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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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zurückzukehren, schien einfach unerträglich.
    Irgendwo da unten waren ihre Freunde.
    Â»Freunde« – was für ein seltsames Wort. Theoretisch kannte sie es aus 1000 Büchern, aber seit dem Tod von Annie und George hatte sie nicht mehr erlebt, was es bedeutete. Dann hatte Benny nach ihr gesucht. Genau wie Tom. Benny und Nix akzeptierten sie, hießen sie in ihrem Leben willkommen. Sie hatten sie mit zu sich nach Hause genommen, ihr ihre Stadt gezeigt und sie in alles einbezogen. Sie hatten sie Chong vorgestellt und er hatte sich in sie verliebt. Sich verliebt. In sie.
    Lilah wischte sich eine Träne weg. Wie hatte sie so viel Freundlichkeit, so viel Großzügigkeit vergolten? Mit harten Worten und Drohungen, mit Verbitterung und Zurückweisung. Und mit Untätigkeit, als sie festgestellt hatte, dass Preacher Jack Benny und Nix nach Osten gefolgt war. Ein Wort … nur ein einziges Wort von ihr hätte es verhindern können. Eine einzige Bewegung, eingezielter Wurf ihres Speers hätte dafür gesorgt, dass das, was jetzt da unten passierte, gar nicht erst möglich gewesen wäre. Sie hatte sich bewusst zurückgezogen, und nun sah sie, welch hoher Preis mit dieser Entscheidung verbunden war.
    Also, welche Entscheidung möchtest du jetzt treffen?
    Lilah hatte stundenlang darüber nachgedacht. Die neue Entscheidung, die sie getroffen hatte, brannte förmlich in ihrem Kopf. Sie lächelte … und kletterte vom Baum herunter, um ihre Jagd fortzusetzen.

Die Schläger führten Benny und Nix nach draußen, und als sie aus dem Hotel traten, schien es, als würden sie in eine bizarre, moderne Version des antiken römischen Zirkus eintauchen. Auf dem Feld hinter dem Hotel mussten sich über 200 Menschen versammelt haben. Dort waren Tribünen aus Planken und Rohren errichtet worden, die sich inzwischen bis auf den letzten Platz mit lachenden, johlenden und grölenden Zuschauern gefüllt hatten. Die Szene wurde von einem Dutzend, auf hohe Pfähle montierten Fackeln erleuchtet, deren Licht dem Ganzen etwas sehr Unwirkliches verlieh. In jedem Augenpaar spiegelten sich die züngelnden Flammen. Das gesamte Gelände war mit drei Schutzwällen aus gepanzerten, dicht hintereinander aufgestellten Wagen gesichert; die Rückseite des Hotels Wawona bildete den vierten Wall. Auf der rechten Seite, zwischen den Tribünen, stand ein riesiges Zirkuszelt mit geschlossenen Planen vor den Eingängen. Davor hatte sich eine lange Reihe von Wachen postiert und oben auf dem Zelt prangte in großen roten Lettern das Wort GLAUBE.
    Benny sah, dass das Amphitheater sieben große ausgehobeneGruben umschloss. Die Menge jubelte, lachte und machte obszöne Witze, als Benny und Nix an den Rand der ersten Grube geführt wurden. Die Wachposten waren mit Messern, Schwertern und Speeren bewaffnet. Benny fiel auf, dass sie keine Gewehre trugen. Das gab ihm zu denken: Hatten sie Angst vor Querschlägern in einer so dicht gedrängten Menschenmenge oder gab es einen anderen Grund dafür?
    Â»Wo kommen all die Leute her?«, flüsterte Nix, als sie sich zu ihm beugte. Benny schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Vielleicht aus anderen Städten oder aus Siedlungen. Möglicherweise Familien von Kopfgeldjägern …« Er verstummte abrupt, als er ein paar der Gesichter in der Menge wiedererkannte. Das waren keine Kopfgeldjäger, sondern Leute aus Mountainside! Keine zehn Meter vor ihm stand Mr Tesh, dem ein Pferdestall in der Nähe des Stausees gehörte, und drüben beim Zirkuszelt erkannte er Barbara Sultan mit ihrem Mann. Sie waren Maisfarmer. Dann beobachtete er, wie sein Sportlehrer von der Highschool bei einem Buchmacher eine Wette platzierte, und ein paar Meter von ihm entfernt entdeckte er die Frau, der die Futter- und Getreidehandlung auf der Main Street gehörte. Als er Nix darauf aufmerksam machte, schnappte sie ungläubig nach Luft.
    Â»Das ist Mrs Rosenbaum!«
    Im selben Moment bemerkte die Frau, dass die beiden sie anstarrten, und das Lächeln um ihre geschminkten Lippen verschwand; doch dann riss der Mann neben ihr einen Witz, und beide brachen in Lachen aus. Es war Wahnsinn. Hier gab es nicht nur Fremde, sondern auch Menschen, die sie kannten und mit denen sie täglich Umgang gehabt hatten. Benny fragte sich, wie es ihnen gelungen war, hierherzukommen. Welche Ausredenund Lügen hatten sie den anderen aufgetischt,

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