kommen, deshalb stopfe ich alles, was ich finde, in meine Jeans. Ich halte gerade eine Fünf-Pfund-Note in der Hand, da höre ich ein Geräusch.
    Ein Knarren. Jemand klettert die Leiter herauf.
    Ich fahre herum und stolpere fast über meine Matratze. Wenn es jemand vom Theater ist, sitze ich in der Falle. Was soll ich tun? Kämpfen und wegrennen? Doch in der der Bodenklappe erscheint kein Fremder, sondern Seans Kopf.
    Meine Beine drohen unter mir nachzugeben und ich werde fast ohnmächtig. Die Fünf-Pfund-Note fällt mir aus der Hand.
    »Wo kommst du denn her?«
    Er sieht mich überrascht an. »Äh, ich wollte deine Sachen holen. Das haben wir doch besprochen oder bilde ich mir das nur ein?«
    Ich stürze mich beinahe auf ihn. Gleich breche ich in Tränen aus. »Aber … die Späher! Ich dachte, ich sehe dich nie wieder … ich dachte, sie hätten dich erwischt …«
    »Ich bin ihnen entkommen.«
    Er klingt ruhig, zu ruhig. An seinen Armen erkenne ich Kratzer, unter seinem rechten Auge einen Bluterguss. Ich bin ihnen entkommen . Mehr fällt ihm dazu nicht ein?
    »Ich hasse dich!«, rufe ich schluchzend. »Verschwinde! Ist mir doch egal, was passiert ist! Ich wünschte, sie hätten dich erwischt!« Ich werfe mich auf den Boden und umklammere meinen Körper so fest, dass meine Arme taub werden.
    Sean kommt vorsichtig näher, aber das belustigte Funkeln in seinen Augen macht mich nur noch wütender.
    »Verschwinde!«, rufe ich noch einmal schluchzend. »Sonst gehe ich. Ich halte das nicht mehr aus! Ich kann es nicht ertragen, wenn du immer wieder spurlos verschwindest!«
    »Also gut.«
    Ich stehe hastig auf. »Nein, so habe ich das nicht gemeint! Geh nicht weg!«
    »Wollte ich ja auch nicht«, sagt er und seine Mundwinkel zucken, als

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