Lost Land
gestalten.«
»Fairer«, pflichtete der Hammer ihm bei.
»Wir haben unsere Waffen abgelegt.«
»Alle?«, stieà Chong keuchend hervor.
»Jede einzelne. Knarren, Messer, das Lieblingsrohr des Hammers, Nunchakus, sogar diese Wurfsterne, die der Hammer dem toten Zombie abgenommen hat, der früher die Karateschule aufder anderen Seite des Tals besaÃ. Wir haben uns bis auf die Jeans ausgezogen und sind einfach ran, mano a mano.«
»Ihr seid wie ran?«, hakte Morgie nach.
»Das heiÃt âºHand zu Hand⹠«, erklärte Chong.
»Es heiÃt âºMann gegen Mann⹠«, blaffte Charlie.
Selbst Benny wusste, dass Charlie sich irrte, aber er widersprach nicht. Jedenfalls nicht in dessen Gegenwart â so blöd war niemand.
Charlie warf Chong einen raschen, gehässigen Blick zu und vertiefte sich wieder in seine Geschichte. »Na, jedenfalls sind wir mit bloÃen Händen auf sie los und wir haben diese Zombies derart übel zugerichtet, dass sie überrumpelt abgekratzt, dann wieder aufgewacht und anschlieÃend vor Scham gleich noch mal abgenibbelt sind.«
Alle brachen in Gelächter aus.
In diesem Moment räusperte sich jemand â und sämtliche Blicke richteten sich auf Randy Kirsch, den Bürgermeister der Stadt, der mit verschränkten Armen dastand. Er neigte den kahlen Kopf leicht zur Seite und musterte zuerst Benny, dann Chong und schlieÃlich Morgie von Kopf bis FuÃ. »Solltet ihr Jungs nicht drauÃen sein und euch einen Job suchen?«
»Ich hab einen Job«, erwiderte Chong rasch.
»Ich bin 14«, sagte Morgie.
»Wir sind nur kurz rein, um eine Flasche kalte Limonade zu trinken«, erklärte Benny.
»Das wär dann ja erledigt, Benjamin Imura«, sagte Bürgermeister Kirsch. »Und jetzt raus mit euch, ihr drei.«
Benny dachte, Charlie würde vielleicht widersprechen, doch der Kopfgeldjäger zuckte nur die Achseln. »Tja ⦠ihr Jungsmüsst euch eure Rationen genauso verdienen wie Erwachsene. Zieht Leine.«
Während Benny und die beiden anderen langsam aufstanden und am Bürgermeister vorbei zur Tür stapften, war Charlie bereits wieder auf vollen Touren und gab eine weitere seiner Geschichten zum Besten, woraufhin alle lachten. Nur der Bürgermeister folgte den Jungen zur Tür hinaus.
»Benny«, sagte er leise, wobei die Sonne auf dem glänzenden Scheitel seines kahl rasierten Schädels flimmerte. »Weià Tom, dass du hier rumhängst?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Benny ausweichend. Er wusste verdammt gut, dass Tom nicht den geringsten Schimmer hatte, dass er jeden Nachmittag mehrere Stunden damit verbrachte, sich die Geschichten von Charlie und dem Hammer anzuhören.
»Ich glaube nicht, dass es ihm gefallen würde«, sagte Bürgermeister Kirsch.
Benny hielt seinem Blick stand. »Schätze, es ist mir herzlich egal, was Tom gefällt und was nicht«, entgegnete er und fügte dann noch ein »Sir« hinzu, als könne dieses Wort seinen Tonfall irgendwie mildern.
Bürgermeister Kirsch kratzte sich an seinem dichten schwarzen Bart. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder: Was er auch immer hatte sagen wollen, er behielt es für sich. Benny, der sich nicht in der Stimmung für eine Gardinenpredigt fühlte, war dies nur recht.
»Ab mit euch«, sagte Kirsch schlieÃlich. Erblieb noch eine Weile auf der Veranda des Krämerladens stehen, doch als Benny das Ende der StraÃe erreicht hatte und sich noch einmal umdrehte, sah er den Bürgermeister in den Laden zurückkehren.
Der Bürgermeister lebte mit seiner Familie in dem Haus neben Benny, und er und Tom waren Freunde. Bürgermeister Kirsch redete ständig davon, wie tough Tom war und was für ein guter Jäger und welch gutes Vorbild er doch für alle Kopfgeldjäger sei. Blablabla. Benny hätte kotzen können. Wenn Tom ein so gutes Vorbild als Kopfgeldjäger abgab, warum erzählten die anderen Kopfgeldjäger dann nie Geschichten über ihn? Keiner von ihnen prahlte damit, er habe gesehen, wie Tom im Alleingang vier Zombies gleichzeitig niedergemetzelt hatte. Selbst Tom redete nicht darüber. Kein einziges Mal hatte er Benny davon erzählt, was er drauÃen im Leichenland tat. Wie langweilig! Benny fand, dass der Bürgermeister einen Dachschaden hatte. Tom war für niemanden ein
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