Lost in Ireland - Verschollen in Irland
Ian.
“When did you move to Dublin?”, wollte Ruth wissen.
“When I came back from my → trip around the world ”, erwiderte Ian.
Er war mit 15 von zu Hause abgehauen und hatte in Dublin auf einem Schiff angeheuert.
“Didn’t your parents look for you?”
Ian zuckte die Achseln. “I don’t know. I guess so.” Als er Ruths entsetzten Blick sah, fügte er hinzu: “There were eleven of us in the family. Times were → rough in those days.”
Vier Jahre war er zur See gefahren, bevor er sich für ein paar Jahre in Neuseeland niederließ und sich als Boxer und als Schafzüchter versuchte.
“That’s when this happened”, sagte er und deutete auf seine schiefe Nase. “Then I → got homesick and came back to Ireland.”
Sie verließen Dublin und hatten endlich freie Fahrt.
“What next?”, fragte Ruth.
“I met Sinead.”
Ruth hielt unwillkürlich den Atem an.
“She’s my ex-wife”, fügte er wie nebenbei hinzu.
Ruth atmete erleichtert aus.
Ian deutete auf sein Handy in der Halterung neben dem Lenkrad und bat sie, eine Nummer zu wählen.
“I have to call her”, sagte er.
Eine fröhliche Jungenstimme meldete sich.
“Hi Colin”, sagte Ian. “How are you? Is your mum around?”
“Hi Dad”, rief Colin, um dann zu brüllen: “Mum? It’s Dad!”
Eine dunkle Frauenstimme meldete sich und Ruth spürte einen Stich der Eifersucht.
Ian sagte ihr nur, dass er auf dem Weg nach Limerick sei. Sinead bat ihn, sie nach seiner Ankunft kurz anzurufen.
“ → Yep ”, sagte Ian und trennte die Verbindung. “Sorry”, sagte er zu Ruth. “I → was supposed to pick up Colin tomorrow after school and I won’t make it, so I had to let my ex know.”
Ruth konnte nichts entgegnen; sie war viel zu erstaunt über den freundschaftlichen Umgang eines geschiedenen Ehepaars. Ihr Gesichtsausdruck zeigte das wohl deutlich, denn Ian fragte: “What?”
“You → sound like a happy couple”, sagte Ruth und hörte den Neid in ihrer Stimme.
Ian lachte. “It wasn’t always like this. We fought like cat and dog for years. But now we → get along quite → well .”
Das konnte man hören, dachte Ruth.
“We always had what one could call an open → relationship ”, sagte Ian. “We were a couple but it was okay to see other people.”
Seinem Tonfall entnahm Ruth, dass ein Seitensprung für ihn etwas vollkommen Normales war. Sie schimpfte sich eine verdammte Idiotin.
“It was okay as long as it was just the two of us but when she got → pregnant I wanted it to stop”, sagte Ian und verwirrte Ruth einmal mehr.
Er lachte. “I guess we were a strange couple, Sinead and I.”
Ruth nickte nur. Sie hatte Angst, ihre Stimme würde ihre Gefühle verraten. Da schwieg sie lieber.
“Do you want to hear the rest?”, fragte Ian. “I’ll make it short, I promise.”
Ruth musste lachen. “There’s no need to keep it short”, sagte sie.
Die Geburt von Colin habe ihn komplett umgekrempelt, erzählte er. Er war ein ernsthafter Familienvater geworden, hatte neben seinem Job als Barmann ein Fernstudium begonnen und sei EDV-Spezialist geworden. Irland war damals im IT-Boom, das hatte er nutzen können. Er hatte so viel Geld verdient, dass er ein Haus kaufen konnte.
“And what happened?”, wandte er sich an Ruth.
“Sinead didn’t like it”, riet sie.
“Exactly!”, rief Ian lachend.
“Sinead is a wonderful mother”, sagte er, und wieder durchfuhr Ruth ein Stich der Eifersucht, als sie die Wärme in seiner Stimme hörte.
Er liebt sie immer noch, dachte sie.
“But she’s a wild one.” Er schmunzelte.
Ruth wunderte sich, was er damit meinte, wagte aber nicht zu fragen.
“That’s enough about me”, sagte Ian und sah Ruth an. “Now it’s your turn.”Ruth wurde rot. Sollte sie ihm jetzt von ihren Problemen mit Georg erzählen? Nein, das ginge entschieden zu weit.
“What do you want to know?”, versuchte sie Zeit zu schinden.
“Tell me about your children”, schlug Ian vor.
Ruth starrte auf die Straße vor ihnen. Der Verkehr war deutlich weniger geworden und sie kamen jetzt gut voran.
“Susanne is fifteen and Markus is thirteen”, begann sie.
Was die beiden jetzt wohl machten? Vermutlich saßen sie vor dem Fernseher und sahen sich einen Film an. Hoffentlich achtete Georg darauf, dass sie ordentlich aßen und nicht nur zu McDonald’s gingen.
“Don’t worry about them. They are fine”, sagte Ian.
“I’m an awful mother”, stieß sie hervor. “I’m always trying to
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