Lost Land, Der Aufbruch
gespitzt. Der Wind rauschte in den Baumkronen, aber sonst war kein Geräusch zu hören, nicht einmal das Zirpen der Grillen.
»Was war das?«, fragte Benny fordernd.
Nix hielt sich einen Finger an die Lippen, während Lilah den Griff ihres Messers fester umfasste.
»ScheiÃe!«, sagte Benny leise und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
Nix nahm beide Holzschwerter und reichte Benny eins davon. Angespannt lauschten sie in die Nacht. Das Zirpen der Grillen war vollständig verstummt. Soweit Benny wusste, reagierten sie auf diese Weise, wenn irgendwas sie aufgeschreckt hatte und sie sich vor einer Gefahr fürchteten.
Schweigend warteten die drei, horchten auf Geräusche und hofften, dass Tom rufen würde. Oder Chong.
Bumm!
Wieder ein Schlag gegen die Tür. Das Geräusch wirkte wuchtig und weich zugleich. Gedämpft, wie von einer Faust, die mit einem Handtuch umwickelt war. Oder â¦
Bumm! Bumm-bumm!
Oder eine Hand, die ohne bewusste Kontrolle wahllos auf etwas einschlug.
Bumm ⦠Bumm ⦠Bumm.
Was auch immer da gegen die Tür schlug â Tom war es jedenfalls nicht. Auch nicht Chong oder sonst ein lebendiges menschliches Wesen.
Und dann hörten sie das Stöhnen.
»Da drauÃen ist ein Zombie«, flüsterte Benny.
»Ich weië, murmelte Lilah mit ihrer geisterhaften Stimme und wischte sich mit der linken Hand die Tränen aus den Augen. »Er muss dich gehört haben.«
»Uns gehört haben«, korrigierte Benny, aber sein Einwand war schwach, und das wusste er auch.
Lilah schnaubte.
Bumm.
»Was soll das?«, fragte Nix entsetzt. »Klopft er an, weil er reinwill?«
Lilah schüttelte den Kopf. »Er klopft nicht an, er schlägt gegen die Tür. Er will auf uns losgehen ⦠die Tür ist im Weg.«
Irgendwie fand Benny dies gruseliger als die Vorstellung, dass die Kreatur anklopfte. Auch wenn er den Zombie nicht sehen konnte, war die Tatsache, dass seine schlaffe, tote Hand immer wieder gegen die Tür hämmerte und dabei dem Impuls eines ansonsten abgestorbenen Gehirns folgte, äuÃerst unheimlich. Wie wollte die Wissenschaft das je erklären? Wie konnte das einen Sinn ergeben?
Das Hämmern ging weiter. Es folgte keinem Rhythmus, aber jeder Schlag hatte dieselbe dumpfe Wucht.
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Nix.
Lilahs Antwort war so kalt wie das verfaulte Gewebe des Monsters vor der Tür und in ihren Augen blitzte ein seltsames Leuchten auf. Sie wirkte mehr als nur ein bisschen verrückt. »Wir töten ihn.«
Die beiden anderen starrten sie ungläubig an.
Benny deutete auf die Tür. »Du meinst, wir sollen da raus? Die Tür öffnen und rausgehen?«
»Wenn du Angst hast, kannst du ja hierbleiben«, erwiderte sie verächtlich.
Plötzlich kam Benny sich wie ein Idiot vor. »Hör mal ⦠wegen vorhin â¦Â«
»Sei still«, fauchte Lilah. »Ich will nicht darüber reden.«
Da Benny sich gedemütigt fühlte, straffte er die Schultern, stellte sich noch aufrechter hin und setzte eine Miene auf, die nach taffem Typ, Kopfgeldjäger und Zombiekiller in einer Person aussehen sollte.
»Was ist mit deinem Gesicht los?«, fragte Lilah. »Musst du kotzen?«
»Nein, ich â¦Â«
Doch Lilah schob ihn einfach aus dem Weg. »Wenn ihr die Tür öffnet, schubse ich den Zombie zurück. VerschlieÃt die Tür hinter mir. Wenn er befriedet ist, klopfe ich, und dann lasst ihr mich wieder rein.«
»Machen wir«, versprach Nix, »aber solltest du nicht wenigstens deinen Teppichmantel anziehen? Das ist nicht gerade klug wie ein Krieger.«
Lilah tat den Vorschlag mit einem höhnischen Lächeln ab. »Wegen einem einzigen Zombie?«
Benny räusperte sich. »Hör zu ⦠Lilah ⦠bist du dir sicher, dass du das wirklich tun willst?«
Das Verlorene Mädchen schaute ihn fragend an. »Mit âºwollenâ¹ hat das nichts zu tun. Die Zombies werden weiterhin versuchen, uns zu kriegen. Und das Hämmern kann man meilenweit hören.«
Wie um ihre Bemerkung zu unterstreichen, schlug die schlaffe Hand wieder gegen die Tür. Und noch einmal.
»Jetzt«, sagte Lilah leise. Sie hielt ihr Messer mit der lässigen Kompetenz, die sich nur durch jahrelange Ãbung einstellte.
»Jetzt!«, stieà Lilah noch einmal hervor, und Benny fuhr
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