Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
Vom Netzwerk:
stand halb offen und von dort kam eine laute Stimme.
    Â»Ich bin sofort wieder da«, sagte ein Mann und trat in den Flur hinaus. Chong schätzte, dass er mindestens sechs Meter von Tom entfernt stand, der auf der obersten Stufe in die Hocke gegangen war. Aber es erschien ihm eher wie mehrere 100 Meter. Der Mann schaute nach links und nach rechts und wollte gerade wieder in das Zimmer zurückkehren, als er die Gestalten im Schatten der Treppe entdeckte.
    Â»Hey«, rief er mit einer Stimme, die vor Schreck eine Oktave höher klang. Es war das Letzte, was er jemals sagen sollte.
    Tom stürzte los und rannte mit voller Geschwindigkeit auf ihn zu. Dabei war er so schnell, dass er die sechs Meter im Bruchteil einer Sekunde zu überwinden schien. Stahl blitzte auf, rote Tropfen spritzten durch die Luft, dann fiel der Mann zu Boden.Ohne auch nur eine Sekunde innezuhalten, trat Tom die Tür auf und stürmte in das Zimmer.
    Jetzt rannte auch Chong.
    Er hörte Schreie und das schleifende Geräusch von Messern, die gezogen wurden, gefolgt von einem einzigen gedämpften Gewehrschuss. Die Kugel drang einen halben Meter hinter Chong in den Putz und ließ ihn zusammenfahren. Er duckte sich und spähte vorsichtig in den Raum. Das, was er dort sah, sollte er nie mehr vergessen.
    Vor ihm lag ein großes Zimmer, eine Suite. An der gegenüberliegenden Wand stand ein alter Heizkörper, durch dessen Rippen die Wachen drei lange Ketten gezogen hatten. An den Ketten waren Eisenringe befestigt, die man mindestens 40 Kindern um den Hals gelegt hatte. Das älteste, ein Mädchen indianischer Herkunft mit einem zugeschwollenen Auge und einer aufgeplatzten Lippe, war in Chongs Alter. Das jüngste konnte höchstens sechs sein. Alle Kinder waren verletzt und alle wirkten völlig verängstigt. Auf dem Boden lag eine rauchende Pistole, umklammert von der abgetrennten Hand eines Mannes.
    Der Rest des Zimmers glich einem Schlachtfeld. Fünf Männer waren auf dem Boden zusammengebrochen, hingen schlaff über Möbeln oder lagen zusammengesackt auf dem Bett. Drei Männer standen noch auf den Beinen: Tom und zwei Wachen. Doch einer der Wachmänner schwankte beiseite, den verletzten Hals mit beiden Händen umklammert, die Augen bereits leer und abwesend. Der andere Wachposten hielt eine Machete in den Händen, aber auch er wich vor dieser Gestalt zurück, die wie ein tödlicher Sturm eine Schneise in den Raum geschlagen hatte. Die Machete fiel zu Boden, als er die Hände hob, um sich zu ergeben.
    Der Kampf war vorbei, bevor er richtig angefangen hatte.
    Chong starrte Tom an. Bennys Bruder wirkte so kühl und gelassen, als würde er die Rosen gießen oder ein Stück Kuchen abschneiden, obwohl sein Gesicht mit frischem Blut bespritzt war.
    Â»Ist die Luft im Flur rein?«, fragte Tom erschreckend ruhig.
    Chong stammelte etwas, das so viel wie »Ja« bedeuten sollte.
    Tom nickte und richtete sein Schwert auf den anderen Mann. »Sind hier oben noch mehr Wachen?«
    Â»N-n-nein! Zwei auf der Veranda und wir … ich meine ich. Gott … bitte töte mich nicht, bitte … ich habe selbst Kinder.«
    Tom trat einen Schritt vor und führte die blutige Schwertspitze an die Wange des Mannes. »Müssen deine Kinder auch in den Gruben kämpfen?« Sein verächtlich verzogener Mund war der einzige Hinweis auf die Gefühle, die er hinter seinem ausdruckslosen Gesicht verbarg.
    Der Mann warf einen schuldbewussten Blick auf die Kinder, die verängstigt an der Wand kauerten.
    Â»Diese Kinder … ich meine … hey, ich hab nur meine Befehle ausgeführt. White Bear und sein alter Herr haben hier das Sagen.«
    Tom wischte das Blut von seinem Schwert und achtete dabei sorgfältig darauf, dass kein einziger Tropfen in die Nähe der Kinder gelangte, die alle traumatisiert schwiegen. Dann steckte er das Schwert wieder in die Scheide.
    Â»Schlüssel«, sagte er nur. Der Mann schob vorsichtig eine Hand in seine Tasche und holte einen Schlüsselbund heraus.
    Tom schnappte ihn sich und warf ihn Chong zu. »Bring sie hinaus in den Flur.«
    Während Chong sich beeilte, die gefangenen Kinder zu befreien, drängte Tom den Wachposten durch den Raum, bis er mit dem Rücken zur Wand stand. Dann hielt Tom inne, sein Gesicht nur zwei Zentimeter von dem des Mannes entfernt. »Weißt du, wer ich bin?«
    Â»Ja … oh

Weitere Kostenlose Bücher