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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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um die wogenden Bäume in einen unheimlichen, blau-weißen Schimmer zu hüllen … und um die Blechdosen auf dem Boden zu beleuchten. Die Schnüre waren durchtrennt worden und die Dosen standen ordentlich in einer Reihe. Da draußen war jemand und dieser Jemand war klug und umsichtig genug, die Falle zu entschärfen. Aber das war noch lange nicht das Schlimmste. Denn wirklich unheimlich … wirklich grauenerregend … war das kalte Mondlicht, das sich auf den wachsbleichen Gesichtern der lebenden Toten widerspiegelte.
    Bei Hunderten von lebenden Toten.
    Â»Mein Gott …« Mehr brachte Benny nicht heraus. Die Zombies waren überall – eine Armee lebloser Killer, die schlurfend, hinkend und torkelnd aus der Finsternis des Waldes hervorkamen. Benny drehte sich nach links und sah noch mehr von ihnen; manche gingen, andere krochen, aber alle stöhnten lauter als der Wind. Als Benny sich nach rechts wandte, sah er die lange Reihe der weißen Findlinge am Ende der Tankstelle. Doch auch dort wimmelte es jetzt von kriechenden Zombies. Der erste war noch ungefähr 100 Meter entfernt, aber sie näherten sich unaufhaltsam der Raststätte. Benny konnte die Untoten nicht zählen. In wenigen Minuten würden sie da sein, und es gab kein Entkommen.
    Â»Bitte sagt mir, dass ich mich irre«, flehte Benny. »Das kann nicht wahr sein.«
    Â»Wir sind tot«, flüsterte Nix. »Oh Gott … oh Gott …«
    Lilah drehte sich zu ihnen um und im Schein des Mondes sahen sie, dass ihr eisernes Selbstvertrauen verschwunden war. Ihr Gesicht wirkte so blutleer und ausdruckslos wie das der Monster, die sich von allen Seiten näherten. Sie ließ ihren Speer sinken, bis er schließlich nur noch an ihren Fingerspitzen hing und jeden Augenblick zu Boden fallen würde.
    Â»Wir sind tot«, wiederholte Nix mit hysterischer Stimme.
    Â»Ja«, bestätigte das Verlorene Mädchen. »Wir sind tot.«

Tom Imura war im Leichenland zu Hause. Er liebte die Wälder, selbst als sich die Nacht herabsenkte und die grüne Welt in eine fast undurchdringliche schwarze Finsternis verwandelte. Seit jener schrecklichen Nacht vor 15 Jahren hatte Tom fast ein Drittel seines Lebens in diesen Wäldern verbracht. Im Gegensatz zu Mountainside mit seinen unverrückbaren Grenzen und der allgegenwärtigen Angst erschien ihm alles im Leichenland einfach und klar: Man wusste genau, woran man war.
    Tom vermutete, dass dieser Zustand große Ähnlichkeit mit der Welt zu einer Zeit besaß, bevor die Menschheit die ersten Städte gründete. Damals hatte es alle möglichen Raubtiere gegeben und das Leben war bestenfalls mühsam gewesen. Jeder Tag glich einem Kampf ums Überleben, aber eben dieser Kampf hatte die Menschen zu Problemlösern gemacht. Ihre Erfindungsgabe war eines ihrer wichtigsten Werkzeuge und der Grundstein jeglicher Zivilisation. Ohne sie hätten sich die Menschen nie das Feuer nutzbar gemacht oder aus einem Stück Holz ein Rad geschnitzt.
    Tom wusste, dass es da draußen Zombies gab, aber er hatte keine Angst vor ihnen. Er respektierte und akzeptierte sie genauso als ernsthafte Bedrohung wie die Bären, Pumas und Wölfe, die durch die Berge streiften. Seine Philosophie gründete sich auf die natürliche Ordnung der Dinge: Wenn ein Problem auftaucht, nutze alle Ressourcen, um es zu lösen. Bis jetzt war er mit dieser Strategie erfolgreich gewesen: Sie hatte ihm unter anderem dabei geholfen, Benny in der Ersten Nacht zu retten, das erste Gameland niederzubrennen und Hunderte Zombies zu befrieden. Sollte jedoch ein Problem auftauchen, das seine geistigen und körperlichen Fähigkeiten überstieg, und sollte er infolgedessen sterben, so war er mit sich im Reinen. Das war der Lauf der Welt: Die Stärkeren überlebten, aber niemand konnte immer der Stärkste sein.
    Während Tom durch den Wald lief, wich er immer wieder Ästen aus und sprang über kleine Gräben; aber er bewegte sich nie schneller, als es die Wahrnehmungsfähigkeit seiner Sinne zuließ, und lauschte aufmerksam auf das, was seine Umgebung ihm mitteilte. Inzwischen hatte er aufgehört, nach Chong zu rufen. Der Junge hatte eindeutig weglaufen wollen, und wenn er ihn nun rief, würde Chong sich vermutlich verstecken. In dieser Dunkelheit konnte auch der beste Jäger der Welt niemanden finden, der nicht gefunden werden wollte. Es war

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