Lost Land
witzig â fast hätte ich mir in die Hose gemacht«, sagte Benny ausdruckslos. Dann fügte er hinzu: »Warte mal, das versteh ich nicht. Die Händler führen doch ständig Lebensmittel ein. Und die ganzen Kühe, Hühner und so weiter ⦠die wurden doch alle von Reisenden und Jägern und solchen Leuten in die Stadt gebracht, richtig? Also â¦Â«
»Also warum glauben die Leute, sie könnten dieses Zeug gefahrlos essen, aber nicht die Nahrung, die hier drauÃen wild wächst?«
»Ja.«
»Gute Frage.«
»Und? Wie lautet die Antwort?«
»Die Leute in der Stadt trauen nur dem, was sich innerhalb des Zauns befindet. Gegenwärtig innerhalb des Zauns. Käme es von drauÃen, würden sie eine Bemerkung darüber machen. An jedem zweiten Mittwoch im Monat hört man überall Kommentare wie âºWird langsam mal Zeit für die Wagen, was?â¹, aber niemand will sich wirklich eingestehen, woher die Wagen kommen oder warum sie mit Metallfolie bedeckt und die Pferde mit Teppichdecken und Kettenpanzern geschützt sind. Sie wissen es und wissen es doch nicht. Oder sie wollen es nicht wissen.«
»Das ergibt keinen Sinn.«
Tom ging noch ein Stück, ehe er erklärte: »Es gibt die Stadt und es gibt das Leichenland. Das sind zwei unterschiedliche Welten, verstehst du?«
Benny nickte. »Ich glaub schon.«
Plötzlich hielt Tom inne und starrte mit zusammengekniffenen Augen nach vorn. Benny konnte nichts erkennen, doch Tom packte ihn am Arm, zog ihn rasch weg von der StraÃe und führte ihn in einem weiten Kreis durch das Wäldchen.
Verwundert spähte Benny zwischen den Hunderten von Baumstämmen hindurch und konnte schlieÃlich einen flüchtigen Blick auf drei Zombies werfen, die sich langsam die StraÃe entlangbewegten. Einer der Untoten war noch vollständig, die anderen besaÃen an den Stellen tiefe Löcher unter zerfetzter Haut, wo andere Untote zu ihren Lebzeiten über sie hergefallen waren.
Benny öffnete den Mund und wollte Tom fragen, woher er wusste, dass die Zombies ihnen entgegenkamen. Doch Tom legte stumm einen Finger an die Lippen und setzte seinen Weg fort, wobei er sich geräuschlos durch das weiche Sommergras bewegte.
Als sie weit genug entfernt waren, führte Tom sie zurück auf die StraÃe.
»Ich hab sie nicht mal gesehen!«, stieà Benny hervor und drehte sich um.
»Ich auch nicht.«
»Wie hast du dann �«
»Man bekommt ein Gespür dafür.«
Doch Benny gab sich damit nicht zufrieden und schaute sichweiterhin um. »Ich kapier das nicht. Das waren doch nur drei. Hättest du sie nicht â¦Â«
»Was?«
»Töten können«, schlug Benny unumwunden vor. »Charlie Matthias meinte, er würde keine Mühe scheuen, um ein oder zwei Zombies klein zu hacken. Er läuft vor gar nichts weg.«
»So etwas erzählt er also?«, murmelte Tom und setzte seinen Weg fort.
Benny zuckte nur die Achseln und folgte ihm dann.
Tom zog Benny noch zwei weitere Male von der StraÃe, damit sie umherirrenden Zombies ausweichen konnten. Nach dem zweiten Mal, als sie den Geruchsbereich der Wesen hinter sich gelassen hatten, packte Benny Tom am Arm und fragte: »Warum knallst du sie nicht einfach ab?«
Tom entzog ihm sanft seinen Arm und schüttelte den Kopf, gab aber keine Antwort.
»Was denn, hast du etwa Angst vor ihnen?«, rief Benny.
»Nicht so laut.«
»Warum? Hast du Angst davor, dass ein Zombie kommt, um dich zu holen? Der groÃe, toughe Zombiekiller hat Angst davor, einen Zombie zu töten!«
»Benny«, knurrte Tom, dem allmählich der Geduldsfaden riss, »manchmal erzählst du wirklich nur Blödsinn.«
»Wenn du meinst«, sagte Benny und drängte sich an ihm vorbei.
»WeiÃt du überhaupt, wohin du gehst?«, fragte Tom, als Benny ein Dutzend Schritte vorausmarschiert war.
»Hier entlang.«
»Ohne mich«, erwiderte Tom und stieg den Hang eines Hügels hinauf, der sich links von der StraÃe erhob.
Vor Wut kochend, blieb Benny eine geschlagene Minute mitten auf der StraÃe stehen. Dann folgte er Tom den Hang hinauf und stieà die schlimmsten Verwünschungen hervor, die er kannte.
Auf der Hügelkuppe befand sich ein schmaler Pfad, dem sie stumm folgten. Gegen zehn Uhr wanderten sie durch eine Landschaft mit steileren Hügeln und Tälern, die von
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