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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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erste Mal, dass ich das mache … und glaub mir, das waren viel zähere Burschen als du.«
    Am liebsten hätte Chong laut geschrien, stattdessen presste er den Mund noch fester zu, als es der Knebel gekonnt hätte. Der Druck des Stiefels nahm stetig zu. Chong kniff die Augen zusammen und versuchte, einen Ort in seinem Kopf zu finden, an dem er sich verstecken konnte. Er wollte zu Hause in seinem Zimmer sein, umgeben von seinen geliebten Büchern. Wenn ein Monster in einer Geschichte allzu gruselig wurde, konnte er einfach das Buch zuklappen. Aber hier ging das nicht. Nicht in der Dunkelheit, nicht mit diesen Schmerzen, den Fesseln und dem Knebel.
    Der Mann hielt einen Moment inne und hörte, ob Chong irgendwelche Geräusche von sich gab. »Geht doch«, meinte er dann und nahm seinen Fuß weg … aber nicht, ohne den Druck noch ein letztes Mal kurz zu verstärken.
    Irgendwie jagte das Chong noch mehr Angst ein. Dieses Verhalten wäre nicht nötig gewesen, denn der Mann hatte ihn ja bereits besiegt und seine Stärke und Überlegenheit klar demonstriert. Diese letzte kurze Verstärkung zeugte von einer tieferen, primitiven Boshaftigkeit, einer verschlagenen, dreckigen Engherzigkeit. Chong war außer sich vor Angst. Ein paar endlos lange Minuten passierte gar nichts. Kein neuer Schmerz, keine Regung des Mannes, kein Geräusch seiner Schritte. Stand er irgendwo außer Sichtweite und beobachtete ihn? Chong wusste, dass es so war. Und das steigerte seine Angst noch mehr.
    Dann sagte der Mann: »Ich wette, deine Mami und dein Papi haben dir erzählt, dass es hier draußen im Ödland böse Menschen gibt. Leute, die dir schlimme Dinge antun … die dummen kleinen Jungen, die im weiten Leichenland herumlaufen, übel mitspielen. Böse Männer, die böse, böse Sachen machen.«
    Chong hörte ein kurzes Rascheln, und plötzlich war der Mann auf Händen und Knien und beugte sich so tief hinunter, dass sein Kopf nur Zentimeter von Chong entfernt auftauchte. Sein Gesicht war ein Anblick wie aus einem Albtraum, die Haut eine einzige Horrorshow. Jeder Zentimeter verbrannt und vernarbt. Ein Auge fehlte und an seiner Stelle befand sich nur noch ein schwarzes Loch in der pockigen geröteten Mondlandschaft. Haare so weiß wie Schnee rahmten das Gesicht ein.
    Dann flüsterte der Mann Chong fünf Worte zu: »Ich bin der böse Mann.« Er lachte und stand auf. »Weißt du, was wir jetzt machen?«
    Chong traute sich nicht, zu antworten. Er schloss die Augen, in der Hoffnung, das alles passiere nicht wirklich, und er flehte das Universum an, es möge nur ein Traum sein.
    Â»Ich werde dir die Fußfesseln aufschneiden, damit du laufenkannst. Und bei Gott, du wirst laufen. Wir haben noch viele Meilen vor uns, werden bis Mitternacht unterwegs sein. Du wirst jeden Zentimeter laufen und die ganze Zeit kein Sterbenswörtchen sagen. Keinen Mucks, nicht mal ein Winseln will ich von dir hören. Solltest du auch nur einen Furz lassen, werde ich dich in Stücke schneiden. Nick mit dem Kopf, wenn du mich verstanden hast.«
    Chong nickte wie wild.
    Â»Dann, etwa um Mitternacht – zur Geisterstunde, wie es früher hieß – kommen wir irgendwo an. Und weißt du auch, wo, kleiner Mann?«
    Chong schüttelte den Kopf, aber nur ganz zaghaft. Der Mann kniete sich wieder hin und sein heißer, von Whiskey getränkter Atem brandete an Chongs Ohr.
    Â»Ich bringe deinen dürren Arsch nach Gameland, kleiner Mann. Na, ist das nicht spannend?«
    Fast hätte Chong aufgeschrien, aber er wagte es nicht.

Die Welt schien nur noch aus Flammen, weißen Gesichtern und Tod zu bestehen. Benny und Nix stürmten durch die Nacht, auf der Flucht vor einer infernalischen Hitze. Sie folgten keiner eindeutigen Richtung, aber vor ihnen waren ohnehin zu viele Zombies, um einen klaren Fluchtweg einzuhalten.
    Â»Wie viele sind es?«, keuchte Benny. Allerdings war das für lange Zeit das Letzte, was er laut sagte, denn diese vier Worte hätten ihn fast das Leben gekostet. Das Feuer unten auf dem Feld zog die Aufmerksamkeit der meisten Zombies auf sich, doch seine Stimme ertönte unnatürlich laut. Plötzlich wandten sich alle wachsbleichen, totenmaskengleichen Gesichter ihm und Nix zu.
    Die beiden hielten abrupt inne, stellten sich Rücken an Rücken und zogen ihre Schwerter.
    Ich habe unser Todesurteil gesprochen, dachte

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