Lost in Ireland - Verschollen in Irland
Bescheid gesagt hatte. Doch ein Blick auf ihr Handy zeigte ihr, dass ihr Akku leer war. Na toll – vermutlich hatte Conny schon mehrmals angerufen, sie aber nicht erreicht.
Fluchend steckte Ruth das Aufladegerät in die Steckdose und wartete ungeduldig, bis der Akku wieder zum Leben erwachte. Tatsächlich piepste es mehrmals. Auf dem Display erschien die Mitteilung, dass sie zwei Nachrichten erhalten hatte. Ruth wählte die Nummer ihrer Mailbox. Die weibliche Computerstimme teilte ihr mit, dass die erste Sprachnachricht um 7 Uhr 23 eingegangen war.
“Hallo Mama”, hörte sie Markus sagen. “Lass doch mal von dir hören. Uns geht es gut.”
Ruth war gerührt. 7 Uhr 23. Wann hatte sie heute Morgen angerufen? Ja, das war später gewesen. Aber warum hatte ihr Handy nicht geklingelt?
Verdammte Technik.
Die zweite Nachricht war drei Minuten später eingetroffen, und diesmal war es Susanne.
“Hallo Mutti. Markus hat vergessen zu sagen, dass wir dich vermissen.”
Ruth schluckte. Sie legte das Handy weg, griff zum Telefonhörer und wählte 0049 – und drückte die Aus-Taste.
Nein, sie würde jetzt nicht anrufen.
Jeder wusste, dass es allen gut ging, mehr musste im Moment nicht sein.
Zufrieden mit sich und der Welt legte Ruth sich hin. Sie hatten den Rest des Nachmittags frei. Sie würde eine Stunde schlafen und dann Dublin erkunden.
Kaum war Ruth eingenickt, fuhr sie plötzlich hoch.
Keine Nachricht von Conny!
Erneut wählte sie die Nummer von Connys Zimmer, doch immer noch nahm niemand ab. Sie wählte Connys Handynummer.
“The number you have → dialled is not → available ...”
“Verflixt und zugenäht”, schimpfte Ruth. “Conny, wo steckst du denn bloß? Ich dreh dir den Hals um.”
Sie kämpfte ein paar Sekunden mit sich, beschloss dann aber, erst einmal nichts zu unternehmen. Conny war alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. Und immer, wenn sie glaubte, es sei etwas Furchtbares passiert, stellte sich hinterher alles als völlig harmlos heraus.
Als Ruth eineinhalb Stunden später erwachte, dämmerte es bereits. Sofort fiel ihr Conny ein. Zum dritten Mal rief sie deren Zimmer an, doch wieder wurde nicht abgenommen. Auch ihr Handy zeigte keine eingegangene Nachricht oder einen verpassten Anruf an.
Ruth ging ins Bad, wusch sich das Gesicht und kämmte sich. Sie würde der Sache jetzt nachgehen.
Zaghaft klopfte sie im vierten Stock an die Tür von Zimmer 423. Keine Reaktion – was nicht weiter verwunderlich war, denn wäre Conny in ihrem Zimmer, hätte sie sicher auf den Anruf reagiert.
Es sei denn ... Panik durchflutete Ruth. Einen Moment lang hatte sie die Vision, die Freundin läge tot auf dem Boden des Hotelzimmers.
“Du spinnst”, sagte sie sich und klopfte noch einmal. Sie blickte den Gang entlang, um sich zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war. Sie legte den Kopf an die Tür und lauschte. Es war absolut nichts zu hören.
“May I help you?”
Ruth schreckte zurück und fühlte sich ertappt. Doch sie war beinahe erleichtert, dass Ian vor ihr stand.
“Oh, hi. I ...” Sie deutete auf die Tür. “I was looking for my friend. I haven’t seen her for a while. I ...”
Unsicher brach sie ab.
“When did you last see her?”
Ruth dachte nach. “I didn’t see her at breakfast and she didn’t come to the Japanese Garden. But I didn’t worry too much about it at the time.”
Ian schaute sie fragend an.
Ruth zuckte mit den Schultern. “She lived in Ireland for several years. I guess she knows her way around”, erklärte sie.
Ian nickte. “That → makes sense .” Er legte eine Hand auf Ruths Arm. “I am sure she’s fine”, sagte er beruhigend.
“I hope so”, seufzte Ruth.
Ian zeigte auf seine Armbanduhr und sagte: “It’s almost time for dinner. Shall we have an aperitif → beforehand ?”
Ruth zögerte. Eigentlich hätte sie lieber nach der Freundin geforscht, aber wahrscheinlich war Conny tatsächlich unterwegs auf altbekannten Pfaden. Vielleicht war sie mit dem Mann vom Pub verabredet und hatte übers Reden völlig die Zeit vergessen.
Sie fuhren mit dem Aufzug ins Untergeschoss, wo es eine Bar gab.
Ruth bat um Wasser, als Ian sie nach ihren Wünschen fragte.
“Water”, bemerkte er trocken, aber er schmunzelte. “You’re certainly not a heavy drinker.”
Ruth lachte.
Ian ging an die Bar und kam mit einer Flasche Wasser für Ruth und einem Glas mit brauner Flüssigkeit zurück.
“Is that whiskey?”, wollte Ruth wissen und deutete auf sein
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