Lost Land, Der Aufbruch
zusammen.
»âtschuldigung«, murmelte er und streckte die Hand nach dem Türknauf aus. Lilah warf ihm einen angewiderten Blick zu.
»Warte!«, forderte Nix und musterte Lilah eindringlich. »Die Dosen.«
Lilah erstarrte. »Oh«, sagte sie nur.
»Oh Mann â¦Â«, keuchte Benny, fast atemlos vor Schreck. »Wie kommt ein Zombie da durch, ohne â¦Â« Er beendete den Satz nicht, weil er nicht beendet werden konnte.
»Wir haben ein Problem«, wisperte Nix. »Da drauÃen ist noch jemand â ein Mensch.«
»Ich weiÃ.« Lilah wich von der Tür zurück.
Einen Moment lang schloss Nix die Augen. »Bruder David und die Schwestern sind nicht einfach so fortgegangen.«
»Ich weië, sagte Lilah wieder, steckte das Messer in die Scheide und griff nach ihrem Speer.
»Warte«, stieà Benny hervor und stellte sich vor die Tür, um ihr den Weg zu versperren. »Du willst doch nicht wirklich da raus? Nicht jetzt!«
»Doch.«
»Hör zu ⦠was ich gesagt habe, tut mir leid, aber du musst nicht â¦Â«
Lilah unterbrach ihn, indem sie plötzlich so nah an ihn herantrat, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Ihre honigfarbenen Augen schauten wütend und verletzt zugleich. »Am liebsten würde ich dich da rauswerfen.«
Das brachte Benny zum Schweigen.
Bumm! Bumm!
»Aber im Augenblick müssen wir den Zombie daran hindern, solchen Krach zu schlagen«, sagte Lilah und wandte sich von ihm ab. »Geräusche sind nachts besonders weit zu hören.«
»Lilah«, mahnte jetzt auch Nix, »vielleicht solltest du wirklich nicht gehen. Da drauÃen könnte etwas sein, das viel gefährlicher ist als ein Zombie.«
»Ich bin viel gefährlicher als ein Zom«, entgegnete sie mit kalter Stimme. »Macht die Tür auf.«
»Lilah«, wisperte Benny, »Rotaugen-Charlie könnte vor der Tür stehen.«
Ein tödliches Lächeln stahl sich auf Lilahs Gesicht. »Das wäre perfekt.«
Auf der anderen Seite der Tür hämmerte der Zombie unermüdlich gegen das Holz und auch der Wind frischte deutlich auf. Nix schloss die Ofentür und blies die Kerzen aus, sodass der Raum in völlige Dunkelheit getaucht wurde und nur das schwache Licht der Sterne durch die Ritzen rund um die Türhereinfiel. Benny tastete nach dem Türknauf. Er zählte von drei an rückwärts, riss die Tür auf und sprang aus dem Weg.
Der Zombie stand direkt vor der Tür, eingerahmt vom Licht der Sterne. GroÃ, dürr wie eine Bohnenstange und weià wie Wachs, mit schwarzen Augen und weit aufgesperrtem Mund torkelte er sofort auf Benny zu. Aber plötzlich sprang Lilah auf ihn zu, versetzte ihm einen Tritt gegen die Brust und trieb ihn zurück. Wie der Blitz hechtete sie durch die Tür, schloss zu dem Zombie auf, bevor er zu Boden ging, drehte sich um die eigene Achse und schlitzte ihm mit dem Bajonett am Ende ihres Speers die Kniekehlen auf. Dieser Schnitt war ihr Markenzeichen; sie hatte ihn bereits als Kind von George gelernt â der Mann, der sie groÃgezogen hatte, nachdem sie in der Ersten Nacht zur Waise geworden war. Da sie dem Zombie die Sehnen durchtrennt hatte, fiel dieser sofort auf die Knie. Sie trat ihm zwischen die Schulterblätter, und als er mit dem Gesicht voran zu Boden stürzte, wirbelte sie ihren Speer in der Luft herum und rammte ihn mit beiden Händen zielsicher und mit aller Kraft in die schmale Ãffnung in seiner Schädelbasis.
Der Zombie erschlaffte sofort und zuckte nicht länger. Er war tot ⦠ein für alle Mal. Der ganze Vorgang â vom Tritt gegen die Brust bis zum Speerstoàâ hatte keine vier Sekunden gedauert.
Benny und Nix standen an der Tür, wie immer über Lilahs Schnelligkeit und Effizienz verblüfft. Und über ihre Skrupellosigkeit. Sie wussten zwar, warum das Mädchen sich so verhalten musste, aber es nahm ihnen immer wieder aufs Neue den Atem.
»Mein Gott â¦Â«, keuchte Nix.
»Ich weiÃ, was du meinst«, sagte Benny.
»Nein«, entgegnete Nix, hob den Arm und deutete in die Ferne. »DORT DRÃBEN!«
Benny spähte mit zusammengekniffenen Augen in die Richtung, in die Nix wies, und Lilah drehte sich blitzschnell um, hob ihren Speer, als erwarte sie einen plötzlichen Angriff, und starrte ebenfalls zum Horizont.
Die Sterne spendeten ausreichend Licht,
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