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Lost Girl. Im Schatten der Anderen

Lost Girl. Im Schatten der Anderen

Titel: Lost Girl. Im Schatten der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Ströle
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Körper.
    »Der Arzt meinte, du stündest wahrscheinlich unter Schock«, sagt Sean leise. »Ruh dich erst mal aus und erzähl mir später alles.«
    Ich hole tief Luft. »Nein, jetzt. Aber du wirst bestimmt sagen: ›Ich habe dich gewarnt.‹«
    »Ich würde nie …«
    »Solltest du aber. Weil du mich tatsächlich gewarnt hast und ich nicht auf dich gehört habe. Es war eine Jägerin.«
    Und dann erzähle ich ihm alles von Anfang an. Ich stocke immer wieder und bringe zuerst auch einiges durcheinander, doch während ich spreche und mich erinnere, lichtet sich der Nebel in meinem Kopf allmählich.
    Ich lasse nichts aus. Bei dem Kuss gerate ich ins Stottern. Ich zögere immer wieder und versuche seine Augen zu lesen. Sean hört nur schweigend zu, bis ich fertig bin.
    »Mein Gott«, sagt er schließlich.
    Ich schüttle den Kopf. »Ich habe bei der Vorstellung, von einem Jäger erwischt zu werden, immer gelacht, weißt du noch? Ich dachte, die Jäger würden mich nie finden.«
    »Na ja, sagen wir es so, sie hätten dich wahrscheinlich auch nicht gefunden, wenn Ray und Sonya ihnen nicht geholfen hätten«, wirft Sean ein.
    »Sie wollten nicht, dass mir etwas passiert.« Ich verdränge die Erinnerung daran, wie Ray mich geküsst hat und dann sagte, ich müsse verschwinden. »Sie wollten nur Amarra zurückholen.«
    Sean grummelt etwas, was nicht so klingt, als verzeihe er Ray und Sonya. Und obwohl ich sie in Schutz genommen habe, muss ich zugeben, dass ich auch nicht besonders versöhnlich gestimmt bin.
    »Glaubst du, die Jägerin wird der Polizei von mir erzählen?«
    »Kaum«, sagt Sean. »Die Jäger machen ihr eigenes Ding. Deshalb gibt es sie ja überhaupt. Sie vertrauen im Kampf gegen die Echos nicht auf das Gesetz.«
    Ich bin erleichtert.
    »Du machst mich wahnsinnig, Eva«, fügt er hinzu. »Und ich glaube fest, dass du verrückt bist, aber du bist die einzige mir bekannte Person, die so etwas überlebt.«
    Ich lächle schief. »Danke.« Mein Mund fühlt sich klebrig an. »Können wir über etwas anderes sprechen? Wenn ich weiter daran denke, wird mir schlecht.«
    »Hast du Hunger? Soll ich dir etwas zu essen holen?«
    »Nein!«, rufe ich. Sean verstummt und kneift besorgt die Augen zusammen. Ich atme tief aus, meine Panik legt sich wieder und ich sehe ihn verlegen an. »Entschuldige, ich wollte nicht so aufbrausen. Ich … ich will nur nicht, dass du gehst. Ich habe immer noch Angst, dass ich mir nur einbilde, dass du hier bist.«
    »Sei nicht albern«, sagt Sean liebevoll.
    Ich ergreife seine Hand. »Es ist schön, dich zu sehen, Sean.«
    »Ganz meinerseits.«
    Er zieht den Stuhl ans Bett, setzt sich und streckt die Beine aus. »Siehst du? Ich bleibe hier.«
    »Wie geht es den anderen?«
    »Gut. Ophelia wohnt jetzt in London, um näher bei ihrem Vater zu sein. Mina Ma arbeitet nicht mehr für die Meisterei, wohnt aber noch in dem Haus am See. Erik überarbeitet zusammen mit den Meistern die Gesetze über die Erziehung von Echos. Keiner der drei wollte die Vormundschaft für ein anderes Echo übernehmen. Sie vermissen dich.« Sean starrt auf das Laken. »Als wir von deinem Unfall hörten, bekamen wir die Anweisung, uns nicht einzumischen. Dein Fall wäre für uns abgeschlossen.«
    »Was werden sie tun, wenn sie erfahren, dass du mich besucht hast?«, frage ich besorgt.
    Sean zuckt die Schultern. »Ich wollte schon kommen, als ich von dem Schlafbefehl hörte, aber Erik meinte, ich brächte uns beide damit nur in Schwierigkeiten. Aber diesmal musste ich einfach kommen.«
    »Ich dachte, du wolltest die Gesetze der Meister nicht brechen.«
    »Ich habe beschlossen, dieses eine zu brechen.«
    »Das ist aber gar nicht deine Art.«
    »Was du nichts sagst.« Sean lächelt. »Gut, dass du mich daran erinnerst.«
    Ich streiche mit dem Daumen über seine Hand. »Bleibst du?«
    »Bis es dir besser geht«, verspricht er.
    Dann will ich, dass es mir nie besser geht.
    Als Nikhil mich das nächste Mal besucht, umarme ich ihn fest. »Danke«, flüstere ich ihm ins Ohr. Nicht nur dafür, dass er mich gefunden hat, sondern dafür, dass er sich überhaupt Sorgen um mich gemacht hat und nach draußen gegangen ist. Als ich ihn loslasse, lächelt er sein liebes Lächeln, das mir schon so vertraut ist.
    »Geht es dir wieder gut, Eva?«, will Sasha wissen und klettert auf mein Bett, worauf ich vor Schmerzen halb ohnmächtig werde. Sean hebt sie herunter, bevor sie sich auf mein gebrochenes Handgelenk setzen kann.
    »Ja«, keuche ich. »Es

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