Lost Land, Der Aufbruch
suchte gerade die passenden Worte, um Chong aufzumuntern, als Tom ihnen mit erhobener Faust bedeutete, stehen zu bleiben.
Er lieà kurz prüfend den Blick über das Terrain schweifen und winkte dann alle zu sich heran.
»Alles in Ordnung?«, fragte Benny.
»Das werden wir gleich sehen«, meinte Tom zurückhaltend.
Langsam ging er den Hang hinab, dicht gefolgt von den anderen. Für Benny war es der erste halbwegs entspannte Moment des Tages. Zwar hielt er Bruder David für nicht ganz dicht, trotzdem gehörte er zu den nettesten Menschen, denen Benny je begegnet war, und die beiden jungen Frauen waren liebenswürdig und hübsch. AuÃerdem konnten alle drei gut kochen, und selbst nach den dramatischen Ereignissen war Benny sich sicher, dass er ein ganzes Nashorn hätte verputzen können.
SchlieÃlich gelangten sie auf die Betonplatte, aus der die einzige Zapfsäule herausragte wie ein groÃer rostiger Grabstein zum Gedenken an eine längst vergangene Kultur. Tom klopfte laut gegen das Metallgehäuse der Säule. Die umliegenden Hügel warfen das Echo zurück, das schwach zu ihnen zurückkam, bevor es ganz verhallte.
Keine Antwort.
Tom kniff die Augen zusammen.
»Bleibt hier.«
Vorsichtig ging er zur Vordertür der Tankstelle und klopfte.
Nichts.
»Bruder David?«, rief er.
Noch immer nichts.
Mit finsterem Blick winkte Tom die anderen zu sich heran, woraufhin sie sich äuÃerst vorsichtig und mit gezückten Waffen näherten.
»Haltet euch bereit«, befahl Tom und griff nach dem Türknauf. Dieser lieà sich leicht drehen und die Tür schwang nach innen auf. Tom zog seine Pistole und ging leise ins Innere der Raststätte, gefolgt von den anderen. Lilah schlich sich rechts neben Tom, dann schlüpfte Benny hinein, hinter ihm Nix. Schnell huschten die beiden auf Toms linke Seite. Allerdings bestand gar kein Grund zu dieser VorsichtsmaÃnahme.
»Wo sind denn alle?«, flüsterte Nix.
Tom schüttelte den Kopf und machte langsam ein paar Schritte in den Raum hinein.
Der vordere Teil der Tankstelle war so eingerichtet, dass dort in gemütlicher Atmosphäre Tauschgeschäfte durchgeführt werden konnten: Klappstühle, ein Holzofen und ein Esstisch. Benny, Tom und Nix hatten hier schon ein paarmal gesessen und die einfachen, aber gut zubereiteten Gerichte gegessen, welche die Kinder Gottes anboten; und Tom hatte immer ein paar Vorräte als Gastgeschenk mitgebracht.
Der Rest der Raststätte diente als Wohnbereich für Bruder David und die beiden Nonnen. Dort befanden sich Bettzeug und umgedrehte Getränkekisten aus Plastik, die als Nachttische fungierten. Auf Wäscheleinen gespannte Bettlaken sorgten für ein wenig Privatsphäre, und jemand hatte Nägel in die Wände geschlagen und daran Girlanden aus Blumen und Kräutern aufgehängt.
»Wo sind sie?«, fragte Nix wieder.
»Lilah, kontrollier den Schuppen«, forderte Tom.
Das Mädchen nickte kurz und schlüpfte ohne ein Wort durch die Tür. Benny ärgerte sich ein wenig darüber, dass Tom ihm nie eine solche Aufgabe zuteilte, doch jetzt war nicht der Moment, einen Streit vom Zaun zu brechen.
Nix ging zum Herd, schaute in die Töpfe und hielt die Hand über die Platten. »Sie sind kalt, aber in den Töpfen ist Essen. Ist noch nicht verdorben.«
»Auf dem Tisch stehen Teetassen«, ergänzte Benny. »Und es sieht so aus, als seien all ihre Sachen noch hier. Die Reisetasche von Schwester Shanti steht auf dem Bett. Vielleicht sind sie spazieren? Oder machen einen Tagesausflug?«
»Nein«, widersprach Tom kopfschüttelnd. »Sieht eher danach aus, als wären sie überstürzt aufgebrochen.« Er kniete sich auf den Boden und hob eine Lesebrille auf. Eines der Gläser hatte einen Sprung. »Die gehört Bruder David.« Er runzelte die Stirn. »Und noch etwas macht mir Sorgen. Ich hatte eine ganze Menge Vorräte hergeschickt â Teppichmäntel, Zelte, Kochzubehör, zusätzliche Nahrung und ein paar Waffen. Aber nichts davon ist hier.«
Die Tür ging auf und Lilah trat in den Raum. »Jemand hat das Schloss am Schuppen aufgebrochen. Der alte Roger ist nicht mehr da ⦠die Spuren führen nach Osten.«
»Wie lange ist das her?«, hakte Tom nach.
»Später Vormittag.«
Wieder nickte Tom wissend. »Zu dieser Zeit müssen sie von hier aufgebrochen
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