Lost Land, Der Aufbruch
hungrige Ausdruck so plötzlich aus seinem Gesicht, als sei ein Vorhang gefallen. Seine milchigen Augen wandten sich von Benny ab, dann drehte er sich unbeholfen um und schlurfte in den Raum, gefolgt von weiteren Untoten.
Benny hielt sich sein BokutŠvor die Brust, als handelte es sich um ein Amulett mit magischen Kräften, und schlüpfte hinaus. Lilah hatte nicht auf ihn gewartet. Sie war bereits 30 Schritte weiter und ging direkt auf das Meer der torkelnden Zombies zu.Nix war viel näher, ihr Gang wirkte langsamer und unsicher. Sie drehte sich immer wieder zu Benny um, während Lilah sich nicht ein einziges Mal umschaute und einfach weiterging. Hatte sie einen Ausweg entdeckt?, fragte Benny sich. Sie ging so schnell, dass er sie schon bald nicht mehr sah.
Setz dich in Bewegung oder stirb, trieb seine innere Stimme ihn an. Er machte ein paar hölzerne Schritte vorwärts und versuchte, das ungelenke Torkeln der Zombies zu imitieren, um nicht ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
Nicht stehen bleiben.
Er blieb nicht stehen ⦠bis zu dem Moment, in dem er den Rand der Betonplatte bei den Zapfsäulen erreichte. Von hier aus konnte er fast die gesamte Umgebung der Raststätte überschauen. Der Anblick verschlug ihm den Atem und Benny wäre fast in die Knie gegangen. Dort, inmitten einer wogenden Menge Abertausender Zombies â einer regelrechten Armee â ragte eine groÃe Gestalt mit massiger Brust und breiten Schultern auf, deren Haare noch weiÃer leuchteten als Lilahs. Aus den Holstern an Hüften und Schultern ragten Pistolengriffe hervor und in einer fast farblosen Faust steckte ein schwarzes, etwa ein Meter langes Metallrohr. Der Hüne stand zu weit weg, als dass er seine Augenfarbe hätte erkennen können, aber Benny war sich sicher â todsicher â, dass eines blau und das andere so rot wie Feuer sein musste.
Der weiÃhaarige Schemen starrte ihn an. Und lächelte.
Zombies drängten sich schlurfend um ihn. Aber sie griffen ihn nicht an, sondern steuerten an ihm vorbei auf die Tankstelle, auf Lilah und Nix zu. Und auf Benny. Dann schloss sich das Meer der Untoten um den Hünen und entzog ihn Bennys Sicht.
Aber das spielte keine Rolle. Benny hatte die Gestalt bereits gesehen.
Hatte ihn gesehen.
»Nein â¦Â«, wisperte er. »Nein.«
Dann drehte er sich um und setzte sich in Bewegung. Dabei ging er nicht vorsichtig vorwärts und schlurfte auch nicht wie ein Zombie. Nein, Benny Imura rannte, was das Zeug hielt, rannte um sein Leben. Und während er sich entfernte, spürte er diese Augen, die sich wie kaltes Feuer in seinen Rücken bohrten. Oh Gott! Wo war Tom? Benny meinte, über dem Stöhnen der Armee der lebenden Toten ein Geräusch zu hören. Es klang wie das tiefe, polternde und spöttische Gelächter des Mannes, den er eben noch deutlich inmitten der Zombies gesehen hatte.
Rotaugen-Charlie.
Aus Nixâ Tagebuch
Als ich noch ganz klein war, verdiente Mom nur mit Mühe genügend Rationendollar für uns beide. Vor der Ersten Nacht war sie Produktionsassistentin in Hollywood gewesen (einem Ort, wo Filme gedreht wurden, bevor Los Angeles mit Atomwaffen vernichtet wurde). Sie wusste nicht, wie man ein Feld bestellt oder etwas baut und versuchte, sich mit Nähen und Putzen durchzuschlagen. Es war eine schwere Zeit, aber sie beklagte sich nie und sagte mir auch nie, wie hart sie arbeiten musste. Dann war sie ein paar Wochen krank und konnte die Rechnungen nicht mehr bezahlen.
Zu dieser Zeit lernte sie Charlie Matthias kennen. Er wollte Mom überreden, mit ihm auszugehen, aber sie war nicht interessiert. Kein bisschen! Dann erzählte Charlie ihr, es gäbe eine Möglichkeit, an einem Tag so viele Rationendollar zu verdienen wie sonst in einem ganzen Monat. Es hatte nichts mit Sex oder so zu tun. Er sagte, sie müsse dafür nur einen Zombie befrieden.
Natürlich hat er ihr nicht erzählt, dass man sie mit einem Zombie in eine groÃe Grube werfen und ihr nur einen Besenstiel als Waffe geben würde. Das war an einem Ort, der Gameland genannt wurde, irgendwo versteckt in den Bergen. Die Leute kamen von überallher, um Wetten auf die sogenannten Z  -  Spiele abzuschlieÃen. Zombiespiele. Mom brauchte dringend Geld, also ging sie in die Grube.
Sie hat mir nie davon erzählt und ich kenne keine Einzelheiten. Ich weià nur, dass Charlie Mom eine Woche lang in der Grube
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