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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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Kopf gewickelt und ein verknoteter Zipfel steckte als Knebel in seinem Mund. Er konnte nur stöhnen. Wie ein Zombie.
    Er zwinkerte mit den Augen, um klarer zu sehen, doch es dauerte lange, bis er alles erkannte. Zuerst sah er nur Dreck und ein paar bucklige Grasklumpen, dadurch gelang es ihm aber, sich zu orientieren. Er lag auf der Seite auf dem Boden. Und erwar gefesselt und geknebelt. Panik erwachte in seiner Brust wie ein zitterndes Wesen. Er wollte laut schreien, die Aufmerksamkeit auf sich lenken und ruhig und vernünftig erklären, dass das alles ein Fehler sei. Sich entschuldigen für das, was auch immer er getan hatte, und womit er wen auch immer so unglaublich wütend gemacht hatte. Hatte Captain Strunk ihn ins Gefängnis geworfen? Hatten er, Benny und Morgie irgendwo ein Fenster eingeworfen? War er schon wieder dabei erwischt worden, wie er auf der Lamba-Farm Eier gestohlen hatte? Oder hatte eine der Stadtwachen gesehen, wie er Eier auf das alte Pettit-Haus geworfen hatte? Schmerzen wogten in ihm auf und ab wie Ebbe und Flut, unablässig und allumfassend. Es war ihm unbegreiflich, dass sein Körper an so vielen Stellen auf einmal wehtun konnte.
    Â»Hilfe!«, versuchte er zu rufen, doch das Wort kam nur als schwacher, sinnloser Grunzlaut heraus.
    Â»Sieh mal an«, sagte plötzlich eine Stimme. »Er ist wach.«
    Ein paar Zentimeter vor seiner Nase sah Chong jetzt einen Stiefel.
    Â»Du warst so lange weggetreten, dass ich schon dachte, ich müsste dich befrieden.«
    Der Mann besaß eine tiefe Stimme, die fremd und gleichzeitig seltsam vertraut war. Aber Chongs Kopf schmerzte zu sehr, um klar denken zu können. Er versuchte, den Hals zu drehen und nach oben zu sehen, konnte aber den Kopf nicht weit genug bewegen. Der Knebel schien irgendwie mit dem verbunden zu sein, womit man seine Hand- und Fußgelenke gefesselt hatte. »Bitte …« Es war nur ein Laut, aber der Mann lachte leise in sich hinein, als würde er verstehen.
    Â»Willst du was sagen, kleiner Mann?«
    Chong sah kurz etwas Silbernes aufblitzen, spürte kalten Stahl auf seiner Wange … und dann fielen die Enden des Knebels ab. Der harte Stoff teilte sich wie feine Gaze, als die scharfe Klinge ihn durchtrennte. Befreit von dem Druck, hustete und spuckte er, um den Knebel aus dem Mund zu bekommen. Seine Mundwinkel waren überdehnt und eingerissen, die Haut auf seinen Wangen abgeschürft. Er wand sich hin und her und versuchte, die Fesseln an Armen und Beinen abzuschütteln, doch die Knoten saßen zu fest.
    Â»Keine Sorge, kleiner Mann. Ich schneide dich schon los. Aber erst, wenn es mir passt.«
    Chong wollte nach oben schauen, aber der Mann trat so dicht an ihn heran, dass der saure Gestank des Stiefelleders in Chongs Augen und Nase drang. Er versuchte, zu sprechen, aber seine Kehle war so trocken wie Staub. »W…warum?«, krächzte er. »Wer sind Sie?«
    Wieder lachte der Mann in sich hinein. Das Lachen wirkte freundlich und passte so gar nicht zu dem, was gerade passierte. Und es war unerträglich vertraut. Es klang fast wie …
    Aber … nein … das war unmöglich!
    Der Mann hob den Fuß und ließ den Stiefel auf Chongs Gesicht herab. Allerdings handelte es sich nicht um einen Tritt, stattdessen platzierte der Mann die Sohle auf Chongs Wange und verstärkte langsam den Druck. »Schhh, gib jetzt Ruhe. Ich hab den Knebel durchgeschnitten, damit du atmen kannst. Aber das war keine Einladung, einen Haufen Fragen zu stellen, deren Antwort du eh schon kennst.«
    Chong runzelte die Stirn und versuchte, ihm mitzuteilen, dass er sich irrte – dass er, Chong, nicht alle Antworten kannteund dass das Ganze eine Verwechslung sein musste. Doch der Druck des Stiefels auf seinem Gesicht nahm beständig zu, bis der Mann schließlich so viel Gewicht hineinlegte, dass Chongs Kiefer knackte. Dann wurde der Druck so stark, dass Chong aufschrie vor Schmerz und glaubte, ohnmächtig zu werden.
    Â»Ich kann die ganze Nacht hier stehen«, sagte der Mann so beiläufig, als würde er übers Wetter reden. »Und ich höre erst auf, wenn du still bist und den Mund hältst. Kannst ja mal eine Minute drüber nachdenken, kleiner Mann. Ein Knebel ist nicht die einzige Möglichkeit, dich vom Quasseln abzuhalten. Ich kann dir auch die Zunge rausschneiden und sie an einen Baum nageln. Glaub ja nicht, dass ich scherze. Wär nicht das

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