Lost Land, Der Aufbruch
versprach Benny. »Ich werde einen Ort finden, an dem wir sicher leben können.«
»Nein«, widersprach Tom entschieden. »Nein ⦠finde einen Ort, an dem ihr frei seid. Lebendig ⦠und frei.«
Nix begann zu weinen. Sie nahm Toms Hand und führte sie an ihre Wange.
»Seid stark«, flüsterte Tom. »Ich ⦠ich wünschte, ich könnte mit euch kommen. Sehen, wie ihr erwachsen werdet, und was aus euch wird.« Er lächelte. »Aber ich glaube, ich muss ⦠und ich bin so stolz auf euch. Auf euch alle.«
Benny beugte sich trotz seiner Schmerzen so weit nach unten, bis seine Stirn auf der von Tom lag. Seine Tränen fielen wie Regentropfen herab.
Tom wischte eine Träne mit einem Finger weg. »Schon komisch ⦠ich wollte doch nur ⦠aus dieser verdammten Stadt ⦠verschwinden.«
Er schloss einen Moment die Augen und sein Atem ging sehr flach. Lilah und Chong klammerten sich an Nix und schluchzten hilflos, die Brust eng vor Schmerz und Trauer. Lilah nahm Toms andere Hand und hielt sie an ihre Brust, als könne ihr Puls sein Herz dazu bringen, weiterzuschlagen. Tom öffnete die Augen, und es hatte den Anschein, als sähe er etwas in weiter Ferne, jenseits des Horizonts und jenseits von allem, was sie sehen konnten.
»Benny â¦Â«
»Ja«, antwortete sein Bruder, dessen Stimme bei diesem einen Wort fast versagte.
»Ich ⦠ich werde versuchen, nicht zurückzukommen.«
Dann schloss Tom Imura die Augen.
Ein furchtbares Schluchzen löste sich aus Bennys Brust. Nix beugte sich zu ihm hinüber und hielt ihn fest und auch Lilah und Chong rückten näher. Sie hielten einander fest, als der Himmel zu einem neuen Morgen aufriss.
EPILOG
1   Ich werde versuchen, nicht zurückzukommen.
Das waren Toms letzte Worte. Er würde es versuchen. Es war kein Versprechen, das wusste Benny. So etwas konnte man nicht versprechen. Zu einer anderen Zeit, vor dem Grauen der Ersten Nacht, hätte ein sterbender Bruder wahrscheinlich etwas anderes gesagt. Wahrscheinlich hätte er so etwas gesagt wie: »Ich werde versuchen, dich zu erreichen. Egal wohin ich gehe, ich werde versuchen, dich zu erreichen. Nur damit du weiÃt, dass hier drüben, auf der anderen Seite, alles in Ordnung ist.«
Das wäre damals vermutlich so gewesen. Aber die Seuche hatte alles verändert.
J  -  Dog und Dr. Skillz verloren keine Zeit. Sie fertigten aus Speeren und Mänteln eine Bahre und trugen Tom, gemeinsam mit Benny, Nix, Lilah und Chong, in den leeren Schuppen, in dem Lilah auf das Zubehör für die Feuerbälle gestoÃen war, die sie während des Kampfes abgefeuert hatte. Der Schuppen stand ein wenig abseits vom Hotel und hatte die Explosion als einziges Gebäude unversehrt überstanden. Die anderen Kopfgeldjäger folgten ihnen. Niemand sagte ein Wort. Im Schuppen legten sie Tom auf den Boden. Dort zog Dr. Skillz etwas aus der Tasche und legte es neben die Bahre. Als Benny sah, worum es sich dabeihandelte, schüttelte er den Kopf. Der Kopfgeldjäger nickte, verlieà den Schuppen ohne Kommentar und lieà den Gegenstand neben der Bahre liegen.
»Ich kann hierbleiben«, bot Lilah an. »Und â¦Â«
Benny unterbrach sie kopfschüttelnd. »Nein. Nein ⦠das muss ich selbst erledigen.«
Lilah nickte, und selbst sie wirkte dankbar dafür, dass ihr diese furchtbare Aufgabe erspart blieb. Chong legte den Arm um sie, und sie traten gemeinsam, leise weinend, ins Freie.
Nix blieb als Letzte zurück.
»Er hat gesagt, er würde versuchen, nicht zurückzukommen.«
»Ich weië, bestätigte Nix, während ihr die Tränen noch immer die Wangen hinabliefen. »Benny â¦Â«
»Bitte, Nix ⦠ich muss einen Moment mit ihm allein sein. Nur Tom und ich. Und jetzt ⦠bitte, Nix. Die Zeit läuft ab. Es wird bald passieren.«
Nix presste gequält die Augen zusammen, aber sie nickte. Benny küsste sie auf die Stirn und hielt ihr die Tür auf. Nachdem sie gegangen war, hockte er sich auf den Boden und schaute Tom an. Er konnte die anderen drauÃen förmlich spüren. Nix würde das hier für ihn tun, das wusste er. Ebenso Lilah und auch Chong. Chong würde alles für Benny tun. Nach allem, was passiert war, würde Chong sogar für ihn sterben â da war Benny sich sicher.
Sollte er Chong
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